Kosten für die Schülerbeförderung steigen um rund 200 000 Euro – Wolfgang Hofer ärgert sich über Schülertourismus

Ostalb

Rems-Zeitung

Die Kosten für die Schülerbeförderung steigen im Ostalbkreis um rund 200 000 Euro. Kreisrat Wolfgang Hofer ärgerte sich angesichts der hohen Belastung über den „Schülertourismus“

Freitag, 08. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS (tu) – Der CDU-​Kreisrat sprach deswegen im Umweltausschuss des Kreistags von einer ganz traurigen Entwicklung. Im Kreis gibt es inzwischen 21 Werkrealschulen, wobei sich mehrere Kommunen für Kooperationen mit Nachbargemeinden entschieden haben, weil befürchtet wurde, dass eine Reduzierung der Standorte nur auf städtische Bereiche zu einer Schwächung des ländlichen Raumes führt. Dies hat allerdings zur Folge, dass mehr Kinder als bisher zur Schule gefahren werden müssen.
Dabei gibt es die unterschiedlichsten Entwicklungen, machte die Verwaltung dem Ausschuss deutlich. Beispielsweise besuchen nun Schüler aus Königsbronn die Werkrealschule Oberkochen, die zusätzlichen Kosten bleiben am Kreis hängen. Aus den bisherigen Hauptschulen in Heubach und in Bartholomä wurde die Werkrealschule Heubach mit Außenstelle Bartholomä, weshalb Schüler der höheren Klassen befördert werden müssen. Oder: Zwei einzügige Hauptschulen wie etwa die in Böbingen und Mögglingen werden zu einer neuen Werkrealschule zusammengefasst. Folge: Schüler, die bislang die Hauptschule an ihrem Wohnort zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen konnten, müssen nun zur Schule gefahren werden.
Zum Teil mussten aber auch zusätzliche Busverbindungen geschaffen werden, die ebenfalls Mehrkosten verursachten, zum Beispiel zwischen Mögglingen und Böbingen. Dort gab es bisher keinen Buslinienverkehr, mit dem die Schüler mitfahren konnten.
Da beide Gemeinden an der Bahnstrecke liegen, hätten die Schüler theoretisch mit dem Zug fahren können. Jedoch ließ sich nach Mitteilung der Verwaltung der Fahrplan der Bahn nicht auf die Bedürfnisse der Werkrealschüler ausrichten. Sie hätten daher erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Außerdem hätten sie in Böbingen so weite Fußwege von ihrer Wohnung zum Bahnhof gehabt, dass sie einen Rechtsanspruch auf die Einrichtung einer Schülerbeförderung zum dortigen Bahnhof gehabt hätten. Ebenso waren für die Kinder aus Rainau, die die Werkrealschule in Westhausen besuchen, und zwischen Hüttlingen und Neuler zusätzliche Busse nötig.
Da es bei den meisten Werkrealschulen keine festen Schulbezirke gibt, können in den meisten Fällen die Eltern frei wählen, in welche Schule ihr Kind geht. Wie sich die Schülerströme entwickeln, kann daher und weil die Werkrealschulen schrittweise eingeführt werden, nicht vorhergesagt werden.
Zudem besuchen ab dem Schuljahr 2012/​2013 Werkrealschüler der Klassen 10 an zwei Tagen der Woche eine Berufsfachschule, was zu einem zusätzlichen Beförderungsbedarf führt. Wie sich die Kosten entwickeln werden, sei daher nicht absehbar, sagt die Verwaltung. Sie geht aber in jedem Fall davon aus, dass die Schülerbeförderung noch teurer wird.
Wobei Landrat Klaus Pavel auch hier ein Fragezeichen machte. Dies alles gelte nur, wenn es auch unter der neuen Landesregierung beim Konzept der Werkrealschulen bleibt.
Auf jeden Fall viel Geld sparen könnte man, sagte er weiter, wenn nicht alle Schulen im Kreis morgens punkt 7.30 Uhr beginnen würden, sondern wenn die Schulleitungen etwas flexibler wären. So koste die Schülerbeförderung bei den neuen privaten Gymnasien in Abtsgmünd und Mutlangen kein zusätzliches Geld, weil die Schulleitung sich bei den Anfangszeiten flexibel gezeigt habe.