Auf dem Weg zum Musical-​Star: Die Gmünderin Luisa Meloni wird in Hamburg ausgebildet

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Nur die Besten der Besten werden genommen: Die Gmünderin Luisa Meloni ist eines von zehn deutschen Nachwuchstalenten, das es in die Hamburger Kaderschmiede künftiger Musical-​Stars geschafft hat.

Donnerstag, 06. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
277 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). In Filmen über Tänzerinnen, Boxer, Reiter, Kriegerinnen, was auch immer, gibt es immer einen Teil, der in Momentaufnahmen zeigt, wie die Jahreszeiten ins Land ziehen und aus Begeisterung Meisterhaftes wird. Aus Wollen Können. Mit Musik unterlegt sind da Fehl– und Rückschläge ebenso dokumentiert wie das allmähliche Hineinfinden der Helden in ihre Ausnahmerolle. Für Luisa Meloni gibt es solche Momentaufnahmen nicht. Nur harte Arbeit von 8.30 bis 19.30 Uhr, an fünf, künftig an sechs Tagen in der Woche. Früh übt und hart arbeitet sich, wer Musicalstar werden will. Ob sie oft Muskelkater hat? Eine Frage, die die junge Gmünderin lächeln lässt. Dass der Körper an seine Grenzen gebracht wird, ist Dauerzustand. Und natürlich hat er sich verändert, dieser Körper, ebenso wie der Mensch, der da mit so viel Disziplin an sich arbeitet. Modern Dance, Jazz, Ballett wird bis zum Umfallen trainiert. Gesangsunterricht, Liedinterpretationen, Ko-​Repetition, Schauspieltechnik und –improvisation, Sprecherziehung, „Body und Speech“ – eine Einheit, die den Körper für Ausdrucksstärke und klangvolle Präsentationen nutzt – sowie der Performance-​Teil, der das alles verbindet. Von früh bis spät. Vor 21 Jahren wurde Luisa in Gmünd geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren meldeten die Eltern sie im Studio Vera Braun an: Kein aufs Kind übertragener Ehrgeiz, kein Gedanke an eine mögliche Karriere, es war wohl nur so, dass die Kleine keine Kindersendungen sehen, sondern sich immer nur zu den Viva-​Tanzclips bewegen wollte, und dass die Mama meinte, so viel Leidenschaft, Freude und Talent müsse gefördert werden. In Vera Brauns Showteam sammelte das Kind, aus dem ein Teenie wurde, in Prediger und Stadtgarten etwa erste Bühnenerfahrung – und stellte fest, wie sehr das all ihrem Wollen und Träumen entsprach. Auch der Gesang spielte schon früh eine Rolle; Luisa sang immer in Schulchören. Am Scheffold-​Gymnasium, wo sie später Abitur machte, wählte sie den Musikzug und war so oft es ging bei Aufführungen dabei; damals begann sie auch mit dem Gesangsunterricht. Als sie sich 2009 bei den Musical-​Kids! bewarb, die den Zauberer von Oz planten, hatte sie bereits elf Jahre lang getanzt, drei Jahre gesungen. Eigentlich lächelt sie, wollte sie ja nur ins Ensemble, statt dessen gab’s mit der Dorothy gleich die Hauptrolle: Luisa ist also der beste Beweis dafür, dass es ohne langjährig im Verein engagierte Eltern geht, ganz ohne Beziehungen – nur mit Talent und Begeisterung. Dass die Freundschaften, die damals begründet wurden, „fürs Leben“ sind, weiß sie gewiss. Peter Pan war ihre zweite Produktion, und sie erzählt von einem so unbedingten, uneingeschränkten Einsatz, wie ihn wohl nur die ganz Jungen aufzubringen vermögen: „Als wir beim Schlussapplaus der Premiere nochmal alle zusammen das Titellied Fliege Deinen Traum gesungen haben und der ganze Saal aufstand war das ein überwältigender Moment.“ Für sie waren das die ersten Standing Ovations: „Mir sind die Tränen in die Augen geschossen, und alle Anstrengungen waren vergessen und ich war mir so sicher wie nie zuvor, dass ich auf dem richtigen Weg bin, weil ich genau das machen darf, was mich glücklich macht.