„Aber Schwoba werdet des nie!“ — Gedanken zum Nationalfeiertag

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

30 Jahre ist es her, dass sich endlich die Chance auf ein wiedervereinigtes Deutschland eröffnete. Viel Wasser ist seither die Rems und den Kocher hinunter geflossen — aber haben sich in dieser Zeit auch die Vorurteile gegenüber Menschen aus dem anderen Teil Deutschlands abgebaut? Damit befasst sich die Rems-​Zeitung diese Woche in der „Marginalien“-Kolumne.

Freitag, 02. Oktober 2020
Gerold Bauer
45 Sekunden Lesedauer

„Aber Schwoba werdet des nie“ sang der 2007 verstorbene Country-​Musiker Hänk Häberle, der sich selbst als „Spätzles-​Cowboy“ bezeichnete. Mit zum Teil recht deftigen Texten, die nach heutigen Maßstäben nicht alle politisch korrekt waren, glorifizierte er seine schwäbische Herkunft und seinen Dialekt augenzwinkernd als das Maß aller Dinge. Neben GTI-​Fahrern nahm er auch die Sachsen aufgrund ihrer Mentalität und ihres einzigartigen Zungenschlags aufs Korn. Er machte sich über das „Leipziger Allerlei“, „Bezugsscheine“ und „Muckafuck“, den aus heimischem Getreide hergestellten Ersatzkaffee, lustig. Dass man im Schwabenland über solche Witzeleien und Häberles Parodien immer noch herzhaft lacht, zeigt nicht zuletzt, dass wir auch lange nach der deutsch-​deutschen Wiedervereinigung noch Vorurteile satt im Hinterkopf haben.
Aufgrund des Feiertags erscheinen unsere „Marginalien“ diese Woche schon in der Freitagausgabe!