Der Lorcher Arbeitskreis für Ökologie und Umwelt feierte gestern Abend im Bürgerhaus sein 20-​jähriges Bestehen

Ostalb

Rems-Zeitung

Während sich zu Beginn der Ökologie-​Bewegung das Umweltbewusstsein vielerorts nur auf einen kleinen Personenkreis beschränkte, wurde der vor 20 Jahren gegründete „Arbeitskreis Ökologie und Umwelt“ (AKÖ) in Lorch von vielen Schultern getragen und genießt bis heute großes Ansehen. Von Gerold Bauer

Mittwoch, 23. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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LORCH. Arbeitskreis-​Vorsitzende Helga Knödler beleuchtete gestern beim Jubiläumsabend im Bürgerhaus die Historie. Schon lange bevor sich die „große Politik“ in Rio de Janeiro bei der weltweiten Umweltkonferenz einen Sinneswandel auf die Fahnen schrieb, wurden in Lorch umweltrelevante Aspekte in den Blickpunkt gerückt. Die Ortsgruppe des „Bundes für Umwelt– und Naturschutz in Deutschland“ ergriff seinerzeit die Initiative und fand bei damaligen Bürgermeister Werner Steinacker und dem Gemeinderat offene Ohren. Es wurde beschlossen, den „AKÖ“ als beratendes, von der Stadt getragenes Gremium einzurichten. Während in nicht wenigen anderen Kommunen umweltbewusste Menschen als „Öko-​Spinner“ belächelt wurden, hat man in Lorch dem Umweltbewusstsein eine offizielle Plattform eingerichtet. Besonders bemerkenswert und laut Helga Knödler damals keineswegs selbstverständlich waren die sehr unterschiedlichen Gruppierungen, die auf diese Weise zu einer gemeinsamen Interessenvertretung zusammen fanden: Naturschützer, Fischer, Landwirte, Waldbesitzer und Jäger, Gartenfreunde, sachkundige Bürger sowie Vertreter der Gemeinderatsfraktionen. Dass die Ziele einer so breit aufgestellten Einrichtung immer wieder auch intern voneinander abwichen, liegt auf der Hand. „In aller Regel ist es aber gelungen, Interessenskonflikte zu einem einvernehmlichen Erfolg zu führen“, sagte Helga Knödler in ihrer Festrede.
Und so wurden die Auswirkungen von Baumaßnahmen auf die Umwelt in Lorch stets auch unter ökologischen Aspekten betrachtet und schon früh ein Radwegekonzept erarbeitet. Der AKÖ war maßgeblich an der Verhinderung einer Müll– und einer Erddeponie sowie am Kampf für eine B-​297-​Umgehung beteiligt. Die heimische Landwirtschaft lag dem Arbeitskreis immer sehr am Herzen — und dieses Bewusstsein führte letztlich zu erfolgreichen überörtlichen Veranstaltungen, in denen der Gedanke einer regionalen Lebensmittelproduktion und –vermarktung in den Blickpunkt einer breiten Öffentlichkeit gerückt wurde.
Dauerthemen waren der Hochwasserschutz entlang der Rems sowie Energiesparmaßnahmen und moderne Ansätze im Energiebereich. Natürlich befasste man sich mit den klassischen Öko-​Themen wie „Erhalt von Biotopen“ und informierte durch Einladung renommierter Experten die Bevölkerung über die möglichen Auswirkungen der „grünen Gentechnik“. Die Stadt Lorch untersagte in der Folge, dass auf ihren Flächen gentechnisch verändertes Saatgut ausgebracht werden darf und wurde mit diesem Gemeinderatsbeschluss Vorreiter für zahlreiche Kommunen im Ostalbkreis, die diesem Beispiel folgten.
Helga Knödler legte in ihrer Rückschau auf „20 Jahre AKÖ“ auch großen Wert auf die Feststellung, dass man sich nicht nur am „grünen Tisch“ mit Ökologie und Umwelt befasst habe, sondern sich durch tatkräftige Arbeitseinsätze um den Erhalt der Landschaft bemühe.
Bürgermeister Karl Bühler freute sich, gestern auch seinen Amtsvorgänger Werner Steinacker begrüßen zu dürfen, unter dessen Stabführung seinerzeit der AKÖ in Lorch etabliert wurde. Er adressierte ein dickes Lob an alle Arbeitskreismitglieder, „die im Ehrenamt elementare Fragen zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen thematisieren“ und so dazu beitragen, dass über diese Themen eine breite gesellschaftliche Diskussion stattfindet. Bühler räumte ein, dass dieses lobenswerte Engagement aufgrund der Ignoranz oder Gleichgültigkeit mancher Mitbürger auch ein hohes Maß an „Frustrationspotenzial“ in sich berge. Doch dies seien in Lorch eher Ausnahmen. „Die hohe Akzeptanz des AKÖ in unserer Bürgerschaft führe ich auf die breitgefächerte Mitgliederstruktur zurück“. Er selbst halte sich bewusst etwas im Hintergrund, unterstrich Bühler, um damit die Eigenständigkeit und geistige Unabhängigkeit des Gremiums zu unterstreichen.
Gerd Oelsner von der Karlsruher Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LfU), zeigte in seinem anschließenden Vortrag Möglichkeiten auf, wie sich sowohl Kommunen als auch einzelne Bürger für den Klimaschutz stark machen können. Eine der besten Möglichkeiten sei der Bezug von Ökostrom, der mittlerweile durchschnittlich nur noch vier Prozent mehr koste. Auch die Gründung von Energiegenossenschaften und der gemeinsame Betrieb von Solaranlagen seien sinnvoll. Wichtig sei es, durch Veranstaltungen bei einer breiten Bevölkerungsschicht das Bewusstsein für den Klimaschutz zu wecken beziehungsweise zu fördern. Informationsabende, das Anbieten von Energiespar-​Beratungen sowie die Kooperation mit fachkundigen örtlichen Handwerkern bis hin zu ökologischen Lehrpfaden mit Schautafeln gehören zum Repertoire.