„Islamische Gemeinde“ baut im Schindelackerweg ihr Gemeindehaus um: „Keine Moschee“

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die islamische Gemeinschaft baut ihr Gemeindehaus um – viel schöner soll es werden, den Gläubigen mehr Platz bieten, Veranstaltungen möglich machen. Die RZ wollte mehr wissen.

Donnerstag, 06. März 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (bt). „Unser Ziel ist es, die Oststadt schöner zu gestalten, schöner für alle“, sagt ein Sprecher der 1996 von 52 Familien gegründete Gemeinschaft der Bosniaken in Gmünd. Dass hier Muslime beten, war nach außen nicht sichtbar, und auch künftig gebe es am Briefkasten den einzigen Hinweis auf die „islamische Gemeinschaft“. Wird da eine Moschee gebaut, war eine Frage an die RZ, die auch von Baubürgermeister Mihm beantwortet wird: Es handle sich bei diesem Bauvorhaben sicher nicht um den Neubau einer Moschee, sondern um Abbruch und Neubau des vorhandenen genehmigten Gebetsraums auf der bestehenden Gebäudegrundfläche. Stadtsprecher Markus Herrmann berichtet, es habe keine Einwände der Nachbarn gegeben. Mit dem Bau wurde im September begonnen; 57 Mitglieder haben dem Bau seither 3500 Arbeitsstunden geschenkt. Finanziert wird das Projekt über Spenden; der Verein will seine Zukunft nicht mit Schulden belasten. Äußerlich soll sich wenig verändern — das neue Zeltdach wird um einen halben Meter höher sein; es gibt einige runde Fenster und eine vorgeschriebene Feuertreppe von der künftigen Frauenempore aus – bislang war der obere Gebäudeteil ungenutzt. Bei den Nachbarn, die den Bau und all die damit verbundenen Belastungen mittragen, bedankt sich der Verein herzlich: „Wir hoffen, dass es bei dieser guten Nachbarschaft bleibt und Sorgen oder Kritik zuerst zu uns getragen werden.“ Vorsitzender Suljo Zahirovic und Imam Mirhed Joldic, der fließend deutsch spricht, vertreten die islamische Gemeinschaft, die kaum in Erscheinung tritt. 2009 wurde das Gemeindehaus gekauft und renoviert. Es gab eine Wohnung, ein Klassenzimmer für die 46 Kinder zwischen 6 und 16 Jahren und einen Gebetsraum, der schon bald aus allen Nähten platzte – immerhin sind es heute 134 Familien, die sich dort zu Gemeinschaft und Gebet treffen. „Zum Fastenbrechen können wir niemanden einladen, finden ja schon unsere Mitglieder keinen Platz.“ Die Mitglieder sind muslimische Bosniaken aus Ex-​Jugoslawien, also aus Bosnien, Serbien und Montenegro. Die Ausübung religiöser Pflichten ist ihnen wichtig, Bildung – ein Drittel der Kinder besucht das Gymnasium –, Veranstaltungen wie Konzerte oder Buchvorstellungen sowie Wohltätigkeit: Am morgigen Samstag wird der Frauentag gefeiert und Geld für drogenabhängige Kinder in Srebrenica gesammelt; die Gemeinschaft übernimmt auch Patenschaften für Waisen. Es gibt größere Veranstaltungen mit Livemusik in der Schwerzerallee sowie eine enge Verbindung zum bosnischen Kulturverein aus Heubach, der jetzt in Gmünd daheim ist. Vor allem für die Älteren werden Ausflüge etwa auf die Insel Mainau organisert. Der Verein engagiert sich im Rahmen der Glaubenswege in der Oststadt – Imam Joldic ist da sehr aktiv –. Und auch sonst, wird betont, sei man in der Oststadt daheim. Mit Stadtteilkoordinator Bernhard Bormann gibt es ein gutes Miteinadner und vor allem Bürgermeister Bläse fühlt man sich sehr verbunden: „Er hat uns das Gefühl gegeben, nicht nur in Gmünd zu wohnen, sondern auch Gmünder zu sein.“ Bläses Einsatz werde sehr geschätzt.