Der Münsterbauverein legt ein Bild der Figur auf zugunsten der Sanierung der Johanniskirche

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Seit 1972 steht sie, geschützt vor der Witterung und mehr noch vor zersetzenden Luftschadstoffen, in der Johanniskirche: die romanische Pfeilermadonna. Eine fotografische Reproduktion will sie mehr ins Bewusstsein heben und ein Scherflein zur Sanierung der Johanniskirche beitragen.

Freitag, 25. September 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Die Madonna von der Johanniskirche ist eine der Figuren, mit denen sich Gmünd identifiziert. Eine Kopie der 1,3 Meter hohen Sandsteinfigur schaut heute vom Pfeiler an der Südwestecke auf die Passanten herab. Im Aktionsausschuss des Münsterbauvereins überlegte man sich, wie nach schrumpfenden Zuschüssen der öffentlichen Hand noch weitere Mittel für die im letzten Jahr begonnene, voraussichtlich bis 2020 dauernde Renovierung der Johanniskirche mobilisiert werden können.
Johannes Schüle, Gmünder Geschichtskenner und seit seinen Zeiten im Gmünder Museum ein vorzüglicher Fotograf von Architektur, Bauschmuck und plastischen Kunstwerken, hat die Steinfigur abgelichtet. Fast goldfarben schimmert sie vor schwarzem Hintergrund auf der 80 Zentimeter hohen Reproduktion, aufgebracht auf einer Kunststofftafel, hergestellt von der Firma Prade. Zur Zeit sind fünf Exemplare in der Geschäftsstelle des Münsterbauvereins im Franziskaner vorrätig, zum Preis von je 75 Euro. Die Hälfte dieses Betrags geht als Spende für die Johanniskirchen-​Sanierung an den Münsterbauverein. Wenn diese Exemplare verkauft sind, kann nachbestellt werden. „Mal sehen, wie das Bild angenommen wird“, sagt Münsterpfarrer Robert Kloker. „Aber es soll ein Limit geben, wir wollen keinen Massenartikel daraus machen“, ergänzt Johannes Schüle.
Die Madonna hat eine nicht ganz geklärte Geschichte. In ihrem strengen, byzantinisch beeinflussten Aufbau setzt sie sich deutlich vom übrigen bewegten Figurenschmuck der Johanniskirche ab: „Steif und regungslos sitzt die gekrönte Madonna. Auf dem Schoß hält sie das Kind fest, ohne jedes anrührende Moment. Das Kind segnet mit der erhobenen Rechten, indessen es mit der Linken den Apfel berührt, den die Mutterhand hält. Alles dies lautlose, wie eingeübte Gesten“, schreibt der Kunsthistoriker Hermann Kissling in einem Aufsatz in den vom Stadtarchiv herausgegebenen „Gmünder Studien“ (Bd. 6). Es spricht einiges dafür, dass die Madonna ein knappes Jahrhundert älter ist als die Johanniskirche und in die Zeit Barbarossas, in die Hochromanik gehört — und damit in jene Zeit, als Schwäbisch Gmünd tatsächlich Stadt wurde. Kunsthistorisch schon von außergewöhnlicher Bedeutung, ist sie damit ein sinnfällig auf den Ursprung Gmünds verweisendes Denkmal.