„Weihnachten in Deutschland“: Teile der Renninger Krippe sind in der Lorcher Klosterkirche aufgebaut

Ostalb

Rems-Zeitung

Das Jesuskindlein vor dem Brandenburger Tor, direkt unter der Quadriga — warum nicht? Wenn das Motto doch „Weihnachten in Deutschland“ heißt.

Donnerstag, 25. November 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
103 Sekunden Lesedauer

LORCH (rw). Teile der Renninger Krippe sind seit gestern im Kloster Lorch zu sehen, dort bleiben sie über den Advent und die Weihnachtszeit. Den Chor der Klosterkirche nehmen mehr oder weniger treffende Modelle berühmter Bauten ein. Doch um Architektur geht es hier nicht, sondern um Freude und Erbauung zur Weihnachtszeit. Im Zentrum steht die gut zweieinhalb Meter hohe Nachbildung des Brandenburger Tors, preußisch klassizistisch, links triumphiert das Barock des Dresdner Zwingers, rechts steht die Porta Nigra, bedeutendes Denkmal römischer Baukunst auf deutschem Boden. Dazwischen die Fassade eines Schwarzwald– und eine Niedersachsenhauses. Westen und Osten, Norden und Süden, vereint im Bild. Und vor der Krippe erinnert ein gezacktes Spruchband an große Ereignisse: „Wir sind ein Volk — Gleichheit für alle.“
Ganz Deutschland also ist hier versammelt, zumal die Figuren, hergestellt von Hildegard Buchhalter, deutsche Trachten tragen. Oder Berufskleidung. Den Briefträger und Polizisten entdeckt man auch, seitlich von der Krippe marschieren drei Burschenschafter in vollem Wix auf. 600 Figuren hat Hildegard Buchhalter mittlerweile geschaffen, alle zeigen heitere Gesichter.
Karen Zoller begrüßte namens der Evangelischen Heimstiftung und des Touristikbüros die Besucher der Ausstellungseröffnung, darunter auch Bürgermeister Karl Bühler, dankte den Helfern und den Sängerinnen von „Trio Oxalis“ für die musikalische Umrahmung sowie dem Kloster-​Freundeskreis für die Unterstützung. Gmünds Kulturbüroleiter Ralph Häcker überbrachte Grüße von OB Richard Arnold, der Pfarrer Franz Pitzal kennt. Der ist nun seit 37 Jahren in Renningen und bringt die Krippe zum vierten Mal ins Kloster Lorch. In Leinzell in der Nachkriegszeit aufgewachsen — vom Jenischen gab er eine kurze Kostprobe -, lernte er zunächst Uhrmacher bei Bidlingmaier in Schwäbisch Gmünd. Als Spätberufener studierte er Theologie — bei Professoren wie Josef Ratzinger und Hans Küng — und wurde Priester. Die Leidenschaft für Krippen hat ihn in den Tagen seiner Kindheit gepackt, als er als kleiner Bub in Leinzell das Geld vom Milchkannen-​Tragen sparte und in einer ersten Krippe anlegte. Im Laufe seines Lebens legte er sich eine große Krippensammlung aus aller Herren Länder zu, die jüngste stammt aus Kuba. Einige Stücke aus der Sammlung sind im Schiff der Klosterkirche ausgestellt. Die Figuren seien aus dem Leben genommen, betonte Franz Pitzal.
Die heiligen drei Könige, Hirten, Schafe, Ochs und Esel sucht man vergebens. Es gehe um die unmittelbare Botschaft: „Lasst euch ansprechen — macht euch auf zum Kind von Bethlehem“, so der Pfarrer. Weihnachten sei eine Herausforderung. Und die Krippe trage zur Gemeinschaftsbildung bei, „mögen viele daran Freude finden.“