Ende einer 150-​jährigen Schultradition in Untergröningen und Verabschiedung von Rektor Hubert Roßmann

Ostalb

Rems-Zeitung

Die Grund– und Hauptschule Untergröningen steht mit Ablauf des Schuljahres an einem Scheideweg. Ab kommendem Schuljahr werden keine Hauptschüler mehr in Untergröningen unterrichtet werden. Eine fast 150-​jährige Tradition von weiterführenden Schulen endet nun im Teilort von Abtsgmünd.

Mittwoch, 29. Juli 2009
Rems-Zeitung, Redaktion
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ABTSGMÜND-​UNTERGRÖNINGEN (hug). In einer eindrucksvollen Feier wurde die letzte neunte Hauptschulklasse mit einer feierlichen Zeugnisübergabe und vielen Schülerdarbietungen verabschiedet. Zeitgleich mit der Auflösung der Hauptschule verlassen auch verdiente Lehrkräfte die Bildungseinrichtung und Rektor Hubert Roßmann wurde in den Ruhestand verabschiedet.
In die Abschlussfeier der GHS Untergröningen mischte sich in diesem Jahr Wehmut, war es doch die letzte Veranstaltung dieser Art in dem Teilort von Abts-​gmünd. Der Gemeinderat hat die Auflösung der Hauptschule beschlossen und alle Schüler der Sekundarstufe verlassen mit dem Schuljahresende Untergröningen. Dennoch stimmte der Schülerchor freudig mit dem Begrüßungslied in die Schlussveranstaltung ein und sagten: „Hallo, es geht einfach los!“ Nachdem Rektor Hubert Roßmann die zahlreichen Gäste in der Festhalle begrüßte startete ein fulminantes Programm der einzelnen Klassen. Eingestimmt durch das Ferienlied „Was ist heut in der Schule los?“ zog der Zirkus der Klasse 1 und 2 ein. „Manege frei“ hieß es für bunt kostümierte Darsteller als Pferdchen, Raubtiere, Artisten oder lustige Clowns.
Übergeleitet durch Kurzbeiträge der Bläserklasse ging es tierisch weiter mit einem Spielbeitrag der Klasse 4. Im Sketch „Der Zirkus ist da“ wurde die Lehrerin durch ihre Schüler auf eine harte Probe gestellt. Und mit dem „Rap-​Huhn“ brachten die Grundschul-​Dritt– und Viertklässler die Zuhörer richtig in Schwung. Der wichtigste Programmbeitrag an dieser Schulveranstaltung war die feierliche Zeugnisübergabe an die Abschlussklasse 9. Zum allerletzten Mal beglückwünschte Rektor und Klassenlehrer Roßmann sieben Neuntklässler zur bestandenen Prüfung. Claudia Schacht (Belobigung), Martin Haas (Belobigung), Rene Haas, Hasan Kocbinar, Michael Persch, Steffen Wahl (Belobigung) und Alexander Ziebart als Schülersprecher (Belobigung) sind die letzten Hauptschüler der Schule an der Sonnenhalde. Auch die verbliebenen Klassen 6 und 7 gehen ab kommendem Schuljahr an andere Schulen. Mit einem Dank an alle Lehrkräfte verabschiedeten sich die scheidenden Schülerinnen und Schüler herzlich von ihrer Schule.
In einem kurzen historischen Abriss zeigte Schulleiter Hubert Roßmann die bewegte Schulgeschichte Untergröningens auf. 1862 gründete der damalige Schultheiß Jung die erste weiterführende Schule in Form einer Realschule in Untergröningen Nach fast 100 Jahren schloss diese im Jahre 1958 ihre Pforten. Ein weiterer Meilenstein der Ortsgeschichte war im Jahre 1967 der Schulhausneubau an der Sonnenhalde. Aus der alten Volksschule wurde die Grund– und Hauptschule Untergröningen.
Vor etwa 30 Jahren haben die Untergröninger in einem erfolgreichen Schulkampf ihre Hauptschule am Ort halten können. Eine Bürgerinitiative, die selbst vor einem Schulstreik nicht Halt machte, wurde ins Leben gerufen. Schwierigen Auseinandersetzungen mit Behörden und mit dem Kultusministerium brachten als Erfolg den Erhalt mehrer kleiner Schulen in der Region. Und diese kleinen Hauptschulen haben über viele Jahre erfolgreiche Schularbeit geleistet.
Im letzten Jahr beschloss der Gemeinderat Abtsgmünd die Auflösung der Hauptschule im Teilort. Die Zahlen in der Bevölkerungsentwicklung und speziell der dramatische Rückgang schulpflichtiger Kinder machte eine Fortführung zunehmend schwieriger. Für die Schule ist deshalb der Schuljahresabschluss nur schwerlich als Feierstunde zu sehen. Denn Untergröningen verliert mit der Schließung der Hauptschule weiter an Identität. Als Folge der Veränderung verlassen auch verdiente Lehrkräfte den Schulort Untergröningen.
Zeitgleich mit der schulischen Umgestaltung geht auch Rektor Hubert Roßmann in den Ruhestand. Für die Eltern sprach Elternvertreter Stefan Hänle ihm seinen Dank für die in 20 Jahren Schulleitung geleistete Arbeit aus: Roßmann verstand seinen Beruf immer als Berufung und engagierte sich stets unbeirrt zum Wohle seiner Schüler und Schule. Eine Vielzahl von Projekten und Innovationen wurden von ihm schon lange vor der offiziellen Umsetzung in Bildungsplänen angeregt.
Die Gratwanderung, maximale Kreativität zuzulassen, ohne den Lehrplan aus den Augen zu verlieren sei das Markenzeichen des scheidenden Rektors gewesen und spiegelt sich in den überdurchschnittlichen Schülerleistungen und in der sozialen Kompetenz der Kinder wieder. Er verlässt nun eine kleine aber außergewöhnliche Schule.
Die gesamte Hauptschule zeigte diese außergewöhnliche Leistungsbereitschaft in einer eindrucksvollen Abschlussperformance mit dem vieldeutigen Titel „Endart@“. Unter Regie von Lehrer Jürgen Leicht wurde ein triadisches Ballett nach Oskar Schlemmer mit verschiedenen selbst gestalteten Figuren in Szene gesetzt. Hinterlegt von Musiksequenzen der Gruppe Kraftwerk und im Wechsel mit Gedichten beeindruckten die gold– und silbermaskierten Darsteller das Publikum. Zwischen Ballettszenen rezitierten die Jugendlichen expressionistische und dadaistische Wortbeiträge von Alfred Lichtenstein, Jakob van Hoddis und Kurt Schwitters zum Thema Metamorphose vom Mensch zur Maschine.
Rührend zum guten Schluss war ein Wunderkerzen-​Abschied durch die ganze Schulgemeinschaft an ihren scheidenden Rektor zu Sinatras „My Way“.