Schüler aus dem Ostalbkreis und dem finnischen Oulu erkunden die Schwäbische Alb

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Eine Schuldelegation der Oberschule aus Muhos in Finnland hat die Ostalb besucht und im Rahmen des praktischen Unterrichtes in der Kleinen Scheuer in Heubach experimentelle Archäologie kennen gelernt.

Freitag, 04. April 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
150 Sekunden Lesedauer

Von Alfred Pradel
SCHWÄBISCH GMÜND/​HEUBACH. Baden-​Württemberg unterhält seit vielen Jahren eine Partnerschaft mit der finnischen Region Oulu. Auch zwischen den Geoparken Schwäbische Alb und Ruoka besteht zwischenzeitlich eine intensive Kooperation.
Es war schon eine Umstellung für die 14 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 16 und 18 Jahren und ihre beiden Lehrerinnen, als sie im Ostalbkreis eintrafen. Von Muhos kommend, das knapp unter dem Polarkreis liegt, war zumindest die schon kräftige Frühlingssonne unterm Rosenstein für die Gäste gewöhnungsbedürftig. Auch die steilen Aufstiege auf die Albtraufkante haben einige der Schüler außer Puste gebracht, denn 600 Kilometer nördlich von Helsinki gibt es nur flaches Land.
Thilo Krauß, gebürtiger Heubacher und Lehrer am Schubart-​Gymnasium in Aalen, hat das Projekt, das die Schüler auch in den Geopark Schwäbische Alb, in die Bärenhöhle und nach Tübingen geführt hat, federführend begleitet. Gestern nun wanderten die Schüler gemeinsam mit Schulkameraden des Schubart-​Gymnasium in Aalen über Lautern auf den Rosenstein. Nach einer kurzen Rast bei der Waldschenke wurde die Ruine erkundet, dann ging es hinab in die Kleine Scheuer. Dort erläuterte Stefan Wettengl — ebenfalls aus Heubach und nun an der Universität Tübingen tätig — die Funde von Franz Keller aus dem Jahr 1916, von denen er einige im Original mit dabei hatte. Aber es blieb nicht beim Vorzeigen der Originale. Mit Feuerstein und Granitsteinen sowie einer Hirsch-​Geweihstange zum Nachbearbeiten zeigte Stefan Wettengl den Schülern, wie funktionelle Schneid-​, Schab– und Bohrwerkzeuge entstanden sind. Wer wollte, konnte sein handwerkliches Geschick unter Beweis stellen.
Mit ein bisschen Übung entstanden sehr scharfe Schneidwerkzeuge, wie sie die Bewohner der Kleinen Scheuer vor 13 000 Jahren hergestellt oder gegen andere Gegenstände von wandernden Jägern eingetauscht haben. Davon, dass die hergestellten Werkzeuge funktionieren, konnten die experimentellen Archäologen schnell feststellen. Ein kleiner Rutsch daneben und schon floss Blut.
Die Besucher aus Muhos in der Region Oulu waren überwiegend zum ersten Mal im Ostalbkreis, und alle zeigten sich begeistert von der Architektur in den Dörfern und Städten, auch das Albvorland begeisterte die jungen Forscher. Interessant finden sie die Kooperation und Partnerschaft der beiden Geoparke Schwäbische Alb und Rokua, dem nördlichsten Geopark der Welt.
Satu Sarpola besucht ebenfalls zum ersten Mal Deutschland. „Ich finde die Städte und die kleinen Dörfer mit ihren Plätzen und schönen Häusern und Kirchen richtig schön, es gefällt mir hier. Ganz begeistert war ich von Tübingen als Stadt, aber der Rosenstein mit der Burgruine und die vielen Höhlen, das ist faszinierend, das gibt es bei uns nicht.“ Auch die begleitenden Lehrerinnen Sanna Auttila und Mari Ylitalo sind vom Projekt begeistert. Sanna Auttila hat in der Schule Deutsch als Fremdsprache gehabt, sie spricht gut deutsch, hat aber zwischenzeitlich wieder viel verlernt. Sie bedauert: „Leider wird Deutsch nicht mehr sehr als Fremdsprache nachgefragt, momentan sind Englisch und Schwedisch die gefragten Fremdsprachen, in den östlichen Landesteilen Finnlands auch Russisch.“ Aber das Kooperationsmodell über die Geoparke sei ein guter Weg, die Partnerschaft zu vertiefen. Als die Lehrerinnen von der Wissenswerkstatt EULE hören, die in Gmünd am Entstehen ist, bedauern sie fast, nicht später gekommen zu sein.
Gut finden die Kooperation und den Austausch auch die deutschen Schüler. Alicia Thaluß findet ganz interessant, wie sich die Menschen im Schwäbischen und aus Finnlands Norden unterscheiden. „In Finnland gibt es keinen Fasching und auch sonst ist vieles in Finnland anders als bei uns. Aber wir haben viel Spaß miteinander und verstehen uns sehr gut.“ Und ausnahmslos alle freuen sich schon auf den Gegenbesuch, wenn es im November in den finnischen Winter geht.