Viele freuen sich und manche nicht, bald gibt’s wieder Unterricht /​Aktion „Sicherer Schulweg“ — Gib acht auf mich!

Ostalb

Rems-Zeitung

So unterschiedlich die Gefühle von Schülern und Eltern bei der Erwartung des ersten Schultages in der kommenden Woche sind, so sehr eint sie sicherlich ein Gedanke mit der Polizei. Alle wollen, dass die Kinder und Jugendlichen unbeschadet bleibenauf ihrem Weg von und zur Schule.

Montag, 13. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
195 Sekunden Lesedauer

OSTALBKREIS. Leider belehren uns aber die statistischen Unfallzahlen darüber, dass dies bislang nie allen Kindern gelungen ist und leider belehren uns die polizeilichen Erfahrungen auf der Straße, dass oft auch die einfachsten Maßnahmen unterlassen werden, die helfen könnten, diesen unerwünschten Erfolg zu verhindern.
Im langjährigen Durchschnitt verunglücken auf den Straßen des Kreises jedes Jahr etwas mehr als 90 Kinder im Alter bis 13 Jahren. Das vergangene Jahr 2009 lag mit 89 verletzten Kindern im Bereich dieses Mittelwerts, jedoch deutlich über dem Rekordtief von 2008, als man 59 verletzte Kinder beklagen musste. Aus Sicht der Polizei kann jeder dazu beitragen, dass die Unfallzahlen sinken, dass wir weniger Leid in den betroffenen Familien haben, dass wir unseren Kindern keine solchen Schmerzen zufügen.
In der kommenden Woche werden Polizeibeamte des Ostalbkreises an ungefähr 70 Schulen im Kreis Kurzvorträge halten, um hier gezielt die Eltern und Großeltern der ABC-​Schützen anzusprechen. Dabei werden einige einfache Verhaltensregeln angesprochen, deren Beachtung unseren Kindern helfen können, sich sicher im Straßenverkehr zu bewegen.
Eine Empfehlung lautet dabei, die Kinder, wo immer es geht, zu Fuß zur Schule zu schicken. Die Kinder werden so oder so selbständiger. Wenn dies später geschieht, sind sie selbstbewusster und damit unvorsichtiger. Die langjährige Statistik belegt deshalb einen signifikanten Anstieg der Unfallzahlen bei Drittklässlern. Vor der Eigenständigkeit steht allerdings das Üben. Eltern sollten den Schulweg definieren und ihn mehrfach mit den Kindern üben. Wo immer möglich, sollte man sich dabei an den von den Kommunen empfohlenen Schulweg halten.
Die Kinder müssen für den Weg mit ausreichend viel Zeit ausgestattet werden. Ein zu enger Zeitplan bringt Zeitdruck, der meist von Unaufmerksamkeit und Unvorsichtigkeit begleitet ist.
Kinder sollten immer mit auffälliger, am besten mit reflektierender Kleidung ausgestattet werden. Auf solche Merkmale sollte auch beim Schulranzenkauf geachtet werden.
Wenn Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht werden, müssen sie angeschnallt sein, bzw. im richtigen Kindersitz transportiert werden, auch auf kurzen Wegen. Auch wenn das Nachbarkind mitgenommen wird, gelten diese Regeln. Ungesichert entspricht ein Aufprall bei 50 km/​h einem Sturz des Kindes aus dem dritten Stock. Ein wichtiger Appell richtete sich direkt an das Verhalten der Eltern: verhalten Sie sich selbst vorbildlich. In diesem Alter orientiert sich ihr Kind (noch) an Ihnen, es ahmt Sie nach. Kinder begreifen schnell, dass man sich an Regeln auch vorbeimogeln kann. Und cooler anfühlen tut es sich auch. Also nehmen Sie sich die Zeit, im Interesse Ihres Kindes.
In den kommenden zwei Wochen wird die Polizei im Rahmen der Aktion „Sicherer Schulweg — gib acht auf mich“ wieder verstärkt Verkehrskontrollen entlang der Schulwege durchführen. Gemeinsam mit den Kommunen wird man dann Geschwindigkeitsmessungen auf Schulbeginn und Schulende konzentrieren. Viele Polizisten aus den Streifendiensten, den Bezirksdiensten und den Polizeiposten werden andere Arbeiten ruhen lassen und vor Schulen und Kindergärten gehen und dort kontrollieren.
Einer der Schwerpunkte wird auf der richtigen Kindersicherung liegen. Beobachtungen der Polizeidirektion Aalen, die sich mit bundesweiten Erhebungen decken, lassen erkennen, dass die Anschnallquote immer weiter absinkt. Innerorts bewegt sich die Anschnallquote auch bei Kindern gegen 50 Prozent. So ist auch nicht weiter verwunderlich, dass in den vergangenen Jahren regelmäßig nahezu die Hälfte der verletzten Kinder als Mitfahrer im Pkw der Eltern verletzt oder getötet wurde.
Falschparker auf Geh– und Radwegen, an Kreuzungen, Bushaltestellen und Fußgängerüberwegen verstellen den Kindern die Sicht und nehmen andererseits dem fließenden Verkehr die Möglichkeit, die Situation richtig bewerten zu können. Auch hier muss beanstandet werden, wo nötig wird auch abgeschleppt.
Auch die Fußgängerüberwege werden auf das richtige Verhalten der Verkehrsteilnehmer überwacht. 2009 wurden im Kreis an Fußgängerüberwegen und Fußgängerampeln neun Kinder verletzt.
Und nicht zuletzt steht immer die Situation unmittelbar vor den Schulen im direkten Fokus der Polizei. Vom wilden Parken auf dem Schulhof, über das Vorfahren der Eltern-​Taxis am liebsten bis ins Klassenzimmer bis zum Drängeln mit dem Fahrzeug in wartende Kindermengen kann hier alles beobachtet werden.
Diese Kontrollen können in der Intensität nicht das ganze Jahr aufrechterhalten werden. Die Polizei ist deshalb darauf angewiesen, dass sie in ihrem Bemühen um mehr Sicherheit für unsere Kinder unterstützt wird. Wer bereit ist Rücksicht zu nehmen, kann zum Lebensretter werden.
Keine oder die falsche Sicherung von Kindern in Fahrzeugen kosten bis zu 50 Euro und bringen dem Fahrzeugführer zusätzlich einen Punkt in Flensburg ein.
Falsches Verhalten an Fußgängerüberwegen kostet zwischen 80 und 120 Euro Bußgeld und ist mit 4 Punkten in der Verkehrssünderkartei dotiert.
Schon nicht ausreichende Bremsbereitschaft oder nicht ausreichend verminderte Geschwindigkeit gegenüber Kindern kann 80 Euro kosten und drei Punkte bringen.