Abstimmungspatt im Böbinger Gemeinderat: Bürgermeisterwahl — Anzeige ohne Zusatz

Ostalb

Rems-Zeitung

Üblicherweise steht ein wichtiger Satz am Ende einer jeden Stellenausschreibung für Bürgermeisterposten. Er informiert mögliche Interessentinnen und Interessenten an dieser Stelle darüber, ob sich der Stelleninhaber erneut bewirbt. Bei der demnächst im Staatsanzeiger zu veröffentlichenden Anzeige der Gemeinde Böbingen zur anstehenden Bürgermeisterwahl wird dieser Hinweise fehlen. Aufgrund einer merkwürdig verlaufenen Abstimmung im Gemeinderat.

Samstag, 09. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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BÖBINGEN (ml). Jürgen Stempfle wird sich nach dem Ablauf seiner ersten Amtszeit erneut als Bürgermeister von Böbingen bewerben. Das hatte er bereits in der Gemeinderatssitzung im Dezember erklärt. In seiner „Bewerbungsansprache“ hatte er auf die vielen Erfolge hingewiesen, die Gemeinderat und Bürgermeister in den zurückliegenden acht Jahren erreicht hätten. Viele Investitionen habe es gegeben, und dennoch stehe Böbingen finanziell so gut da, wie kaum eine andere Gemeinde.
In der Sitzung in dieser Woche nun lautete der Antrag, die Anzeige mit dem Zusatz „der Amtsinhaber bewirbt sich wieder“ zu versehen. Die Abstimmung darüber endete jedoch mit 7:7 Stimmen, was laut Gemeindeordnung eine Ablehnung bedeutet.
Nun könnte man dies als Plädoyer für mehr Demokratie verstehen, wie es von einigen Gemeinderäten dargestellt wurde. Schließlich führt der Zusatz häufig dazu, dass sich kein anderer Bewerber die Mühe macht, gegen einen „Platzhirsch“ anzutreten. Keine andere Bewerbung heiße dann aber auch: Keine Auswahlmöglichkeit auf dem Stimmzettel.
Freilich ließe sich das Ergebnis auch dahingehend interpretieren, dass trotz der Erfolge nicht alle Gemeinderatsmitglieder von der Arbeit ihres Schultes begeistert sind. Für den Zusatz waren jedenfalls die SPD/​UB-​Fraktion und drei CDUler. Die beiden anderen Christdemokraten stimmten mit den Freien Wählern gegen den Zusatz.
Jürgen Stempfle mochte die Sache im Gespräch mit der Rems-​Zeitung nicht kommentieren. Das sei eine demokratische Entscheidung, die er akzeptiere. Er hoffe, dass die Böbinger wüssten, was sie an ihm hätten. Die entsprechende Wahl findet am 17. Juli statt.