ZFLS investiert 50 Millionen Euro in Gmünd

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Kaum ist die neue Produktionshalle in Betrieb, setzt Schwäbisch Gmünds größter Arbeitgeber ZF Lenksysteme das nächste Bauprojekt mit Investitionen von rund 50 Millionen Euro auf die Schiene. Es geht um eine neueFirmenzentrale samt Empfangsgebäude und lang ersehntem Parkdeck.

Donnerstag, 17. Juli 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
148 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. „Wir haben zu wenig Bürofläche und wir wollen eine für die Unternehmensgröße angemessene Firmenzentrale haben“, sagt ZFLS-​Finanzgeschäftsführer Dr. Henning Wagner zu dem auf drei Jahre ausgelegten Bauprojekt, das schon im August starten soll. In der Tat musste die ZFLS wegen Platzmangels schon ganze Abteilungen in ein Containergebäude in der Krähe auslagern.
„Die Baumaßnahmen umfassen vier Teilbereiche“, erklärt Helmut Schneider, Leiter Werksanlagen, den Umfang. Erstens das seit Langem von der Belegschaft erhoffte Parkdeck, das 835 Stellplätze schafft. Es entsteht auf der Fläche des bisherigen Besucher– und des angrenzenden Mitarbeiterparkplatzes.
Zweitens die eigentliche Firmenzentrale, bestehend aus zwei zusammengewachsenen fünf– und siebengeschossigen Bürogebäuden. Sie entstehen zwischen dem durchs Werksgelände fließenden Pfaffenbach und der seitherigen Konzernzentrale, die im Unternehmensjargon das „weiße Haus“ genannt wird.
Drittens wird es ein neues Empfangsgebäude geben, da die bisherigen Räumlichkeiten Besucher einen falschen Eindruck vom Unternehmen gewinnen lassen. Zwar solle „die Gesamtanlage von schwäbischer Bescheidenheit geprägt sein, aber doch ein prägnantes Gesicht nach außen darstellen – für eine Firma, die mittlerweile vier Milliarden Umsatz macht, weltweit aktiv ist und stark wächst“, betont Henning Wagner.
Erstmals führte die ZFLS für das Gesamtprojekt eine Art Architektenwettbewerb durch. Entschieden hat man sich für die Pläne von „wulf architekten“ aus Stuttgart. „Nach dem Auswahlprozess haben wir jetzt einen Entwurf vorliegen, der die Botschaft der Firma architektonisch sehr gelungen ausdrückt“, ist Henning Wagner überzeugt. Schlagworte dieser Botschaft sind für den Finanzgeschäftsführer „Weltoffenheit, gelungene Ästhetik, hohes technisches Niveau“.
Innerhalb der Budget– und Flächenvorgaben waren der Kreativität keine Grenzen gesetzt, erzählt Willi Neufeld, selbst Architekt und am ZFLS-​Standort Gmünd für Gebäude– und Flächenplanung zuständig: „Im Wettbewerb hatten wir Vorschläge, die neue Zentrale zum Beispiel in Form von Hochhäusern oder großen Monolithen zu errichten. Entschieden haben wir uns für einen Entwurf, der sehr unaufgeregt daher kommt, sich der natürlichen Topografie des Geländes anpasst und dabei trotzdem hochmodern, leicht und technisch hochwertig auftritt.“
Dabei machte speziell die Topografie des engen Schießtals und des begrenzenden Waldes die Sache nicht einfach. Die Architekten nahmen es als Herausforderung und wollen das Umfeld aufwerten. Die beiden Bäche sollen aus den tiefen Schluchten geholt, die Bachläufe aufgeweitet und das Ufer begehbar gemacht werden.
Die Gestaltung der Gebäudefassaden greift die gleichen Elemente auf, die schon bei den neuen Produktionshallen verwendet wurden – allerdings in einer erkennbar wertigeren Umsetzung. Vor den Fassaden befindet sich eine vorgehängte Konstruktion aus weißen, vertikalen Aluminiumlamellen. Diese sind elektrisch drehbar und werden im Laufe des Tages immer so gestellt, dass sie die Fensterfassade möglichst optimal verschatten, aber die Durchsicht möglichst groß bleibt. Damit lässt sich sicherstellen, dass die Gebäude nicht zu sehr aufheizen und anschließend wieder aufwendig und teuer gekühlt werden müssen.
Die Geschäftsleitung wird in der neuen Firmenzentrale nicht mehr ganz oben sitzen, sondern im ersten Stock. Dazu Henning Wagner: „Wir wollen mittendrin sein im Geschehen und nicht im wahrsten Sinne des Wortes entrückt in den Wolken im obersten Stock sitzen. Wir wollen gesehen werden und sehen.“
Im August wird es ernst. Die Bagger kommen und graben die Fundamente fürs Parkdeck. Während der Arbeiten fallen Parkplätze weg – für die Baufläche als auch für die Baustelleneinrichtung. Daher liegt der Start in den Sommerferien, wenn weniger Autos da sind. Danach müssen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl oder übel auf den einen oder anderen Engpass einstellen. In der Bauzeit wird der bestehende Bus-​Shuttle vom und zum Schießtalplatz aufgestockt.