Naturkundler lehnen Rodelbahn ab

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Der Naturkundeverein bezieht Stellung in der Frage der Sommerrodelbahn im Taubental. Er lehnt sie ab, es gebe„keinen vernünftigen Grund, sie einzurichten.“ OB Arnold erinnere sich offenbar nicht an seine eigenenFormulierungen.

Donnerstag, 30. Mai 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (rw). In seiner Stellungnahme namens des Naturkundevereins (NKV) Schwäbisch Gmünd erinnert dessen Vorsitzender Udo Gedack daran, dass Oberbürgermeister Richard Arnold im Grußwort der letztes Jahr erschienenen Monographie über das Taubental und den Nepperberg das Tal als unschätzbar wertvolles Erholungsgebiet gepriesen und seine Bedeutung für die Zukunft hervorgehoben habe. Es sei „auch in Verantwortung für künftige Generationen zu schützen und zu entwickeln. Diese Funktion wird schon dadurch unterstrichen, dass das Taubental im Rahmen der Landesgartenschau eine tragende Rolle einnimmt.“ So die Worte des Stadtoberhaupts. Inzwischen sei für alle sichtbar, wie sich diese tragende Rolle des Taubentals auswirkt. Seit 1981 sei das Taubental qua Beschluss des Gemeinderats ein gut mit Wegen erschlossener Erholungswald, die Vorbereitungen der Landesgartenschau hätten den Ausbau weiterer Wege mit sich gebracht, sie seien für die Elektrobusse und Pedelecs verbreitert worden, ein neuer Fußweg und ein Meditationsweg werde eingerichtet. All dies werde vom NKV mitgetragen.
Diese Funktionserweiterungen hätten die Möglichkeit geboten, den Erholungswald „in einer schonenden Weise erfahrbar zu machen, z.B. durch die Vermeidung von Müll, Lärm und Abgasen, Bereitschaft zur Anstrengung etwa mit einem Fußmarsch oder indem man sich auf die pädagogischen Angebote des Erlebnispfads Naturatum einlässt.“
Jetzt aber, so die Auffassung des NKV, begebe sich der Gemeinderat „in Gefahr, den eigenen Beschluss zur Einrichtung eines Erholungswaldes im Taubental zu konterkarieren.“
Die geplante Sommerrodelbahn durchquere an drei Stellen den Biotopschutzwald „Bachlauf im Taubental“. Die Argumente des Naturkundevereins:
„Eine technische Anlage (Schienenbahn) zerstört den naturnah gewachsenen Hochwald. Eine solche Umwandlung ist nach den Paragraphen 9 und 10 des Landeswaldgesetzes von der Oberen Forstbehörde zu genehmigen.
Der Betrieb der Rodelbahn soll für die Besucher der Gartenschau eine Belustigung sein, führt aber auch zur Lärmbelastung. Die Erweiterung der Freizeiteinrichtung Sommerrodelbahn zu einer „Transportanlage“ von unten nach oben benötigt ein Planfeststellungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung. Sie führt außerdem zu weiteren Investitionen.
Lärm und die Geschwindigkeit der Bobs (bis 40 km/​h) verscheuchen das Wild, stören die Vögel beim Brutgeschäft und in der Nahrungssuche, stören die bisherigen Bemühungen, zum Artenschutz im Taubental beizutragen. Ein artenschutzrechtliches Verfahren ist erforderlich.“
Alle bisherigen Erfahrungen mit Rodelbahnen zeigten, dass ihr Bau zu Folgeproblemen führt, die größere Eingriffe in den Wald und in die Kulturlandschaft erforderlich machten, so der Naturkundeverein. Als da wären: „Die Besucher brauchen extra ausgewiesene Parkflächen – im Taubental und in Wetzgau. Angebote zur Bewirtung sind bei bisher allen beobachteten Rodelbahnen vorhanden. Dadurch nimmt die Lärmbelastung zu. Die Belastung des Taubentals mit Müll wird zunehmen.“
„Alle Rodelbahnen
führen zu Folgeproblemen“
Insgesamt, so die Schlussfolgerung des Naturkundevereins, sei mit stärkeren Eingriffen in die Landschaft des Taubentals zu rechnen. „Will man das wirklich?“, fragt NKV-​Vorsitzender Udo Gedack, „wir kommen zu dem Ergebnis, dass es keinen vernünftigen Grund gibt, im Taubental eine Rodelbahn einzurichten.“