Dramatischer Hilferuf aus Samac: Gmünder Hilfsaktion für Flutopfer kommt

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die Nachrichten und Bilder aus den Überschwemmungsgebieten in Serbien und Bosnien wurden am Montag bis in den Abend hinein von Stunde zu Stunde dramatischer. Ganze Dörfer seien „vom Erdboden verschwunden“, berichtet Milorad Jancer vom serbischen Kulturverein Schwäbisch Gmünd, bekannt auch als engagiertes Mitglied des Inte​gra​tions​beirats​.Es gibt einen ganz konkreten und freundschaftlich verwurzelten Hilferuf an die Stadt Schwäbisch Gmünd. Am Abend fand im Rathaus ein erstes Krisengespräch statt, Gmünd wird helfen!

Montag, 19. Mai 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
140 Sekunden Lesedauer

Milorad Jancer: „Es gibt noch viele Vermisste. Niemand weiß, wie viele Todesopfer die Flutwellen tatsächlich gefordert haben“.
Ein konkretes, ja schon verzweifeltes Hilfeersuchen traf gestern in Gmünd ein.
Milorad Jancer wurden von Freunden und Verwandten in den betroffenen Gebieten furchtbare Szene geschildert. Das Hochwasser sei so schnell und mit solcher Wucht über Dörfer und Städte hereingebrochen, dass Autos mit fliehenden Menschen von den Fluten eingeholt und einfach verschluckt worden seien. Auch in Gmünd und Umgebung bangen sehr viele Menschen um Familienangehörige und Freunde in den betroffenen Balkan-​Regionen. Jancer: „Die Leute dort hätten zeitlebens noch nie eine Katastrophe in diesem Ausmaß erlitten. Das ist keine Jahrhundert-​, das ist eine Jahrtausendflut. Tragisch für die Betroffenen ist, dass sie doch gerade erst die Folgen des furchtbaren Bürgerkriegs vor 20 Jahren überwunden hatten.“
Angesichts der Verwüstungen stehen nun hunderttausende Familien auf dem Balkan erneut vor dem Nichts. Mitten in den Überflutungsgebieten befindet sich auch die Stadt Bosanski Samac, mit der Schwäbisch Gmünd freundschaftlich verbunden ist. Nach dem Bürgerkrieg in Bosnien-​Herzegowina wurden ab 1998 von der Stadt Schwäbisch Gmünd, dem Deutschen Roten Kreuz und dem Landratsamt Ostalbkreis eine ganze Reihe von Hilfstransporten auf den Weg gebracht. Die meisten Hilfsgüter gingen nach Samac, um Menschen in Flüchtlingscamps zu versorgen und beim Wiederaufbau der in weiten Teilen zerbombten und zerschossenen Stadt zu helfen. Milorad Jancer schildert aktuell, dass diese Katastrophe mit ihrem unendlichen menschlichen Leid keine Grenzen mehr zwischen Völkern oder Religionen kenne. Vor Ort helfe man sich gegenseitig. Die Armee sei im Einsatz, könne aber nicht überall gleichzeitig sein. Rund 600 Erdrutsche hätten zudem Straßen– und Bahnverbindungen komplett lahmgelegt. Hilfe sei überwiegend nur noch aus der Luft möglich. Jeder Hubschrauber sei Gold wert, um Menschenleben zu retten und die Versorgung sicherzustellen. Das Problem aber auch: Die von den Fluten eingeschlossenen und bedrohten Menschen hätten Angst um ihr bisschen Besitz, würden daher Evakuierungen ablehnen. Dort gebe kein Versicherungssystem wie in Deutschland. Eine Lebensmittel und Trinkwasserknappheit sei zu befürchten. Nackte Not von Menschen . Serbien und Bosnien-​Herzegowina haben bereits das Ausland offiziell um Hilfe ersucht. Aus Baden-​Württemberg sind erste Einheiten des Technischen Hilfswerks unterwegs, darunter auch Helfer der Gmünder THW-​Ortsgruppe.
Die Hilfsorganisation des Bundes hat viel Auslandserfahrung und kann binnen kürzester Frist Einheiten als Module beispielsweise für großangelegte Pumpeinsätze, Bergung oder auch Notbrückenbau vor Ort in Einsatz bringen. Gmünder Wink des Schicksals: Noch einer Woche hatte der THW-​Nachwuchs beim Jugendblaulichttag den Bau eines solchen Notstegs und auch den Betrieb von Hochleistungsschmutzpumpen demonstriert. So schnell kann aus einer Übung für die Aktiven des THW also ein Ernstfall werden.

Letzte Meldung: Am Abend trafen sich u.a. Vertreter von Hilfsorganisationen bei OB Richard Arnold im Rathaus zu einem Krisengespräch. Ziel: Gmünd will der Stadt schnell und gezielt helfen und eine große Hilfsaktion ins Rollen bringen. In aktuellen Luftbildern von Milorad Jancer ist zu sehen, dass die 20 000-​Einwohner-​Stadt komplett bis zu vier Meter hoch überflutet ist. Näheres zur Flut-​Hilfe für Samac soll am Dienstag bei einem Pressegespräch erläutert werden.