Impfskandal Wemding: Auch Hausdurchsuchung im Ostalbkreis

Schwäbisch Gmünd

Rems-Zeitung

Im Wemdinger Impfskandal hat die Polizei am Donnerstag Wohnungen in ganz Süddeutschland durchsucht. Darunter ein Objekt im Aalener Raum. Ein Gericht ordnete Blutentnahmen an.

Donnerstag, 13. Januar 2022
Thorsten Vaas
108 Sekunden Lesedauer

Das bestätigt ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord auf Nachfrage der Rems-​Zeitung. Bei dem Fall aus Wemding (Landkreis Donau-​Ries) soll ein Hausarzt Corona-​Schutzimpfungen vorgetäuscht und gefälschte Impfausweise ausgestellt haben. Der Arzt rückte 2021 in den Fokus der Polizei, da es zu Unregelmäßigkeiten bei Covid-​Impfungen kam. Nun ordnete das Amtsgericht Augsburg Wohnungsdurchsuchung und Blutentnahmen bei insgesamt etwa 100 Personen an. Über das Blut solle nachgewiesen werden, dass die betreffenden Personen nicht geimpft sind.
Mittlerweile geht die Kripo Dillingen von zwei Konstellationen aus: „Zum einen wurde gegenüber Patienten eine Impfung vorgetäuscht. Diese Personen suchten den Arzt in der Absicht auf, eine Schutzimpfung zu erhalten. Tatsächlich wurde diesen Patienten aber — ohne deren Wissen — kein Impfstoff verabreicht“, heißt es in einer Mitteilung Polizeipräsidiums Schwaben Nord. Wie der Bayerische Rundfunk online berichtet, habe der Arzt stattdessen eine Art Placebo verabreicht. Zum anderen sei Personen wissentlich ein Impfnachweis ausgestellt worden, obwohl keine Impfung stattfand. Diese Personen hätten den betreffenden Arzt aufgesucht, um einen Impfnachweis zu erhalten, „ohne dass nach beiderseitigem Einvernehmen eine Covid-​Impfung erfolgte“, so die Polizei weiter. Gegen diese Personen wird nun ermittelt: wegen Beihilfe beziehungsweise Anstiftung zum Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse und deren Verwendung. In allen Fällen, die am Donnerstag im Fokus der Ermittler standen, „ging es explizit um Personen, die den Arzt wegen falscher Impfnachweise aufgesucht haben sollen“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord.
Unabhängig davon hat auch die Polizei im Ostalbkreis mit gefälschten Impfausweisen zu tun. Bereits Anfang Dezember registrierte das Präsidium zunehmend Fälle, „in denen Personen versuchen, sich mit falschen Eintragungen in gelben Impfpässen einen digitalen Impfnachweis zu erschleichen“, heißt es in einer Mitteilung. Die genaue Zahl lasse sich schwer beziffern, so ein Polizeisprecher. Die Herstellung, der Handel und der Gebrauch von gefälschten Impfnachweisen stellen Straftaten dar.
Martin Braun von der Apothekerkammer Baden-​Württemberg schätzt, dass zwischen 12 und 15 Prozent der gelben Impfpässe und der darauf aufbauenden digitalen Covid-​Zertifikate gefälscht sind. Die Dunkelziffer sei jedoch höher, sagte er bei einer Online-​Debatte des Behörden-​Spiegel, über die heise​.de berichtet. Er gehe deutschlandweit von gefälschten Nachweisen im hohen sechsstelligen Bereich aus. Das Problem: Apotheken, die auf Grundlage des gelben Impfbuchs einen digitalen Nachweis ausstellen, bräuchten schier „detektivische Kenntnisse“, um einen echten Impfpass mit echten Einträgen von einer Fälschung zu unterscheiden.
Hinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass zwei Objekte im Ostalbkreis durchsucht wurden. Dies hat ein Polizeisprecher mittlerweile korrigiert. Es wurde nur ein Objekt durchsucht.