Gruppe der Mögglinger SPD informierte sich über Stuttgart 21

Ostalb

Rems-Zeitung

Eine große Gruppe von SPD-​Mitgliedern des Ortsvereins Mögglingen/​Heuchlingen besuchte kürzlich die Landeshauptstadt, um sich dort bei einem Rundgang selbst über das Bauprojekt Stuttgart 21 zu informieren.

Donnerstag, 11. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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MÖGGLINGEN (pm). Befürworter, Gegner und Unentschlossene konnten sich in der Ausstellung im Turmforum ein eigenes Bild über das zukünftige Stadtbild und die Auswirkungen auf den Schienenverkehr machen. Dabei war zu erkennen, dass der neue Stadtteil, nach Tieferlegung des Bahnhofs, große Entwicklungschancen bieten könnte.
Beim Rundgang, der die Genossinnen und Genossen an der Demo der Kritiker vorbeiführte, bekamen diese einen Eindruck über die Stimmung und die Menschen, die gegen das Bahnprojekt demonstrieren. Man nahm sie als Querschnitt der gesamten Bevölkerung wahr.
Im Schlossgarten trafen die Teilnehmer mit Judith Vowinkel zusammen, seit 2009 für die SPD im Stadtrat in Stuttgart, Ortsvereinsvorsitzende von Stammheim und Mitglied im Kreisvorstand der Stuttgart SPD – eine Kritikerin des Bahnprojekts. Bei einer Diskussion im Ratskeller schilderte Judith Vowinkel, wie es aus ihrer Sicht in den vergangenen Jahren zu den Protesten kam. So hatten nur wenige von Anfang an große Bedenken und aus der damaligen Sicht von 1994 erschien ein Durchgangsbahnhof sicher als die richtige Herangehensweise. Jedoch habe sich seit dieser Zeit einiges verändert und in den Jahren nach der Planung kamen immer mehr Details ans Licht, welche die Bürgerinnen und Bürger in Stuttgart aufhorchen ließen. Ab diesem Zeitpunkt konnten Einsprüche aber nur noch für Details abgegeben werden und das Projekt an sich sollte durchgeführt werden.
„Man hätte die Nachteile früher diskutieren müssen“, so Vowinkel. Die massiven Kostensteigerungen sowie das Ignorieren von 67 000 Stuttgarter Unterschriften hätten dann zu den großen Demonstrationen geführt. Der Riss, der jetzt durch die Region bei dem Thema Stuttgart 21 verliefe, sei für die Stadt sehr bedrückend. Auf der Arbeit, im Freundeskreis und in Familien sei die Diskussion zu einem belastenden Dauerthema geworden. Zweitkandidat und Ortsvereinsvorsitzender Jakob Unrath, der die Fahrt organisierte, betonte, dass ein solcher Riss nicht wegen eines Bahnhofs entstehen sollte.
Die SPD spiegele die gesellschaftliche Diskussion wider, dort könnten sich Kritiker und Befürworter auf einen gemeinsamen Weg verständigen. Das sei keine Schwäche, sondern gelebte Demokratie. „Nur durch einen Volksentscheid kann ein solcher Konflikt beseitigt werden. Dass Heiner Geißler versucht, die Fakten klar zu präsentieren, kann für diesen Weg nur von Vorteil sein. Wichtig ist aber auch, dass es bei den Wahlen im März nicht nur um Stuttgart 21 geht. Vielmehr müssen die Möglichkeiten einer stärkeren Bürgerbeteiligung im Ganzen in den Mittelpunkt gerückt werden“, so Unrath. Insgesamt waren sich die Teilnehmer der Fahrt einig, dass auch Themen wie soziale Gerechtigkeit, Energiepolitik und Bildungspolitik wieder einen größeren Raum in der politischen Diskussion einnehmen müssen. Denn „da sehe man den schlechten Politikstil der Regierung noch deutlicher“.