Neu umgebautes und saniertes Blindenheim feierlich wieder eingeweiht

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Drei Jahre dauerten die Arbeiten am und im Blindenheim, die während dem laufenden Heimbetrieb stattfanden. Die Freude über das Gebäude mit neuen, freundlichen Zimmern, hellen Aufenthaltsbereichen und einem schönen Garten ist groß.

Sonntag, 13. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (apr). „Der Palmsonntag gibt dem Tag eine besondere Prägung und unsere Freude über den vollendeten Umbau und die Sanierung des Blindenheimes ist groß.“ Mit diesen Worten begrüßte der evangelische Dekan Immanuel J.A. Nau gestern eine große Gästeschar, um das helle, schöne Blindenheim wieder einzuweihen und seiner weiteren Bestimmung zu übergeben.
Mit dem Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ leitete Nau in eine besondere Andacht ein, denn zu Palmsonntag ging er näher auf den treuen Begleiter ein, mit dem Jesus in Jerusalem einritt – dem Esel. Zu diesem Zeitpunkt riefen die Leute noch „Hosianna“ (Hilf doch), ein paar Tage später dann „kreuzigt ihn“ und nach der Wiederauferstehung „Halleluja“. Auch ein Esel sei Teil des Hosianna, denn er hilft. Er hilft tragen, Lasten abnehmen, er zieht Karren und trägt seinen Reiter. Und das Tier habe eine Eselsgeduld.
Dies gelte auch für die Mitarbeiter im Blindenheim, sie seien auch wie Esel, trügen des anderen Last, helfen, zeigten Solidarität mit den gehandicapten Menschen im Heim. Nau ging auf das Brauchtum in der katholischen Kirche ein, am Palmsonntag Palmen oder Palmbüschel herzustellen. Gemeinsam mit Ilse Richler von der katholischen Kirchengemeinde überreichte er dem Blindenheim einen Palmstock mit drei Eiern als Zeichen der Gerechtigkeit, des Sieges und als Symbol für neues Leben.
Schmunzelnd nahm Oberbürgermeister Richard Arnold die Worte des Dekans auf. „Dekan Nau hat über den Esel gepredigt, vor Ihnen steht der Stadtesel, der manchmal auch störrisch sein kann.“ Er ließ die Geschichte des früheren Blindenasyls und des heutigen Blindenheimes Revue passieren, die dokumentiert, das Gmünd schon vor über 170 Jahren human und fortschrittlich war. Denn bei der Gründung des Blindenasyls 1831 waren die Statuten eindeutig, die Ziele hoch, man wollte erwerbsunfähigen, heimatlosen und älteren mittellosen Blinden beiderlei Geschlechts ohne Unterschied der Konfession Obdach und Schutz gewähren.
Die erste Einrichtung dieser Art in Württemberg und eine der 15 ersten in Europa, so der OB, wurde auch nicht an den Rand der Stadt sondern mitten hinein gebaut. Heute nach dem Umbau und einer umfassenden Sanierung gibt das Gmünder Blindenheim 63 Heimbewohnerinnen und Bewohnern eine Heimat, dass die Umbauarbeiten während dem laufenden Betrieb vonstatten gingen, nötigte dem Stadtoberhaupt Hochachtung und Dank ab. Richard Arnold schloss mit den anrührenden Worten der blinden und tauben amerikanischen Schriftstellerin Helen Keller: „Die besten und schönsten Dinge auf dieser Welt kann man weder hören noch sehen, man muss sie mit dem Herzen fühlen.“
Sozialdezernent Josef Rettenmaier überbrachte die Grüße des Landrats sowie des Kreistages. Er freute sich ebenfalls, dass das Blindenheim in der Weise umgebaut werden konnte, wie es sich nun präsentiert. Denn das langjährige Werk hat auch den Landkreis beschäftigt. So war Rettenmaier mit daran beteiligt, dass die Maßnahme als Sonderfall mit Landesmitteln bezuschusst wurde. Der Sozialdezernent nannte das Gmünder Blindenheim ein Herzstück der sozialen Infrastruktur des Landkreises. Er betonte in seiner Ansprache vor dem Hintergrund steigender Zahlen bei den Pflegebedürftigen – heute sind es 8300, 2030 werden es 11 200 sein – an die Ausbildung und Gewinnung junger Menschen in Pflegeberufe zu denken. „Ich habe große Sorge, denn schon heute ist in den pflegerischen Bereichen der Fachkräftemangel spürbar und sichtbar.“
Worte des Dankes richtete Architekt Martin Klaiber insbesondere an die Handwerker, die Fachplaner, die mitgeholfen haben, dieses Werk neben dem Betrieb umzusetzen. Johannes Kessler dankte für die Diakonie und zollte den Beteiligten am großen Werk viel Respekt und Anerkennung. Wolfgang Hecke vom Blindenverband Ostwürttemberg dankte ebenfalls für die Investition in und für Menschen mit Sehbehinderungen oder Erblindung.
Manfred Stahl ließ als Stiftungsvorstand ebenfalls den Umbau Revue passieren. Er legte beeindruckende Zahlen vor: Insgesamt wurden 4,3 Millionen Euro investiert – in freundliche, helle Zimmer, ein Licht in der Finsternis, schöne Aufenthaltsbereiche und auch die Verwaltung und die Pflegekräfte kamen nicht zu kurz. Zum Ende seiner Rede konnte er noch zwei treue Wegbegleiter überraschen, Rainer Corrinth und Dieter Gerrmann wurden mit dem „Kronenkreuz der Diakonie in Gold“ ausgezeichnet.
Sabine Domhan, die Einrichtungsleiter dankte am Schluss allen Grußwortrednern, den Handwerkern und allen die den Umbau und die Sanierung über drei Jahre begleitet haben und lud zum festlichen Imbiss und Umtrunk ein. Umrahmt wurde der festliche Vormittag vom Posaunenchor unter der Leitung von Frank Balint und dem Fanfarenzug der Staufersaga.