Bartholomä nimmt am Programm des Umweltministeriums „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ teil

Ostalb

Rems-Zeitung

Die Innenentwicklung ist in vielen Gemeinden und Städten hierzulande ein wichtiges Thema. Auch in Bartholomä soll der Ortskern gestärkt und die Infrastruktur belebt werden. Das Programm des Umweltministeriums „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ soll hierzu beitragen.

Donnerstag, 07. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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BARTHOLOMÄ. Zusammen mit der Gemeinde Durlangen hatte man sich beworben und den Zuschlag hierfür erhalten. Mit der Untersuchung beauftragt wurde die Forschungsgruppe Stadt + Umwelt. Bei einem gemeinsamen Workshop Anfang Mai sollen Vorschläge zusammengetragen werden.
Themen, die den Bartholomäern am Herzen liegen, sind die Bürgerbeteiligung und die Barrierefreiheit im Ort. Letzteres ist den Einwohnern deshalb ein Anliegen, weil die Zahl der Älteren immer mehr zunimmt. Es sei wie überall, so Stadtplaner Markus Schöffel vom Büro Schöffel. „Die Älteren bleiben im Ort, während die Jüngeren abwandern.“ Ein Verlust sei bei den 18– bis 25-​Jährigen zu verzeichnen und ein leichter Verlust bei den 25– bis 30-​Jährigen, während jene, die hinzuziehen, 35 Jahre oder älter sind. Über 75-​Jährige hingegen gehen in Altersheime oder zu betreuenden Verwandten außerhalb von Bartholomä.
Das Ziel des Bartholomäer Innenentwicklung-​Programmes ist klar: Das selbstbestimmte Leben im Alter soll forciert werden. Wenn Schöffel sagt, dass Bartholomä gar nicht so ein schlechter Standort sei, dann denkt er hierbei vor allem an die Standorte wie Aalen, Gmünd und Geislingen, die in einer halben Stunde erreichbar sind – alles Orte, an denen auch viele Arbeitskräfte benötigt werden. Hier sei Potential vorhanden, so Schöffel. Insgesamt, so sein Resümee, sei in Bartholomä, dafür, dass es abgelegen sei, sehr gute Arbeit gemacht worden.
Gut können sich die Gemeinderäte vorstellen, mittels eines kleinen internen Immobilienmarktes das Angebot und die Nachfrage an Wohnungen und Häusern in Bartholomä zu eruieren. Dies könne mithilfe von Fragebögen, dem Internet oder dem Gemeindeblatt geschehen.
Neben der Ausweisung eines neuen Baugebietes will man sich auch mit der Frage nach der sozialen Infrastruktur beschäftigen, also das Schaffen von sozialen Einrichtungen für Jung und Alt.
Der Amalienhof ist ein attraktiver Standort für Ältere. Diese Tendenz, dass sich viele Ältere in Bartholomä niederlassen, soll gehalten werden. Man müsse ein Angebot für diese Bürger schaffen, so Bürgermeister Thomas Kuhn. Gerade bei der Barrierefreiheit besteht noch Nachholbedarf. Im Rathaus ist es ebenso wie in einigen Einzelhandelsgeschäften nicht möglich, mit dem Rollstuhl in das Gebäude zu gelangen. Wichtig ist es der Gemeinde auch, wieder mehr jüngere Leute in den Ort zu holen. Hier seien die eigenen Leute sehr wichtig, so Schöffel, der die Heimatbindung als Stichwort nennt und von der Tendenz spricht, dass die Altersgruppe der 18– bis 25-​Jährigen aufgrund einer Ausbildung oder einem Studium abwandert. Die zunehmende Zahl der Abschlüsse mit Hochschulreife beschleunige diese Entwicklung.
Es könne damit gerechnet werden, dass die Anzahl der Einwohner von 2144 im Jahr 2010 bis 2030 um acht bis 23 Prozent abnehme. Dies habe Auswirkungen auf den Bedarf an Wohnungen und Bauflächen, auf die Auslastung der sozialen und technischen Infrastruktur und auf das Gemeinschaftsleben, die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen.
Bei Bauplatz-​Besitzern kann sich Schöffel vorstellen, dass die Gemeinde eine Moderatorenfunktion übernimmt und den Bürgern somit einen Teil des Prozederes bei einem Bauplatzverkauf abnimmt.
Angedacht ist eine Info-​Veranstaltung zusammen mit Markus Schöffel, zu der alle Bauplatz-​Besitzer eingeladen werden sollen. Betont wird von Seiten der Gemeinde, dass man private Bauplätze nicht aufkaufen wolle, um sie dann weiterzuverkaufen. Man wolle lediglich als Vermittler wirken, so Bürgermeister Kuhn.
Insgesamt, so Markus Schöffel, müsse die Gemeinde überzeugt sein von der Innenentwicklung. Ein Umbruch könne zudem nicht von heute auf morgen gelingen.
Bürgermeister Kuhn ist sich der großen Aufgabe bewusst. „Wir sind gut, können uns aber nicht darauf ausruhen“, sagt er. Und: „Es liegt an uns, wie viele Einwohner wir verlieren.“
Wichtige Themen seien die Nahversorgung, der Einzelhandel, die medizinische Versorgung sowie die Infrastruktur generell. Hier brauche man ausgearbeitete Strategien und müsse auch die Frage nach der Mittel– und Langfristigkeit stellen.