In Untergröningen setzen sich 472 Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der alten Eisenbahnbrücke ein

Ostalb

Rems-Zeitung

Der Abriss der alten Eisenbahnbrücke im Kochertal ist Informationen der Untergröninger Brückenfreunde zufolge bereits für die kommende Woche angesetzt. Gestern wurden Bürgermeister Ruf Unterschriftenlisten übergeben: 472 Stimmen gegen diesen Abriss wurden gesammelt.

Mittwoch, 09. Juni 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
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ABTSGMÜND-​UNTERGRÖNINGEN (pm). Im Folgenden die Pressemitteilung der Abrissgegner
„472 wahlberechtigte Untergröninger haben es durch ihre Unterschrift kund getan: Die alte Untergröninger Eisenbahnbrücke muss unbedingt erhalten werden; es wäre ein nicht wieder gut zu machender Fehler, diese vom Denkmalamt als erhaltenswertes Brückenbauwerk eingestufte Rarität abzureißen – auch wegen der nur noch selten anzutreffenden Nietkonstruktion, die andere Kommunen sicherlich zu schätzen wüssten.
Die Brücke erhöht den Freizeitwert Untergröningens als Teil der Gesamtgemeinde Abtsgmünd. Sie ermöglicht die Anbindung zur Draisine und bedeutet einen kurzen Weg zum Schloss, zur Ikone in der evangelischen Kirche und zur Gastronomie. Sie erspart einen weiten Umweg über die viel befahrene B 19. Auch andere Gemeinden wie z.B. Sulzbach erhalten ihre Egels– und Eisbachbrücke.
Sanierungsbedarf dieser einst für die Ewigkeit gebauten eisernen Brücke über den Kocher ist wegen der veränderten Nutzung — Fußgänger und Radfahrer statt schwerer Züge — nicht mehr gegeben; Untergröninger Ortschaftsräte haben mehrfach auf ein Gutachten verwiesen, demzufolge die Brücke auch ohne große Sanierungsmaßnahmen noch Jahre halten könnte. Die Kosten für die Verkehrssicherung – es geht schließlich nur um einen Fußgänger– bzw. Radweg –, liegen unseres Erachtens in einem überschaubaren finanziellen Rahmen; die Rede ist von rund 5000 Euro. Eine Schadstoffbelastung (Blei-​Mennige) ist nicht nachgewiesen. Mit den angrenzenden Firmen ist eine Lösung durchaus machbar.
Brücken schlagen zwischen Vergangenheit und Zukunft
Das Ganze ist auch eine Frage des historischen Bewusstseins – es handelt sich nicht nur um eine Brücke von einem Ufer zum anderen, sie verbindet auch die Vergangenheit mit der Zukunft.
Ebenfalls von zentraler Bedeutung: Der neue Bebauungsplan Bahnhofsareal/​Ortsmitte West sieht zwar einen Brückenneubau vor, der sowohl für Pkw als auch Lkw befahrbar sein soll, die Grundstücksverhandlungen sind auch abgeschlossen, aber wann und wie tatsächlich gebaut wird, steht angesichts leerer Kassen in den Sternen. Die Untergröninger Initiative fordert daher zumindest, die alte Brücke zu erhalten, bis die neue gebaut ist.
Entgegen anderslautender Behauptungen, ist die Brücke ins Eigentum der Gemeinde übergegangen. Horst Windeisen, Geschäftsführer der WEG, versichert, die Württembergische Eisenbahn-​Gesellschaft sei in diesem Fall nur noch „Bauunternehmer“, die Strecke längst ins Eigentum der Gemeinde übergegangen. Die WEG werde diese Brücke abbauen, weil sie vertraglich dazu verpflichtet sei. Wenn es eine Chance gibt, diese ganz eigene Kocherbrücke zu halten, die durchaus auch Industriedenkmal genannt werden könnte, ist sie in Abtsgmünd zu suchen.“
Abschließend wird Bürgermeister Ruf gebeten, „die vielen Untergröninger Stimmen nicht zu ignorieren und uns zumindest die Gelegenheit zu geben, im Gemeinderat gehört zu werden“.