“ Sie besuchte in Stuttgart workshops einer privaten Hamburger Musikschule, trainierte ab 2011 bei Fawn Arnold einer Stuttgarter Musicaldarstellerin tanzte im Ensemble der Kolping-​Musicals – in Sweet Charity spielte sie die Helen –, gewann den Gmünder Profi Claus Biechele für wertvolle Schauspiel-​Tipps; Karren Foster gab ihr Ballettunterricht, und überhaupt war sie ständig irgendwo am üben und trainieren: Das Abitur geriet da eher zur Nebensache. Die Eltern haben sie immer darin unterstützt, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen, sagt sie. Und es ist tatsächlich ihre Traumschule, an der sie jetzt ausgebildet wird. Die Joop van den Ende-​Academy in Hamburg, für die sie sich schon während der Schulzeit beworben hat, ist eine Privatschule im Unternehmen der Stage-​Entertainment, eines der führenden Unternehmen im internationalen Live-​Entertainment, dem unter anderem die Musicals im SI-​Centrum zu verdanken sind. Luisa Meloni ist in einem Jahrgang, in dem keine hohen Studiengebühren mehr zu zahlen sind: Als klar war, dass die besten Schüler nicht die mit den reichen Eltern sind, begann Stage Entertainment damit, die Kosten zu übernehmen – auch um sicher zu stellen, dass wirklich die Besten antreten. Das war ihre große Chance. „Besser geht’s nicht“, sagt Luisa, auch mit Blick auf die staatlichen Schulen in Essen und München. Von 400 Bewerberinnen und Bewerber wurden in einem viertägigen gnadenlosen Auslese-​Prozess zehn ausgewählt. Sie selbst hatte unter anderem ein Lied aus „Les Miserables“ und Ingrid Lausunds witzigen Hysterikon-​Monolog eines Mädchens in der Sinnkrise vorbereitet – offenbar die richtige Wahl. Dann zeigte sie, wie schnell sie Choreografien verinnerlicht und wie sie sich bewegt. Und natürlich zählten Ausdruck und Präsenz. Die Zeit bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse hat richtig Nerven gekostet. Dass sie es geschafft hat, erfuhr sie im Zug, kurz vor Gmünd, von Perrin Manzer Allen, dem künstlerischen Leiter, und von Direktorin Constanze Klostermann – natürlich ist sie ihrem Vater am Bahnhof überglücklich jubelnd um den Hals gefallen. Fast ebenso froh war sie, dass sie jetzt das erste Semester gemeistert hat — durchaus nicht selbstverständlich bei den Maßstäben, die angelegt werden. Die kurzen Ferien? Da wurde natürlich trainiert und mit und für die Airbus-​Gala weitere Erfahrung gesammelt. Sechs Jungs, vier Mädels werden in Luisas Jahrgang ausgebildet – einige von Kindheit an mit durchgehender Profi-​Begleitung in der Großstadt, andere wie Luisa Meloni, die zeigen, was auch kleinere Städte an Ausbildung zu bieten haben. So unterschiedlich sind sie alle, auch im Typ, sagt sie, dass Konkurrenzsituationen gar nicht erst entstehen – nur Freundschaft und Verbundenheit. All die Strapazen schweißen zudem zusammen; Zeit für Privatleben gibt es ohnehin kaum. Wenn sie die drei Jahre durchsteht, ist sie diplomierte Musical-​Darstellerin, und die Bühnenwelt steht ihr offen.

Die Joop van den Ende-​Academy: Mit der Eröffnung 2003 in der Hamburger Speicherstadt, hat Stage Entertainment eine Möglichkeit geschaffen, junge Talente für die Arbeit auf der Bühne vorzubereiten.
Mit dem Wintersemester 2011/​2012 hat die Schule das Ausbildungssystem umgestellt. So ist seit dem eine Aufnahme nur noch über Vollstipendium möglich, welches der Förderverein Freunde der Joop van den Ende Academy vergibt. Somit muss das monatliche Schulgeld in Höhe von 1000 Euro nicht mehr von den Schülern selbst getragen werden. Um die Qualität der Ausbildung zu gewährleisten, wurde zudem die Schülerzahl von derzeitigen 16 auf zehn reduziert.
Die Dauer der Ausbildung beträgt in der Regel drei Jahre. Der Unterricht, der hauptsächlich aus den drei Bereichen Schauspiel, Gesang und Tanz besteht, wird von einem internationalen Dozententeam abgehalten, von dem die meisten Dozenten neben ihrer Tätigkeit an der Schule selbst in Musical– oder Theaterproduktionen auf der Bühne stehen. Dadurch soll eine möglichst große Praxisnähe der Ausbildung erreicht werden.