Gründung einer Ortsgemeinschaft als Verein /​Bürger entscheiden über ehemaliges Bezirksamt

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Schritt für Schritt soll es vorangehen – aber zügig. Und so könnte am kommenden Montag, 26. Juli, im Rahmen einer Bürgerversammlung in der Gemeindehalle Großdeinbach schon über das Schicksal des alten Schulhauses entschieden werden.

Donnerstag, 22. Juli 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
126 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND-​DEINBACH (rz). Geht es nach der bisherigen Planungsgruppe „Ortsgemeinschaft Großdeinbach“ soll sich an diesem Abend eine Ortsgemeinschaft als eingetragener Verein (e.V.) konstituieren mit dem Ziel, das alte Schulhaus von der Stadt zu übernehmen, umzubauen und dort Mietwohnungen sowie einen Dorfladen als genossenschaftlichen Betrieb zu integrieren.
Der Gmünder Gemeinderat hat bereits dem Verkauf der „Deinbacher Ortsmitte“ (Schulhausgebäude, ehem. Bezirksamt samt Vorplatz) beschlossen. Dies wird offenbar von den meisten Deinbacher Bürgern bedauert, die dies bei einer spontanen Versammlung Anfang Mai auch zum Ausdruck gebracht haben. Eine 14-​köpfige Planungsgruppe hat ein schlüssiges Konzept erarbeitet, die beliebte Ortsmitte zu erhalten um damit auch vor privaten Investoren zu schützen. „Denn die könnten dann damit machen, was sie wollen“, sagt Ortsvorsteher Gerhard Maier, der hofft, dass am Montag möglichst viele zur Bürgerversammlung kommen und das Konzept mittragen. Auch der evangelische Gemeindepfarrer Stefan Schwarz ist vom Konzept überzeugt und sagt: „Wenn dies scheitert, haben wir keine Handhabe mehr.“
Das Konzept, das am Montagabend vorgestellt wird, sieht drei große Schritte vor: Erstens soll ein Verein gegründet werden, der dann als nächsten Schritt das Haus von der Stadt („zu einem symbolischen Preis“) übernehmen soll und für geschätzte 680000 Euro sanieren lassen will. Dazu seien aber keine Eigenmittel nötig, sagt Ortschaftsrat Martin Kleinrath. Denn das Vorhaben sei gewissenhaft kalkuliert. Die Kosten seien durch Mieten gedeckt. Im Obergeschoss sollen vier großzügige Wohnungen mit insgesamt rund 480 Quadratmetern Wohnfläche entstehen. Im Erdgeschoss wird die Kreissparkasse als Mieter bleiben. Von Fachleuten (Steuerberater, Bank, Genossenschaftsverband, Großhändler, Wirtschaftsbeauftragter der Stadt) würden keine unlösbaren Hindernisse gesehen.
Der wichtigste Punkt für die Deinbacher aber soll ein genossenschaftlich betriebener Dorfladen mit Bistro im Erdgeschoss werden. Als Vollsortimenter mit Edeka/​Rewe-​Preisniveau und ergänzenden Angeboten (Backwaren, Lotto, GOA, Schulbedarf) würde der Laden eine schmerzliche Lücke in Großdeinbach schließen und zugleich als neuer Treffpunkt dienen. Hierzu sollen innen und außen Sitzgelegenheiten angeboten werden. Durch den Laden könnten vier bis acht Arbeitsplätze entstehen.
Wie so ein Laden funktioniert, wird am Montag in der Bürgerversammlung Walter Preisinger vom Dorfladen Gottwollshausen in Tübingen-​Pfrondorf erläutern. Dazu müsste sich aber eine Genossenschaft gründen und ein Startkapital in Höhe von 35000 Euro durch Anteile der Genossenschaftsmitglieder aufbringen.
Das ist zwar alles etwas mutig und klingt komplex. Doch mit Unterstützung durch den Ortschaftsrat, den Ortsvorsteher, die Vereine und die Kirchen sollen möglichst viele Mitbürger gewonnen werden, um dieses Projekt zu ermöglichen. „Es liegt jetzt an den Bürgern selbst“, sagt Ortsvorsteher Maier. Doch er glaubt, dass sich die Deinbacher diese Chance nicht entgehen lassen.
Pfarrer Schwarz sagt: „Jeder hat die Möglichkeit, sich beim einen (Ortsgemeinschaft) oder anderen (Dorfladen, Genossenschaft) einzubringen.“ Und: „Wenn dies nicht gelingt, sind das Gebäude und der Vorplatz und damit die Ortsmitte für den Ort verloren. Wir wären dumm, wen wir diese einmalige Chance nicht nutzen würden.“
Im ganze Ort wurden bereits Handzettel verteilt, damit am Montag um 20 Uhr die Gemeindehalle auch voll wird.