IHK-​Ausbildungsumfrage 2011 sieht Ausbildungsmarkt trotzdem mit glänzenden Perspektiven

Ostalb

Rems-Zeitung

An der größten bundesweiten Umfrage zur aktuellen Ausbildungssituation nahmen über 14 000 Unternehmen teil, darunter über 100 Betriebe aus der Region Ostwürttemberg.

Donnerstag, 14. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTWÜRTTEMBERG (pm). Auf Grund der guten Konjunktur und des steigenden Fachkräftebedarfs erwartet der Deutsche Industrie– und Handelskammertag ein deutlich höheres Angebot an Ausbildungsplätzen. Auch in Ostwürttemberg schlägt sich dieser positive Trend nieder. Von den aus der Region teilnehmenden Unternehmen wollen 85 Prozent genau so viele oder sogar noch mehr Ausbildungsplätze anbieten als im Vorjahr. Hauptgrund für dieses ungebrochene Ausbildungsengagement ist bei fast allen Unternehmen die Sicherung ihres künftigen Fachkräftenachwuchses. Trotz dieser erfreulich hohen Ausbildungsbereitschaft konnte allerdings jedes fünfte Unternehmen im Jahr 2010 nicht alle angebotenen Lehrstellen besetzen. Uwe Heßler, Leiter der IHK-​Ausbildungsberatung: „Damit sind die Besetzungsprobleme geblieben; eine sehr bedauerliche Entwicklung.“
Als größtes Ausbildungshemmnis beklagen knapp 80 Prozent der Betriebe die mangelnde Ausbildungsreife der Bewerber. Als Hauptgründe dafür werden erstmals mit 53 Prozent mangelnde Leistungsbereitschaft und Motivation (Vorjahr 46 Prozent) sowie mit 48 Prozent die Disziplin (Vorjahr 42 Prozent) genannt. Fehlende elementare Rechenfertigkeiten führen 43 Prozent auf, im Vorjahr beklagen sich darüber noch 49 Prozent.
Beim mündlichen und schriftlichen Ausdrucksvermögen ist eine geringfügige Verbesserung von 47 Prozent im Vorjahr auf nun 49 Prozent festzustellen. Heßler: „Abwärts ging es dagegen bei den Umgangsformen: Im Jahr 2010 bemängelten diese 38 Prozent der Betriebe, 2011 ist dies bei 43 Prozent der Fall. Auch mit der nicht ausreichenden Belastbarkeit der Azubis haben 40 Prozent der Betriebe zunehmend Probleme.“ Laut Heßler reagieren darauf zwei von drei Unternehmen mit betriebsinternem Nachhilfeunterricht, um diese Defizite zu beheben.
Deutlich zugenommen hat die Unterstützung der Azubis durch ausbildungsbegleitende Hilfen der Agentur für Arbeit. Waren es im Vorjahr noch 26 Prozent der Firmen, die ihre Azubis zum Stützunterricht in Mathematik und Deutsch bei regionalen Bildungsträgern geschickt haben, greifen nun 37 Prozent der Firmen dieses Angebot auf. Die Unternehmen stellen sich wegen der Bevölkerungsentwicklung darauf ein, mehr lernschwache Jugendliche auszubilden. Heßler: „Bemerkenswert ist, dass inzwischen mehr als jedem dritten Betrieb soziale Kompetenzen wichtiger sind, als die schulischen Leistungen.“ Jeder vierte Betrieb wäre bereit lernschwache Jugendliche auszubilden, wenn er besser über deren außerschulischen Stärken und Schwächen informiert wären. Für 30 Prozent der Betriebe kommt es nicht in Frage, lernschwache Jugendliche auszubilden.
Mehr als jeder zweite Betrieb registriert rückläufige Bewerberzahlen. Mit Blick auf die demografische Entwicklung besteht demnach bereits jetzt Handlungsdruck, um den Fachkräftebedarf auch in Zukunft decken zu können. Knapp 40 Prozent, der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe sehen den richtigen Ansatz dafür in zusätzlichen Kooperationen mit Schulen. „80 Prozent der Schulen in Ostwürttemberg“, erklärt Heßler, „sind bereits eine Kooperation mit mindestens einem Ausbildungsbetrieb eingegangen. Damit liegt die Region landesweit in der Spitzengruppe.“ Unterstützung bei der Anbahnung dieser Kooperationen erhalten Betriebe von der IHK. Weitere Ansätze, sich als Arbeitgeber für den Nachwuchs interessant zu machen, sehen 29 Prozent der Unternehmen in einem insgesamt verbesserten Ausbildungsmarketing. Darüber hinaus setzen 13 Prozent auf Kooperationen mit Hochschulen.
60 Prozent der Betriebe finden ihre Azubis bereits über das Internet. Hierbei wird unter anderem auch die kostenlose Lehrstellen– und Praktikumsbörse der IHK genutzt“, erklärt Heßler. Über Anzeigen in Printmedien agieren 51 Prozent der Betriebe und 45 Prozent über die Direktwerbung in den Schulen. 73 Prozent der Unternehmen melden ihre offenen Ausbildungsplätze der Arbeitsagentur.
Und wie geht es nach der Ausbildung weiter? Vier von fünf Unternehmen planen, im laufenden Jahr ihre Azubis nach der Ausbildung auch zu übernehmen. Hauptgrund hierfür ist bei 91 Prozent die Sicherung der qualifizierten Fachkräfte. Heßler: „Zu erwähnen ist allerdings, dass bei knapp jedem zweiten Betrieb die wirtschaftliche Lage darüber entscheidet, ob ein Auszubildender übernommen werden kann oder nicht. Angesichts der guten Konjunktur ergeben sich für die Ausbildung glänzende Perspektiven.“