Die ganz besonderen Momente bewahrt

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Seine Johanna zu Hause zu pflegen, war ihm von Anfang an ein Anliegen und wenn Ludwig Barth seiner Liebsten über die Wange streicht und sich beide anlächeln, dann scheint die Welt für einen kurzen Moment still zu stehen. Vor rund 63 Jahren – als sich die Beiden zum ersten Mal begegneten – war es nicht anders. Heute feiern die Beiden ihre Diamantene Hochzeit.

Samstag, 23. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
124 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Vom ersten Moment an war der 26-​jährige Ludwig Barth von der gleichaltrigen Johanna Lackner aus Spraitbach angetan. Kennengelernt haben sie sich bei einer Veranstaltung in Spraitbach und der Bettringer zögerte nicht lange, als er die zierliche junge Frau mit ihren dunkelbraunen Haaren erblickte. Er sprach sie an und als sie sich bei einem zweiten Fest abermals begegneten, gab er ihr seine Telefonnummer. Unvergesslich auch heute noch der Moment, als sie sich meldete. Und dem ersten Treffen im Café Menrad folgten viele weitere und wenn sich Ludwig Barth auf sein Motorrad schwang, dann war es ab sofort der kleine Bauernhof außerhalb der Gemeinde Spraitbach, den er ansteuerte – die Heimat von Johanna Lackner, die hier gemeinsam mit sieben Geschwistern aufwuchs.
Schon bald waren es Ziehharmonika-​Klänge, die hier Einzug hielten – denn bereits beim ersten Treffen in Spraitbach beschloss Ludwig Barth, der mit vier Halbgeschwistern und sieben Geschwistern aufwuchs, nicht nur sein Herz, sondern auch seine Ziehharmonika in Spraitbach zu lassen, auf der er seiner Liebsten unzählige Male vorspielte.
Unvergesslich sind auch die vielen gemeinsamen Spaziergänge in dieser Idylle; ebenso die Ausfahrten mit dem Motorrad, die teils bis nach Berchtesgaden führten.
Beschäftigt waren beide – schon bevor sie sich kennenlernten – bei der Firma Spießhofer & Braun; er war in Heubach in der Verwaltung tätig, sie als Näherin in einer Außenstelle in Spraitbach.
29 Jahre alt waren Johanna und Ludwig Barth, als sie im Jahr 1954 heirateten; am 23. August standesamtlich, am 9. Oktober folgte dann die kirchliche Trauung in der St. Cyriakus-​Kirche.
Zunächst in einer Dachgeschosswohnung in Bettringen wohnhaft, zogen sie 1957 dann ins eigene Heim; ebenfalls in Bettringen. Gekrönt wurde das Glück von drei Töchtern und es sind zahlreiche schöne Erinnerungen, die den ehemaligen Gmünder Stadtrat Ludwig Barth, der im Liederkranz Bettringen ebenso aktiv war wie im dortigen Sportverein, auch heute noch strahlen lassen.
Heute sind es neben den drei Töchtern auch sieben Enkelkinder und zwei Urenkel, die immer wieder aufs Neue Kraft verleihen. Seit zwei Jahren ist Johanna Barth pflegebedürftig und dass es ihr nicht mehr möglich ist, zu sitzen, zu gehen und sich zu unterhalten, ist für Ludwig Barth kein Grund, sie ins Pflegeheim zu bringen. Liebevoll kümmert er sich um die Zubereitung der Mahlzeiten der 89-​Jährigen; dreimal am Tag kommen zudem Mitarbeiter der Sozialstation in die Wohnung in der Klarenbergstraße und nicht zuletzt ist es die Familie, die für den nötigen Rückhalt sorgt. Rückhalt und Liebe, die Johanna Barth täglich zu spüren bekommt. Diese ganz besonderen Momente, in denen die Welt für kurze Zeit stillzustehen scheint – die hat sich das Ehepaar Barth bis heute bewahrt.