Bürgermeister Georg Ruf, Vorsitzender des Wasserverbandes Kocher-​Lein: „Das konsequente Investitieren hat sich gelohnt“

Ostalb

Rems-Zeitung

„Wir haben beträchtliche Schädenverhindert“, sagt Georg Ruf im Hinblick auf die jüngste Kombination von Schneeschmelze und starkem Regen. Der Vorsitzende des Wasserverbandes Kocher-​Lein spricht von perfektem Hochwasser-Management.Von Gerold Bauer

Dienstag, 18. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS. „Manche Leute wundern sich, dass zum Beispiel die Lein noch immer ziemlich viel Wasser führt, obwohl es gar nicht mehr regnet. Dies kommt aber daher, dass wir die Schönwetter-​Periode ausnutzen müssen, um den Wasserstand in den Rückhaltebecken nun wohldosiert zu senken – damit für den Fall des Falles wieder ausreichend Stauvolumen zur Verfügung steht“, erläuterte Ruf.
Ein dickes Lob adressierte der Abtsgmünder Schultes an den technischen Betriebsleiter Melchior Rettenmeier. „Unser Mann am Schieber verfügt über viel Erfahrung bei der Steuerung der elf Rückhaltebecken im Verbandsgebiet“, würdigte der Verbandsvorsitzende im Gespräch mit Rems-​Zeitung die Leistung der Ellwanger Steuerungszentrale. Eine große Erleichterung sei ohne Zweifel die Möglichkeit der Fernsteuerung. Zwar sei der Betriebsleiter nach wie vor auch selbst unterwegs, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Doch um das Zusammenspiel der Rückhaltebecken zu koordinieren, sei es natürlich vorteilhaft, wenn man dazu nicht von Stausee zu Stausee fahren müsse, sondern dies von der Zentrale aus erledigen kann. „Anhand der Pegel-​Meldungen aus Leinzell, Abtsgmünd und Wöllstein wird der Wasserstand austariert“, erläuterte Ruf die Vorgehensweise beim Hochwasserschutz.
„Nun haben wir ja nach vielen Jahren wieder mal ein richtiges Hochwasser gehabt – und es hat sich dabei als richtig erwiesen, dass wir in den letzten Jahren konsequent investiert haben. Diese Ausgaben haben sich nun ausgezahlt“, zog Ruf gestern auf Anfrage eine Bilanz der vergangenen Woche. Rund eine Million Euro gibt der Wasserverband Kocher-​Lein für seine elf Rückhaltebecken zwischen Abtsgmünd und Welzheim pro Jahr aus. Weil Hochwasserschutz eigentlich eine Landesaufgabe ist, gewähre Baden-​Württemberg dazu entsprechende Zuschüsse für Investitionen und Unterhaltungsmaßnahmen. „Leider inzwischen nur noch 70 Prozent, früher waren es mal 90 Prozent Förderung“, bedauert Ruf. Obwohl mithin auch die Kommunen einen ordentlichen Teil der Investitionen bezahlen müssen, betrachtet Ruf die Verbandsumlage als sehr gut angelegtes Geld für die Mitgliedsgemeinden.
Man könne zwar nie genau sagen, wie hoch der Schaden ohne die Schutzmaßnahmen gewesen wäre; aber die Schadenshöhe hätte ohne Zweifel ein Vielfaches der Investitionen betragen, ist sich der Vorsitzende des Wasserverbandes Kocher-​Lein sicher. Denn das Gesamtstauvolumen von 14 Millionen Kubikmetern wurde letzte Woche in der Spitze zu etwa 61 Prozent genutzt. „Diese Wassermenge ergäbe eine ordentliche Pfütze. Da wäre in den Leintalgemeinden alles unter Wasser gestanden“, so Ruf.
Hinzu kommt nach den Worten des Verbandsvorsitzenden auch noch der Umstand, dass dank der Hochwasserschutzmaßnahmen von den Gemeinden inzwischen Flächen in Flussnähe als Wohn– oder Gewerbegebiete genutzt werden können, die in früheren Zeiten aufgrund der Überschwemmungsgefahr nicht bebaut wurden. „Ich habe gerade für das neue Heimatbuch der Gemeinde Abtsgmünd viele alte Fotos vor mir liegen – darauf sieht man sehr deutlich, dass dort wo heute das Rathaus steht, früher ständig Land unter war!“, so Ruf im Gespräch mit der Rems-​Zeitung.