Warum High School Musical anders ist /​Nicht mehr lange bis zur Premiere der Musical Kids!

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Der Paketdienst bringt 40 Paar Schuhe. Von einigen Hauptdarstellern haben die Gmünder nie gehört. Bei derjüngsten Produktion der Musical Kids! ist einiges neu, einiges anders – und das Kreativteam hat alle Hände voll zu tun.Thomas Sachsenmaier, Sylvia Dehling, Reinhard Menzel und Kathrin Elhaus-​Schaile vom Kreativteam der Musical Kids! im Gespräch mit der RZ.

Sonntag, 06. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
217 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Von Verzauberung und Feenstaub spricht Thomas Sachsenmaier. Hat er sich in der Produktion vertan? „High School Musical“ ist immerhin die erste Produktion der Musical Kids!, in der nicht von daumengroßen Heldinnen erzählt wird, von Kindern, die fliegen können oder von Kansas nach OZ gewirbelt werden. Es geht um ganz normale Menschen, um junge zudem, die ihre Rolle im Leben erst noch finden müssen. Was erwartet die Umwelt, was verlangen sie selbst sich ab: Das ist Alltag, keine Zaubergeschichte. „Wir zeigen, dass auch in einer solchen Geschichte Magie steckt“, ist Regisseur Sachsenmaier überzeugt. Die anderen Macherinnen und Macher im Hintergrund sehen das ähnlich: Seit für die Volksbank einige Kostproben aufgeführt wurden und das Publikum die Kids! schlicht zauberhaft fand, wissen sie, dass diese Musical-​Wahl die Richtige war – ihnen dürfte ein Riesenstein vom Herzen gefallen sein.
Thomas Sachsenmaier, Sylvia Dehling (Kostüme), Kathrin Elhaus-​Schaile (Bühnenbild) und Reinhard Menzel (Projektleitung) erklärten im Gespräch mit der Rems-​Zeitung, warum es ein Risiko war, das erfolgreiche Disneymusical auszuwählen, das eigentlich allein durch seine Bekanntheit und seine Klasse-​Musik Erfolg garantiert. Für den Zauber nicht auf Elfen zurückgreifen zu können, der Genrewechsel also, war beileibe nicht das größte Problem.
Über die Hälfte der rund zwei Dutzend Hauptrollen wurde „fremdbesetzt“, wird also von erst beim Casting entdeckten Talenten gesungen und gespielt – auf die meisten erfolgversprechenden Eigengewächse des Vereins, die vor allem durchs Studium weggefallen sind, musste verzichtet werden. Im Jugend– und auch im Kinderchor gebe es sehr vielversprechende junge Darsteller, meint das Kreativteam, viele seien freilich noch nicht so weit, eine so große Rolle zu übernehmen. Wie anspruchsvoll Rollen und Probenplan waren und sind, zeigt sich auch daran, dass einige der Neuen gleich nach Bekanntwerden des Übungspensums abgesprungen sind.
Eine ganze Reihe
von Herausforderungen
Eine derart anspruchsvolle Produktion soll künftig nur angegangen werden, wenn für die tragenden Rollen „alte Hasen“ bereitstehen. Was nutzt es, gut singen zu können, aber noch nie tanzend und schauspielernd auf der Bühne gestanden zu haben? Vera Brauns Choreografien etwa sind zwangsläufig komplexer denn je. Sachsenmaier: „Da sind dann auf einmal tausend Schritte, und tausend Dinge, die beachtet werden müssen“. Hier auf das Licht achten, dort muss gelacht werden, dann wieder eine wirkungsvolle Bewegung wie zufällig wirken. Wie war noch mal die nächste Dialogzeile, ups, schon wieder aus der Reihe getanzt. „Wir haben unterschätzt, wie komplex das Ganze ist“, ist sich das Kreativteam einig: „Im Nachhinein war diese Wahl schon etwas vermessen, vor allem weil so viele erfahrene Solisten weggebrochen sind.“ Was die anderen dann aber in den vergangenen Monaten erarbeitet haben, ist erstaunlich. „Schweiß, Disziplin, Fleiß, und enormer Zeiteinsatz“, bringt es Sachsenmaier auf den Punkt. Wohl auch Glück.
Dann galt es, einen Sprung zu wagen, sich wegzudenken von den Gmünder Schulhöfen. Die Zeit, in der hier klar unterschieden wurde etwa zwischen Punkern und Poppern ist längst vorbei – in den Staaten aber grenzen sich einzelne Gruppierungen mehr denn je von– und gegeneinander ab: „Wir mussten diese Stereotypen herausarbeiten, sonst funktioniert die Geschichte nicht, konnten aber auch nicht einfach nur die US-​amerikanischen Verhältnisse übernehmen.“
„Normale“ Kleidung statt relativ leicht umzuarbeitener Elfenkostüme aus dem Ärmel zu schütteln, war ebenso Herausforderung wie sieben Umbauen und fünf Szenenwechsel, der schnelle Wechsel zwischen Chemiesaal, Schulhof, Sporthalle, Mensa und Theater, zudem die Erfordernisse, 80 Kinder und Jugendliche in den Chorszenen so zu präsentieren, dass sie alle zur Geltung kommen – das geht nur auf verschiedenen Ebenen. Die Vorgaben der Landesgartenschau machen es sicher nicht leichter: Der Aufbau muss heuer binnen zweier Tage gestemmt werden. Nicht zuletzt waren und sind da die enormen Kosten dieser Produktion: Davon weiß Reinhard Menzel ein Lied zu singen.
Dass jetzt „spürbare Emotions– und Energiewellen“ vom Geschehen auf der Bühne ausgehen, wie Sylvia Dehling und Kathrin Elhaus-​Schailen von den Volksbank-​Auftritten berichten, sei einfach nur schön. Sie haben dazu beigetragen, zweifellos; wie alle im Kreativteam schenken sie dem Verein und der Stadt seit Monaten ihre Wochenenden und auch unter der Woche jede Menge unbezahlte Arbeitsstunden – ungeachtet der Tatsache, dass ihre Kids den Musical Kids! meist längst entwachsen sind. „Würden wir uns nicht so gut verstehen, wäre es nicht ein so schönes Miteinander, das würde niemals funktionieren“. So halten sie die Produktion zusammen. Mit dabei sind Claudia Haid (Solisten), Mareike Kottmann (Jugendchor) und Melanie Kreusel (Kinderchor), die ihren Zöglingen ebenfalls so ziemlich alles abverlangen, außerdem Bruno Kottmann (Orchester – in Kooperation mit der Musikschule Gmünd, Heubach und Waldstetten) und Vera Braun mit ihrem Studio; ohne deren Tänzerinnen wäre so manche Cheerleader-​Szene schlicht nicht umzusetzen.

Premiere ist am 8. Mai um 19.30 Uhr mit anschließender After-​Show-​Party im CCS Stadtgarten. Weitere Vorstellungen sind am Freitag, 9. Mai, um 19.30 Uhr, Samstag, 10. Mai um 15 Uhr und um 20 Uhr und am Sonntag, 11. Mai, um 15 Uhr. Karten gibt es im i-​Punkt. –Dauerkartenbesitzer erhalten 15 Prozent Ermäßigung auf die Tickets. Für alle Vorführungen gibt es noch gute Karten. Infos unter www​.musi​calkids​.de und www​.face​book​.com/​m​u​s​i​c​a​l​k​i​ds.gd