Der Böbinger Kulturbeirat hat ein außergewöhnlich umfangreiches Programm präsentiert

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Rems-Zeitung

Die Organisation „Kultur in Böbingen“ – kurz „kib“ – gibt es seit 25 Jahren. Mit dem Kulturbeirat zusammen wurde ein sehr umfangreiches Programm für 2011 zusammengestellt, das inhaltlich so breit gestreut ist, dass nahezu alle Alters– und Interessengruppen in der Gemeinde angesprochen werden.

Samstag, 22. Januar 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
238 Sekunden Lesedauer

Von Gerold Bauer
BÖBINGEN. Die Schaffung eines Bürgersaals im Zuge der Rathauserweiterung habe den Veranstaltungen in der Gemeinde deutliche Impulse gegeben, klang gestern bei der Vorstellung des Kulturprogramms an. Das besondere Ambiente dieser „guten Stube“ verleiht den Kammerkonzerten, Kunstausstellungen, Theateraufführungen und Kabarett-​Abenden ein attraktives Flair. So sei das Kindertheater dort inzwischen immer ausverkauft, werden bei Auftritten der gleichen Ensembles in Kindergartenräumen früher nur ein Viertel der heutigen Besucherzahlen erreicht wurden, erinnerte Bürgermeister Jürgen Stempfle gestern im Rahmen eines Pressegesprächs.
Nicht nur ein guter Schluss, sondern auch ein guter Auftakt ziert alles: Schon der erste Termin im Jahresprogramm (gestern Abend war das Kabarett-​Duo Kabbaratz aus Darmstadt im Bürgersaal im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung mit der Gmünder Volkshochschule zu Gast) war ausverkauft. Eine ähnliche Resonanz erhofft man sich für die dritte Auflage des Böbinger Kunstmarkts. Um Überschneidungen mit anderen Terminen zu vermeiden wurde der Kunstmarkt heuer von Juni auf den 28./29. Mai verlegt und findet gleichzeitig mit dem Marktplatzfest der Freiwilligen Feuerwehr statt. Die Parallelität habe sich bereits bei der Kunstmarkt-​Premiere vor drei Jahren bestens bewährt, weil beide Veranstaltungen durch Synergie-​Effekte voneinander profitieren. Soll heißen, wer zum Feuerwehrfest geht, macht sicherlich gerne einen Abstecher in die Verkaufsausstellung, und die Kunstmarktbesucher können sich nach einem Rundgang durchs Rathaus bei der Hocketse stärken.
Wie Gemeinderat August Freudenreich betonte, liege der Schwerpunkt bei dieser Veranstaltung unter dem Motto „Kreativität, Phantasie und Kunst“ auf der Qualität. Alle Bereiche des Kunsthandwerks und der Kunst werden dabei vertreten sein – und die Veranstaltung biete auch örtlichen Kunstschaffenden eine Präsentationsmöglichkeit.
Die Junge Philharmonie Ostwürttemberg war schon einmal in Böbingen zu Gast – damals in der St.-Josefs-Kirche. Nun wird ein weltliches Programm am 25. Juni in der Römerhalle zu hören sein – mit Werken von Tschaikowski und Schostakowitsch. Am 9. Juli musizieren Eltern, Schüler und Lehrer der Jugendmusikschule Rosenstein gemeinsam im Bürgersaal unter der Leitung von Brigitte Wenke. Auch das Böbinger Akkordeonorchester wird in diesem Rahmen auftreten.
Am 17. Juli beteiligt sich die Gemeinde Böbingen an der Jubiläumsfeier „150 Jahre Remsbahn“. Der Jubiläumszug werde von einer Abordnung in historischen Kostümen unter Federführung des Geschichts– und Heimatvereins begrüßt.
Am ersten Samstag nach den Sommerferien, also am 17. September, gibt es in der Römerhalle einen Flohmarkt. „Der Kulturbeirat will bewusst ein sehr breites Programmangebot offerieren. Deshalb wurde der Kulturbegriff sehr weit gefasst. Wir wollen nicht nur das klassische Bildungsbürgertum ansprechen“, begründete Freudenreich die Aufnahme des Flohmarkts in den Kultur-​Flyer.
