„Der schönste Garta em Land“

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Seit über 60 Jahren findet nun schon der Gmünder Mütterfasching statt und auch am Dienstag wieder zeigte sich, dass Gmünds älteste Faschingsveranstaltung für viele längst zu einer liebgewonnenen Tradition geworden ist.

Mittwoch, 19. Februar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Als vor über 60 Jahren der Gmünder Mütterfasching ins Leben gerufen wurde, waren die Zeiten alles andere als einfach. Viele Männer waren noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt und den Alltag zu bewältigen, glich einem täglichen Kampf. Um den Frauen, wenigstens für ein paar Stunden, eine Freude zu bereiten, wurde der Mütterfasching ins Leben gerufen.
Aber nicht nur, weil es für viele Tradition hat, ist diese Veranstaltung nach wie vor gut besucht. Es ist die Qualität der Beiträge und die große Freude der Auftretenden, die die Veranstaltung des Katholischen Müttervereins auch nach 60 Jahren noch zu etwas ganz besonderem machen. So wird auch die Präsidentin Margrit Klaus nicht müde zu betonen, wie stolz sie auf das große Engagement von Marita Miller und Gisela Doneit ist. Beide gestalten mit viel Aufwand und Herzblut das jährliche Programm. Nicht zu vergessen die vielen Beteiligten, die schon zum festen Inventar gehören, wie beispielsweise auch Gerhard Carl am Klavier und Otto Röttele am Schlagzeug, die für die musikalische Begleitung sorgen.
„Der Mütterverein macht Radau zum Start der Gmünder Gartenschau“, lautete dieses Jahr das Motto und es wurde nicht zu viel versprochen. Wie immer dauerte es nicht lange, bis die gute Laune auf die 200 Besucher im großen Saal im Franziskaner überschwappte. Hier bildete auch der 81-​jährige Pfarrer Alfons Wenger keine Ausnahme. Im Gegenteil: „Wenn ich die 81 umdreh lieber Herr Wenger, sind Sie ein 18-​jähriger, junger Renner“, bescheinigte Margrit Klaus ihm seine Jugendlichkeit.
Brillant auch Pfarrer Johannes Waldenmaier, der in seiner Rolle als „alta Eich’ vom Zeiselberg“ seine ganz eigene Sichtweise vom „Gmendr Gartaschauwerk“ kundtat und die letzten Monate Revue passieren ließ. Angefangen vom „Pressluftgetacker“ und die Bagger über die Gebäude („so manches isch verschwonda) und die Straßenzüge („hot ma boga ond neu durchgwonda“) ging er auch auf Remsstrand („hot Flair“) und das grüne Band ein und freute sich, dass er – als alta Eich’ am Zeiselberg – auch miteinbezogen wurde. Schön auch deshalb, weil die Eich’ „natürlicher ond ned künstlich“ wie der Himmelsstürmer sei; „den fresset bis en a paar Johr eh d’Borkakäferwürmer“. Einen weiteren Seitenhieb gab’s auch für die Namensgebung, „denn scho mol hot dr Herrgott gega en Turm sich g’wehrt“. Ins Schwärmen geriet er dann beim „wunderbara Gmendr Salvator-​Anblick“.
Lob gab’s – ebenfalls in schwäbischer Reimform – für die unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden. Auch habe man gleichsam Wege „zom Glauba“ wieder freigelegt, in dem man den alten Sinn vom Salvator pflegt, „dass Schweres ond s’Leida für andre bringt Gewinn, des isch dieser religiösen Stätte tiefer Sinn“. Auch die Schätze, die Gmünd schon seit hunderten von Jahren besitzt, ließ die alte Eiche vom Zeiselberg in ihrer Ansprache nicht unerwähnt, erwähnte dabei Prediger und Münster ebenso wie die Johanniskirche und den Marktplatz; „manches war, ischd ond bleibt zeitlos a Kleinod en Gmend“. Sicher ist sich die alte Eiche in einem: „Vom Frühjahr bis zum Herbst gespannt isch Gmend dr schönste Garta em Land.“
Jede Menge Lacher ernteten die Akteure auch für ihre Bauernregeln; eine lautete: „Wenn der Rotz gießt bei de Kinder, dann isch Winter“. Ein Rädchen lief ins andere, alle hatten sich gut vorbereitet – das spürte man. Da war Wolfgang Meier, der als ehrenamtlicher Gartenschauführer vom Oberbürgermeister höchstpersönlich entsandt wurde, und da war Alfred Rieg, der als Zigarettenverkäufer bei der Gartenschau nicht nur für jede Menge Lacher sorgte, sondern für seinen tollen Auftritt auch jede Menge Bewunderung erntete.
Wie viel Herzblut in all den Auftritten steckte, merkte man nicht zuletzt daran, dass die Akteure fast alles auswendig gelernt hatten, so wie Gisela Doneit, die als Heino gleich mehrere Lieder zum besten gab, und Marita Miller, die als Hansi Hinterseer auftrat und ebenfalls brillierte. Manche Faschingsveranstaltungen sind noch das, was sie mal waren – der Mütterfasching gehört zweifelsohne dazu.