Abschied von Hermann Friedl, Pfarrer von St. Franziskus und St. Peter und Paul

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Die vergangenen acht Jahre haben Pfarrer Hermann Friedl ebenso geprägt wie die Stadt, die er lieben gelernt hat. Zu seinem Abschied am kommenden Sonntag gab und gibt es rührende Zeichen der Freundschaft und des Dankes.

Freitag, 12. Juni 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
138 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Hermann Friedl war, wie die ganze Familie, immer ein Eislinger. Dann, eines Tages, sagte er seiner Mutter, dass er jetzt heim fahre. Die stutzte, überlegte und lächelte: Ihr Sohn war auf dem Weg nach Gmünd. „Mit am Schönsten in den vergangenen Jahren waren die Intensität und die Kontinuität, mit der ich Menschen begleiten durfte von der Geburt bis zum Sterben“ erinnert sich Friedl an seine Zeit hier. Beziehungen und Freundschaften seien gewachsen und irgendwann habe er die Menschen der Gemeinde, ja der ganzen Stadt als große christliche Familie empfunden. Diese tiefe Verbundenheit war ihm bis dato fremd; so etwas hatte er während langer Jahre in der Jugendarbeit — so wichtig die ihm war -, und im bischöflichen Jugendamt nicht gekannt. Es wird ihm fehlen. Außerdem: Die Landesgartenschau steht an. Es hätte ihn gereizt, all die Idee zu verwirklichen, „mit denen sich Kirche einbringen könnte“
Pfarrer Friedl hat sich nicht nur Freunde geschaffen in der Stadt. „Ich habe versucht, für mich authentisch meinen Glauben vorzuleben“, sagt er dazu. Er spricht von seiner Liebe zur Kirche, aber eben auch von der Bereitschaft, diese Kirche in bestimmten Punkten zu hinterfragen und, wenn es denn nicht anders geht, wie von Thomas von Aquin gefordert, das geringere Übel zu wählen. So hat die Kirche, um ein Beispiel aus jüngerer Zeit zu nennen, Verantwortung für das Leben übernommen. Bei aller Wertschätzung des Bemühens um Aufrechterhaltung von Moral und Ethik: „Manchmal muss man sich entscheiden“ — und für ihn sei das Übel des Kondoms im Vergleich zum millionenfachen, durch Schutz vor Infektion vermeidbaren Tod das sehr viel geringere. Nicht auf ungeteilte Bewunderung stieß wohl auch sein Bemühen um „Menschen, die am Rande stehen“, wie er das nennt. Menschen, die belächelt, verurteilt oder gar ausgegrenzt würden: „Auch und gerade für die schlägt meint Herz“; er halte sie für jene Armen, von denen Jesus gesagt hat „ihrer ist das Himmelreich“ und um die ER sich so sehr bemüht habe – nicht um diejenigen, die sich aufgrund von Herkunft und Lebenslauf so sicher wähnten in dieser Gesellschaft. Konsequenter weise hat sich Pfarrer Friedl von Anfang an in der Aids-​Hilfe engagiert, im „Limit“ und „in den sozialen Brennpunkten in der Oststadt und auf dem Hardt“. Dann die Art, in der er ganz selbstverständlich auf andere Konfessionen und Religionen zuging: „Niemand muss katholisch sein, damit ich für ihn da bin; mir geht’s um den Menschen“. Seine Gegner – er spricht von Neidern – haben so einiges heftig kritisiert. Auf der anderen Seite aber gibt es viele, sehr viele, die ihn schätzen und bewundern, für die sein Weggang eine Katastrophe ist. Davon zeugen all die großen und kleinen Freundschaftbeweise. Franziskusmessner Krzysztof Czapka hat seine Verbundenheit in einer sehr privaten, sehr ergreifenden Geste ausgedrückt. St. Peter-​und-​Paul-​Organist Ulli Köhler „schenkte“ ihm eine besondere Messe, die ganze Gemeinde fertigte ihm einen Quilt an — allein bei dem Gedanken werden ihm wieder die Augen nass. „Meine Chorknaben“, die Michaelchorknaben, haben ihn übers Schwarzhorn „fliegen“ lassen, gehalten von zwei starken Seilen und 50 Jungs. Dann der Abschied der Kolpingfamilie für den Präses, die Frauengruppe, die Ministranten, natürlich das Pastoralteam — Sie alle werden Hermann Friedl fehlen.