Es wächst und gedeiht – in vielerlei Hinsicht

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Im Herbst des vergangenen Jahres wurde die Einweihung gefeiert, nun wächst und gedeiht es im Weltgarten, unterhalb des Hardt gelegen. Stück für Stück ist man den Visionen von einst nähergekommen und innerhalb kürzester Zeit sind hier nicht nur Blumen und Gemüse gedeiht, sondern auch Freundschaften und Begegnungen mit Menschen, die sich bis vor wenigen Monaten noch nicht kannten.

Samstag, 09. August 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (nb). Peter Kowatschowitsch und Leo Azodo sind an diesem Freitagnachmittag dabei, für zwei weitere Wassertanks eine Ebene im Hang zu schaffen; ein weiterer Mann grüßt freundlich, winkt und schnappt sich den Rasenmäher. Es ist ein Pächter der benachbarten Kleingartenanlage. Einer, der den Weltgarten längst als Bereicherung sieht und dem das optische Erscheinungsbild so sehr am Herzen liegt, dass er dafür auch gerne die Arbeit im eigenen Schrebergärtle kurz ruhenlässt.
„Das Projekt läuft in eine schöne Richtung“, zieht Bernhard Bormann vom Weltgartenverein ein positives Fazit. Er unterstreicht, wie wichtig diese Gemeinschaft auch für die Zukunft ist: „Wir sind nicht mit fertigen Plänen gestartet. Wichtig ist der Prozess, den man mit den Leuten geht.“
Dass das Projekt von Colette Eisenhuth geleitet wird, nennt er einen Glücksfall. Sie ist nicht nur Agraringenieurin und Fachwartin für Obst– und Gartenbau, sondern gleichzeitig auch Integrationsbeirätin und ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit und der Kirchengemeinde engagiert. Vor allem aber weiß sie, dass die besten Pläne und Vorbereitungen nichts bringen, wenn da nicht Menschen sind wie Peter Kowatschowitsch, Leo Azodo und „Brückenbauer“ wie der Herr von der Kleingartenanlage. Denn die Idee, einen Weltgarten aufzubauen – ähnlich den community gardens in Neuseeland – lebt von eben solchen Menschen. Frauen und Männern, die Gemüse anpflanzen und ganz nebenbei neue Kontakte knüpfen möchten.
Und das sind jede Menge. Angefangen bei den Kindern der Kindergärten auf dem Hardt, die kurz vor den Ferien stolz die ersten Radieschen geerntet haben, bis hin zu Rentnern, die dem Weltgarten ihre Kenntnisse und vor allem ihre kostbare Zeit schenken. Mit im Boot waren von Anfang an auch die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft; ebenso Erwerbslose und Migrantenfamilien sowie alle interkulturell und ökologisch interessierten Gmünder. Es gibt keinen, der gegangen und nicht wiedergekommen ist.
Und nach der Anzahl der bislang an dem Projekt Beteiligten gefragt, wissen Eisenhuth und Bormann keine genaue Antwort. Rund 60 werden es gewesen sein, vielleicht auch mehr. Die unzählig vielen mitgezählt, die von außen zum Gelingen beigesteuert haben. Die meisten der Setzlinge sind beispielsweise ein Geschenk der Waldorfschule, die Schreberhütte ein Geschenk eines Hardt-​Bewohners und die sieben Wassertanks eine Spende von Weleda.
Ebenso tatkräftig mitangepackt haben Jugendliche des Berufsausbildungswerkes, die die Benjeshecke gestaltet haben, und die Arbeiter des Werkhofes. Auch mit dem Obst– und Gartenbauverein wird eng zusammengearbeitet; ebenso ist ein Projekt mit den Rotariern in Planung.
Hier im interkulturellen Gemeinschaftsgarten blüht so viel mehr als Bohnen, Zucchini, Kürbis, Kohl, Tomaten und Salat. Die Menschen, die hier regelmäßig zusammenkommen, haben verstanden, dass Alter, Herkunft und Glaubensrichtung keine Rolle spielen sollten. Hier auf diesen wenigen Quadratmetern nicht. Und auch sonst nicht. Das zu spüren tut gut.