Renate Schommer, eine Emanuel-​Leutze-​Botschafterin aus dessen Geburtsstadt

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Renate Schommer blickt am morgigen Feiertag auf 70 Lebensjahre zurück. Sie war in zwei Welten daheim und wurde schließlich zur Leutze-​Botschafterin.

Freitag, 02. Oktober 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
125 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Als Renate Schommer geborene Mergenthaler am 3. Oktober 1939 im Margaritenheim das Licht der Welt erblickte, taumelte Europa in die bis dato größte Krise. Ihre ersten Erinnerungen sind geprägt von Mangel und Entbehrung, was ihr freilich erst viel später bewusst wurde. Den Vater lernte sie kennen, als er 1945 schwer verwundet heimkehrte – ein ihr fremder Mann. Aber Menschen wie ihr ist es in die Wiege gelegt, aus allem das Beste zu machen, die sonnige Seite zu sehen, selbst wenn sie tief im Schatten danach suchen müssen.
1961 heiratete sie den Amerikaner Thomas Lee Schommer, US-​Soldat in der Hardtkaserne, den die Familie zu einem Weihnachtsessen in ihr Haus eingeladen hatte, ohne zu ahnen, dass er die geliebte Tochter mitnehmen würde über den großen Teich: „Es hat einfach gefunkt“. Die junge Familie lebte mit den beiden Söhnen Philip und Michael Angelo von 1962 an insgesamt 14 Jahre in Dayton, Ohio. All die Jahre über freute sich die seit jeher an Geschichte interessierte Gmünderin an einem lebhaften Briefwechsel mit Ann Hawkes Hutton, der ersten Leutze-​Biographin des 20. Jahrhunderts, die den Kontakt zu Renate Schommer bis zu ihrem Tod im Jahr 2003 nicht abreißen ließ. Als Tochter Schwäbisch Gmünds wurde Renate von der alten Dame zur großen „Bicentennial“ Feier im Washington Crossing State Park in Pennsylvania eingeladen und dort vor all den Honoratioren als Vertreterin der Leutze-​Geburtsstadt begrüßt. Emanuel Leutze, Amerikas legendärer Historienmaler, hatte seine Wurzeln schließlich ebenfalls hier.
1978 kehrte das Ehepaar für immer nach Gmünd zurück. Eine wie Renate Schommer, die in zwei Welten daheim ist, zog es später ganz selbstverständlich zur College-​Niederlassung der University of Maryland in Schwäbisch Gmünd. Sie spendete zwei Platanen für den Unipark, die sie im Frühling 1999 hinter dem Theater für die Studenten pflanzen ließ: Die Bäume sollten den jungen Leuten beim kreativen Aufenthalt im Park Schatten spenden. Bedauerlicherweise wurde ein Baum, der direkt am mittlerweile abgerissenen Theater wuchs und gedieh, im vergangenen Jahr gefällt. Noch zu Maryland-​Zeiten stiftete Renate Schommer auch den „Schommer Memorial Award“, den sie in Erinnerung an ihren 1990 viel zu früh verstorbenen Mann — der gestern 73 geworden wäre — ins Leben gerufen hatte. Dieser Preis wurde Studierenden verliehen, die auf dem Campus einen herausragenden wissenschaftlichen, künstlerischen oder kulturellen Beitrag geleistet hatten. Auch ihr Interesse an Emanuel Leutze begleitete sie weiterhin, ihr unermüdliches Bemühen die Erinnerung an ihn in der alten Heimat wach zu halten. Und so wurde sie Gründungsmitglied des Leutze-​Clubs. Unter anderem schenkte Renate Schommer dem Club später ihre geliebte Hasensammlung und trug somit zur Finanzierung der Zusatzschilder in den beiden Leutzestraßen bei.
Renate Schommer feiert ihren Geburtstag am morgigen Samstag im Seniorenheim St. Ludwig. Dort wo sie einst die höhere Mädchenschule besuchte, verbringt sie jetzt ihren Lebensabend. Unter den Gratulanten sind selbstverständlich die Söhne mit ihren Familien, Heidrun Irre, Vorsitzende des Leutze-​Clubs sowie einige Freunde aus Maryland-​Tagen, die sie sehr schätzen.