Halbzeit des Eltern-​Multiplikatoren-​Projektes EMU an der Gmünder VHS

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

„Alle Erwartungen übertroffen“, fassten VHS-​Chefin Ingrid Hofmann und Koordinatorin Miriam Hepp sowie Bürgermeister Joachim Bläse gestern die EMU-​Entwicklung der ersten eineinhalb Jahre zusammen. Halbzeit im dreijährigen Projekt, und bereits jetzt gibt es 48 „Eltern-​Multiplikatoren“, EMUs genannt. Menschen aus 15 verschiedenen Nationen ließen sich ausbilden, um anderen Familien mit Migrationshintergrund zu helfen: Dort, wo Eltern sich nicht auskennen, verunsichert sind, oder wo sich die Verständigung zwischen Eltern und Lehrern aus sprachlichen Gründen schwierig gestaltet, sind die EMUs zur Stelle.

Montag, 14. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
127 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt).Ein kurzer Anruf bei Miriam Hepp, mit dem der zwischen Schule und Eltern vereinbarte Termin und die gewünschte Sprache durchgegeben werden genügt; meist noch am selben Tag kann Hepp einen EMU-​Namen nennen und ehrenamtliche Begleitung garantieren. In diesem Schuljahr wurden Familien bei insgesamt 35 Terminen mit Schulen unterstützt; deren Rückmeldungen, aber auch die der Lehrer und der EMU sind durchweg positiv. Zunächst galt das EMU-​Projekt für die Grundschulen – vor allem ausländische Familien sind manchmal überfordert mit dem Förderschulbedarf ihrer Kinder, oder sie tun sich schwer, das nach allen Seiten durchlässige Schulsystem zu verstehen, das die Entscheidung für Abitur und Studium zu jedem Zeitpunkt ermöglicht.
Einen ersten Schritt in Richtung Angebotserweiterung gab’s im April mit dem Kurs „Frühe Bildung und Kita in BW“; hier wird bereits vor der Grundschule angesetzt, und so manches Problem soll mit diesem frühen Ansetzen nach der Einschulung gar nicht erst entstehen.
Viele der auch in Vereinen wie Yunus Emre oder AHA (Aussiedler helfen Aussiedler) angeworbenen Ehrenamtlichen haben sich längst in ihren Stadtteilen, in ihren Vereinen einen Namen gemacht, so dass es ihnen nicht schwer fällt, das Vertrauen der mit dem deutschen Schulsystem überforderten Familien zu gewinnen. Eine Frau aus der Südstadt wurde bereits sechsmal um Hilfe gebeten. Auch das ist wichtiger Faktor für Hepp: Die EMUs seien immer Alltagsexperten im Bildungssystem, die auch ohne konkreten Auftrag in ihr Umfeld hineinwirkten.
Lehrer und Eltern gleichermaßen aus dem gesamten Gmünder Raum können sich ans EMU-​Projektbüro wenden, wenn für ein Gespräch an der Schule oder für einen Elternabend Unterstützung benötigt wird. Da die Finanzierung des Projekts durch Mittel des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge erfolgt, kann diese Unterstützung für alle Beteiligten kostenfrei angeboten werden. Das Ganze soll, darin sind sich alle Beteiligten einig, auch bestehen, wenn die 150 000-​Euro-​Förderung ausgelaufen ist. Bläse: „Das darf kein Strohfeuer sein.“
Kontakt zu Miriam Hepp gibt es bei der VHS am Münsterplatz 15 in Schwäbisch Gmünd über Telefon 0 71 71 /​9 25 15 – 41

Über drei Monate hinweg treffen sich die Gruppen von je 12 bis 15 EMUs einmal in der Woche und setzten sich mit vielen Themen aus dem Bildungsbereich auseinander. Notengebung, Versetzungsordnung und Unterstützung bei den Hausaufgaben stehen ebenso auf dem Stundenplan wie Teilleistungsstörungen, Mehrsprachigkeit und Kommunikation.
Bei all ihren Einsätzen stehen die EMUs in engem Kontakt zu Koordinatorin Miriam Hepp. Einige Schulen haben ihr Angebot, das Projekt direkt vor dem Lehrerkollegium oder an Elternabenden vorzustellen, bereits in Anspruch genommen.
Nach Abschluss des Kurses erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat und sind Teil des EMU-​Teams. Für das kommende Schuljahr sind bereits weitere Kurse geplant.