90 Jahre Posaunenchor Tierhaupten /​Festgottesdienst mit Blick auf Aufbruchstimmung und Tradition

Ostalb

Rems-Zeitung

Mit einem Konzert in der Täferroter Afra-​Kirche und einem Festgottesdienst in der Johanniskirche in Göggingen feierte der Posaunenchor Tierhaupten das 90-​jährige Jubiläum und ist damit einer der ältesten Posaunenchöre in der Evangelischen Landeskirche.

Montag, 31. Oktober 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
169 Sekunden Lesedauer


Von Dorothee Wörner
TÄFERROT. Im Jahr 1920 war es der Wunsch junger Leute aus Tierhaupten und Utzstetten einen Posaunenchor zu gründen. Das Ziel von Johann Kielwein, Gottfried Feuchter, Emil Fischer und Gottfried Wahl war es eine christliche Bläsergruppe zu beginnen, am Anfang noch ganz und gar ohne Kapital mit gebrauchten Instrumenten und mit Unterstützung eines großzügigen Darlehens. Als erste Bläser kamen später Hermann Bareis, Georg und Johann Feuchter und Ernst Kober hinzu. Geprobt wurde in Privathäusern bis der Zweite Weltkrieg dem Chor ein vorläufiges Ende setzte. Die begeisterten Bläser wollten einen Neuanfang nach dem Krieg und so wurden im Jahr 1947 die Instrumente wieder zusammengesucht und das gemeinsame Spielen begonnen. Von da an gab es Höhen und Tiefen, gemeinsame Ausflüge und die Posaunentage in Ulm gehörten aber zu den herausragenden Ereignissen. 1975 kam eine Bläsergruppe aus Göggingen und Leinzell dazu und nun war es die Aufgabe bei Gottesdiensten in den Kirchengemeinden Täferrot und Göggingen-​Leinzell mitzuwirken. Ob Gemeindefeste, „Gottesdienst im Grünen“ oder die Mitgestaltung von Gottesdiensten bei freudigen und traurigen Anlässen — der Posaunenchor ist aus dem kirchlichen Leben der beiden Kirchengemeinden nicht mehr weg zu denken. Seit 2003 leitet Gerhard Beißwenger den Chor als Dirigent und die Proben finden nun im Käthe-​Luther-​Gemeindehaus in Leinzell statt.
Beim Festgottesdienst am Sonntag begrüßte Pfarrer Uwe Bauer neben zahlreichen Gottesdienstbesuchern die Mitglieder des Posaunenchors und dankte für ihren frischen Auftakt mit der Intrade „Jesus Christus herrscht als König“. 90 Jahre Posaunenchor seien ein Grund dankbar zu sein und sich mit den Musikern zu freuen, „schön dass es euch gibt“, sagte er an die Bläserinnen und Bläser gewandt. Der Höhepunkt des Gottesdienstes war die Lesung von Bibelstellen zu einem Posaunensatz der Ulmer Posaunentage von 1980, „Wo werde ich sein, wenn die Posaune erschallt“, Hand in Hand gingen Text und Musik. Ausgehend von der Basis eines Negro-​Spirituals, das in verschiedenen Variationen gespielt, den gesamten Kirchenraum erfüllte. Gleich einem Weckruf erklangen Fanfarenklänge um anschließend wieder weich in das Spiritual hinüber zu leiten. Eine großartige Ankündigung durch Posaunenklang „Der Menschensohn wird kommen.“
In seiner Predigt erinnerte Pfarrer Bauer an die Zeit der Gründung, an eine Zeit des Umbruchs von Politik, Wirtschaft, Kirche und Religion, die sich neu ausrichten mussten. Die Gründer ließen sich von dieser Aufbruchsstimmung mitreißen. Und immer wieder hat es Menschen gegeben, die den Posaunenchor weiter entwickelt haben, Familientraditionen wurden gepflegt und die frohe Botschaft, die der Posaunenchor vor sich her getragen habe, habe auch den Chor selbst getragen, ist sich Pfarrer Bauer sicher. Er dankte für die Disziplin der Mitglieder, denn es sei oft nicht einfach sich abzuhetzen und wertvolle Zeit zu opfern, um bei Trauungen, Beerdigungen oder sonstigen Anlässen diesen Dienst zu tun. Und genau dies sei der Grund der ihm immer wieder auf die Frage geantwortet werde, was denn ihr Antrieb sei „Dienst zu tun an Gott und an den Menschen“. Er dankte für das Mitwirken beim „Gottesdienst im Grünen“; ob auf dem Kalten Feld, am Rehnenmühlstausee, bei der Waldweihnacht oder wie in diesem Jahr an Ostern am Götzenbachstausee. „Das wäre ohne euch nicht möglich“, sagte Pfarrer Bauer und möchte nichts davon wissen, Gott als „Festlesgott“ zu missbrauchen, sondern als jemand der größer ist als unsere Angst und größer als unsere Zweifel, er wünschte dem Posaunenchor zum Schluss dass „Die Freude, die Ihr anderen macht, auf euch zurück kommt.“
Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Besucher zu einem Stehempfang in den Kirchsaal der Johanniskirche eingeladen. Dort konnten bei einer Diashow viele Ereignisse innerhalb der Chorgemeinschaft betrachtet werden. Zum Jubiläum war auch Theodor Nasser aus Waldhausen gekommen. Als Chordirigent des befreundeten Posaunenchors aus Waldhausen überbrachte er Glückwünsche. „Lasst uns Posaunenchorleute weiterhin in Freundschaft verbunden sein und bei gegenseitigen Besuchen näher zusammenrücken“, war sein Wunsch.

Am Allerheiligentag, Dienstag, 1. November, spielt der Posaunenchor Tierhaupten bei einem Konzert der jungen Organisten Lennart Faustmann und Claudius Beitze in der St.-Georgs-Kirche in Leinzell. Beginn ist um 18.00 Uhr.