Festival Europäische Kirchenmusik: Gottesdienst in der Augustinuskirche und nächtliches Aktionstheater auf dem Münsterplatz

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

In den nächsten drei Wochen steht Gmünd im Zeichen des Festivals Europäische Kirchenmusik. Mit einem ökumenischen Gottesdienst wurde es gestern Abend eröffnet. Spät am Abend folgte auf dem Münsterplatz ein feuriges Aktionstheater-​Spektakel.

Sonntag, 17. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Den festlichen Auftakt setzte der Eröffnungsgottesdienst in der Augustinuskirche. Den liturgischen Teil gestalteten Weihbischof Johannes Kreidler sowie die Pfarrer Robert Kloker und Matthias Plocher. Der Junge Kammerchor unter der Leitung von Thomas Baur und Wilfried Lang sang neben anderen Stücken in einer Uraufführung „Jakobs Traum“ von Bernard Wayne Sanders, dem Festival-​Motto „Träume und Visionen“ gemäß.
Auf dieses ging Johannes Kreidler in seiner Predigt ein, der er einen Satz von Jürgen Habermas voran stellte: „Wenn die utopischen Oasen austrocknen, breite sich eine Wüste von Banalität und Ratlosigkeit aus.“ Vielleicht müsse man, um Träume und Visionen wieder zum Leben zu erwecken, „in die Schule der biblischen Texte gehen.“ Der Weihbischof bezog sich auf Jakobs Traum von der Himmelsleiter. Man könne sich aus der Realität fort träumen, man könne sich aber auch in eine neue Realität hinein träumen. Das Bild der Himmelsleiter stehe für die nie abreißende Verbindung zwischen Gott und Mensch, zwischen Himmel und Erde.
Alle Träume vom gelingenden Leben, so Johannes Kreidler, für das eigene Leben und für die Welt, müssten immer wieder „den Härtetest des Lebens“ bestehen. Gotte lade dazu, „vielleicht in der Haltung des ‘dennoch’, an unsere Träume zu glauben.“ Träume, die ansagen, dass das, was wir gegenwärtig erleben, nicht alles ist: „Wir sind auch dafür verantwortlich, welche Träume wir haben und was wir erhoffen. Was wird aus einer Welt, in der niemand mehr beschwört, dass die Völker zusammenkommen und zueinander finden können? Was wird aus einer Welt, in der niemand mehr von der Geborgenheit eines Lebens mit Gott erzählt?“ In der biblischen Tradition stehend, müssten die Christen daran beteiligt sein, an die „Bilder vom unbedrohten Leben“ zu erinnern. Dabei unterstützte sie auch die Musik, „die Musik hilft die Ahnung wach halten, dass diese Welt, so wie sie ist, nicht schon alles ist, sondern heil werden soll.“ Musik helfe den Geschmack an der Herrlichkeit des Himmels und der Erde, an der Größe und der Schönheit Gottes zu entwickeln und zu behalten.
„Jedes Jahr Neues und Unerhörtes“, pries OB Richard Arnold vor dem Aktionstheater-​Spektakel das Gmünder Kultur-​Flaggschiff, „ein Festival mit einer wunderbaren Dynamik.“ Wovon sich rund 1000 Zuschauer und –hörer auf dem eingezäunten Münsterplatz anschließend überzeugen konnten beim Auftritt des Aktionstheaters „Panoptikum“. Einige Betrachter besahen sich das Geschehen von ganz weit oben — von der Galerie des Münsters
Die Truppe, die vor acht Jahren — damals auf dem Marktplatz — schon einmal eine Performance hatte und weltweit auf Tour geht, zog mit dem Multimedia-​Stück „Transition“ alle Register ihres Könnens und setzte mit Klang und Licht, akrobatischen Stunts, Waberlohe und Wummersound auf eine Dramaturgie der ästhetischen Überwältigung. Die Wundertüte der Effekte verfehlte ihre Wirkung nicht: Es war zum Staunen und zum Träumen. Vielleicht weg von den Stahlgewittern und hin zur einer besseren Welt.