„kib“ blickt heuer auf 25 Jahre Kulturarbeit in Böbingen zurück
Einmal im Jahr eine größere Ausstellung sei das Ziel von „kib“, sagte der Vorsitzende des Böbinger Kulturbeirats, Dr. Egon Dick. Da „kib“ dieses Jahr den 25. Geburtstag feiern könne, wollte man aus diesem Anlass eine ganz besondere Ausstellung bieten und zeige deshalb in Zusammenarbeit mit der Diakonie Stetten Werke von behinderten Künstlern. „Wenn man diese Bilder betrachtet, fragt man sich automatisch, wer nun eigentlich behindert ist. Denn diese Menschen werden in ihrer Kreativität nicht durch Hemmungen behindert, sondern leben sie voll aus“, verwies Dick auf die Besonderheit dieser Präsentation vom 1. bis 30. Oktober im Bürgersaal.
Im Rahmen einer Autorenlesung – eine Premiere in Böbingen – geht die freie Journalistin Anja Jantschik am 15. Oktober in Böbingen auf literarische Mörderjagd, während sich die „Topolino“-Figuren am 11. November beim Pippi-​Langstrumpf-​Kindertheater mit allerlei Gestalten im „Taka-​Tuka-​Land“ herumschlagen müssen. „Blechspielzeug im Wirtschaftswunderland“, sprich in den 50er-​Jahren, steht im Blickpunkt einer Zeitreise mit Walter Wörz. Er referiert am 19. November beim Geschichts– und Heimatverein. Kurzfristig festgelegt werden noch die Termine für einige Konzerte der Jugendmusikschule Rosenstein. Auch deren Lehrerinnen und Lehrer tragen dazu bei, dass der Bürger– immer wieder zum Konzertsaal wird.
Sehr engagiert ist Simona Stark, Kunsterzieherin am Rosenstein-​Gymnasium. Im Rahmen einer AG vermittelt sie ihren Schülerinnen und Schülern das bewusste Wahrnehmen und anschließende künstlerische Darstellen. Weil sich an dieser sehr gut besuchten Kunst-​AG überdurchschnittlich viele Böbinger beteiligen, gab es aus Böbingen auch einen Zuschuss von 500 Euro. Davon, dass dieses Geld sehr gut angelegt ist, kann man sich vom 8. April bis zum 8. Mai bei der Ausstellung „Mit der Hand gesehen“ im Bürgersaal überzeugen.
Vor wenigen Wochen ist der Böbinger Kulturbeirat zu neuen Veranstaltungsufern aufgebrochen: Es werden zu sehr günstigen Preisen Kunstfahrten und Städtetouren veranstaltet. Die Organisation liege in den Händen der pensionierten Lehrerin Thea Winkelmeyer und wolle eine möglichst breite Bevölkerungsschicht an Kunst und Kultur heranführen. Die Premiere sei sehr erfolgreich verlaufen, erzählte August Freudenreich über diese neue Sparte. Als nächster Termin stehe am 11. Februar ein Besuch in der Galerie Stihl in Waiblingen an, wo eine Ausstellung mit dem Titel „Einrichten, leben in Karton“ mit ungewöhnlichem Mobiliar vertraut macht. Eine weitere Kunstfahrt habe die Hohlbein-​Ausstellung „Graue Passion“ in der Stuttgarter Staatsgalerie zum Ziel.
„Wir veranstalten keine Ausflüge für pensionierte Oberstudienräte, sondern Fahrten, die selbst bei Schülern der Böbinger Haupt– und Werkrealschule auf großes Interesse stoßen. Da man in der Regel mit dem Zug fährt und dabei das Baden-​Württemberg-​Ticket nutzt, bewegen sich laut Freudenreich die Gesamtkosten für Fahrt, Eintritt und Führung deutlich unter 20 Euro pro Person. Und die Fahrt mit dem Zug trage sehr zur Pflege der Geselligkeit bei, fügte er hinzu.
Letzteres soll auch für Städtereisen gelten, die 2011 erstmals angeboten werden, aber bis dato noch nicht konkret terminiert sind. „Es gibt so viele schöne Städtchen, die gar nicht so weit von Böbingen entfernt sind und einen Besuch lohnen“, so Freudenreich. Im Anschluss an die Führungen wolle man auch gemeinsam einkehren, stellte er in Aussicht. Und sowohl bei den Kunstfahrten wie bei den Städtetouren seien Teilnehmer aus anderen Gemeinden willkommen.