Lala HöHö: Ausgefeilte Renaissancemusik im Kloster Lorch

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Vor 500 Jahren führte die Hofkapelle unter Herzog Ulrich von Württemberg die „Missa in Summis“ von Heinrich Finck auf. Das Ensemble „Lala HöHö“ ließ im Kloster Lorch diemusikalische Epoche der Renaissance wieder lebendig werden.

Dienstag, 15. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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KONZERT (cl). Es gibt noch mehr Gedenkanlässe: 500 Jahre Aufstand des Armen Konrad im Remstal, 500 Jahre Tübinger Vertrag. Das Kloster Lorch war einer der Brennpunkte des Jahres 1514 im Südwesten, deshalb fand dieses Konzert hier statt, eingebettet ins Programm des Runden Kultur Tisches.
Das international besetzte Ensemble „Lala HöHö“ unter Leitung von Giomar Garcia Sthel präsentierte neben Heinrich Fincks Missa in Summis weitere Werke verschiedener Renaissance Komponisten wie Heinrich Isaac, Josquin des Pres, Vincenso Capirola und Georg Foster.
Die sechs Sänger aus Brasilien, Venezuela und Deutschland und acht Musiker aus Deutschland, Belgien, Italien, USA, Japan und Taiwan eröffneten den Abend mit Heinrich Isaacs Instrumentalstück „La La Hö Hö“, das auch gleichzeitig der Namensgeber des Ensembles ist. Patrick Denecker (Blockflöte), Rachel Heymans (Blockflöte und Pommer), Kentaro Nakata (Gambe), Martin Chiang (Dulzian), Susanna Defendi und Audrey Christensen (Posaune), Francesco Tomasi (Laute) und Andreas Plattner (Schlagwerk) führten das Stück mit fein gewobener Homogenität aus und musizierten geschmeidig, dennoch aber dynamisch markant.
Nach einen schauspielerischen Intermezzo, Martin König gab einen wunderbar authentischen Herzog Ulrich, erklang die „Missa in Summis“ von Heinrich Finck. Mit dieser „Missa“, 1511 komponiert als Hochzeitsmesse für Herzog Ulrich und Sabine von Bayern, unterstrich das Ensemble, nun in voller Besetzung, welch außerordentliches Maß an harmonischen Klangvorstellungen in Fincks Kontrapunktik stecken, indem sie die miteinander verwobenen Vokalparts mit sensibel konturiertem, weichem und doch zugleich auch schlichtem Stimmklang angingen. An der Leidenschaftlichkeit der Musik Josquin des Pres und Georg Fosters ließ das Ensemble Lala HöHö in den folgenden Liedern „Scaramella“ und „El Grillo“ sowie „Der Gutzgauch“ in höchstem Maße teilhaben. Nicht nur eine bestechend klare Akustik, sondern auch ein homogener Ensembleklang sowie Lebendigkeit und Ausgewogenheit prägten das Klangbild der drei Interpretationen.
Dass es auch in der Renaissance Stücke für Soloinstrumente gab, demonstrierte Francesco Tomasi mit dem Stück „La Villanella“ von Vincenso Capirola. Meisterlich figurierte er mit seiner Laute die Musik und balancierte in fein ziselierter Transparenz die Faktur dieser Musik aus.
Insgesamt war es sehr erstaunlich, welches Spektrum an Klängen Giomar Sthel dem kleinen Ensemble in der Klosterkirche durchweg entlockte.