Engagierte Diskussion im Bau– und Umweltausschuss: Unterführung oder Überführung für die Bahngleise

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die nächste große Unterführungsdiskussion zeichnet sich ab. Die Verwaltung hatte einen Steg über die Bahngleise vorgeschlagen, im Bau– und Umweltausschuss zeichnete sich gestern aber eine Tendenz hin zur Unterführung ab. Hausaufgabe: Die Verwaltung soll mehr Informationen liefern.

Donnerstag, 26. November 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND. (bt). Baubürgermeister Julius Mihm nannte gute Gründe für einen kleinen Steg über die Bahngleise mit Aufzügen als Verbindung zu den Gleisen. Zumindest vorläufig solle der Boulevard nicht überbrückt werden, auch wenn der Gemeinderat gut daran tue, sich diese Option zu sichern. Grundsätzlich zeigte Mihm sich freilich für alle Lösungsansätze offen, die eine neue Nord-​Süd-​Verbindung am Bahnhof schaffen. So konnte sich die große Steg-​Lösung bis ins Gartenschaugelände hinein – „ein attraktiver Stadtgartenbalkon“ – ebenso vorstellen wie eine Unterführung, die dann aber „richtig gut gemacht“ sein müsse. Eine solche Unterführung wäre mit 1,2 Millionen Euro Kosten für die Stadt doppelt so teuer, zudem würden anderorts Unterführungen geschlossen. Nun gibt es ja bereits eine Unterführung am Bahnhof, die in die Planung einzubeziehen die Kosten drastisch reduzieren würde (570 000 Euro wurden genannt). Doch diese Röhre, so die Verwaltung, sei zu niedrig und zu schmal, laut Bahn auch nicht geeignet, Besucherströme der Landesgartenschau und die Fahrgäste aufzunehmen. Die Unterhaltung einer neuen Unterführung müsste komplett von der Stadt übernommen werden – was bedeutet, dass die Bahn nicht unerhebliche finanzielle Vorteile von „ihrer“ Unterführung hätte. Apropos Bahn: Die will insgesamt 3,5 Millionen Euro in die barrierefreie Erschließung der Gmünder Bahnsteige und die Erhöhung der Bahnsteige investieren. Genau hier legten die Vertreter der CDU und der FDP nach. Celestino Piazza (CDU), und nach ihm andere Stadträte, forderte, konkret mit der Bahn zu verhandeln; das Ganze sei so nicht entscheidungsreif. Durch einen Steg könne all die Arbeit für ein schönes Entree „für die Katz“ gewesen sein. Die derzeit fünf Meter breite Unterführung reiche völlig aus, eine Verbreiterung sei teuer und unnötig. Und überhaupt: Warum seien die fünf Meter dieser Variante zu wenig, der 3,5 Meter breite Steg aber ausreichend. Mehrfach waren dann Fahrräder Thema, sowie Warteschlangen vor den Aufzügen. Thomas Kaiser (CDU) regte an, Land von der Bahn zu erwerben, um eine kürzere Unterführung bauen zu können und trotzdem GVFG-​Mittel zu erhalten, die ausschließlich in kommunalen Projekten Verkehrsverhältnisse verbessern – sprich auf eigenem Grund und Boden. Ullrich Dombrowski (FDP) meinte, ein finanzierbarer Steg wäre an dieser Stelle erdrückend. Auch Konrad von Streit (SPD) fand mehr Argumente für eine Unterführung. Klaus Böhnlein (CDU) konnte sich vorstellen, die alte Unterführung mit einem neuen, größeren zu kombinieren.
Der Steg fand freilich fast ebenso viele Befürworter. Elmar Hägele (Grüne) fand es wichtig zu klären, wie die Stadt ihr Landesgartenschaugelände präsentieren wolle, seine Fraktionskollegin Susanne Lutz warnte vor fehlendem Überblick . Sigrid Heusel (SPD) erklärte, es gebe vielfältige Gründe für Menschen, eine Unterführung zu meiden; sie empfahl dringend ein Gespräch mit dem AK Sichere Stadt. Ein Steg schenke zudem die notwendige Orientierung im Gelände. Immer wieder wurde von der Steg-​Fraktion, aber auch von Baubürgermeister Julius Mihm das Wort „Angstraum“ benutzt. Peter Müller (Linke) fand Unterführungen nicht zeitgemäß; zudem solle man die Option „Stegverlängerung“ nicht leichtfertig verspielen. Elmar Hägele warnte vor weiterer Verzögerung, aber in einem Punkt waren sich alle einig: Bevor entschieden wird, muss Jupp Jünger vom Tiefbauamt, der die Planung vorstellte, sehr viel konkreter werden.