Ackerwildkräuter besonders schützen

Ostalb

Rems-Zeitung

Achtzig am Schutz von Ackerwildkräutern interessierte Personen aus Deutschland, der Schweiz und Ungarn haben sich dieser Tage zu einer „Exkursionstagung zum Schutz der Ackerwildkräuter“ in Kirchheim Ries eingefunden. Von dort ging die Fahrt auch in den Gmünder Raum.

Donnerstag, 30. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS. Die Tagung stand in diesem Jahr in engem Zusammenhang zum von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützten Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“. Das von der Deutschen Bundesstiftung unterstützte Projekt „100 Äcker für die Vielfalt“ hat sich zum Ziel gesetzt, bundesweit mindestens 100 „Schutzäcker“ zur Erhaltung naturraumtypischer Ackerwildkrautgesellschaften einzurichten. Die sachgerechte Auswahl von Flächen, die Optimierung der Pflege– und Bewirtschaftungsmaßnahmen, die Motivierung der Landwirte und die Information der Bevölkerung stehen im Mittelpunkt des Projektes.
Im Rahmen der Tagung wurden im Ost-​albkreis, im Kreis Heidenheim und im Donau-​Ries-​Kreis insgesamt fünf Äcker in das Programm „100 Äcker für die Vielfalt“ aufgenommen und die betreuenden Landwirte bzw. Verbände für ihr bisheriges Engagement geehrt.
Eröffnet wurde die Tagung am 16. Juni durch H. Weigel, stellvertretender Bürgermeister von Kirchheim/​Ries. Grußworte sprachen Dr. Elser für das Landratsamt des Ostalbkreises und Anton Weber für den Kreisbauernverband. Die Vortragsreihe wurde von der stellvertretenden Leiterin der Naturschutzabteilung im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Dr. Elsa Nickel, mit einem Bericht zur nationalen Biodiversitätsstratgie eröffnet. Die weiteren Vorträge gingen im ersten Block auf die Situation der Schutzäcker in Baden-​Württemberg, insbesondere in der Region Ostwürttemberg ein. Im 2. Vortagsblock wurde von Projekten in anderen Bundesländern und in der Schweiz berichtet.
Der Freitag und der Samstag waren für Exkursionen zu ausgesuchten Ackerstandorten reserviert. Die entsprechenden Standorte sind durch eine große Zahl von zum Teil hochgradig gefährdeten Ackerwildkräutern ausgezeichnet (zum Beispiel Kornblume, Rittersporn, Kornrade, Acker-​Klappertopf, Venuskamm, Adonisröschen).
Die Äcker wurden den Exkursionsteilnehmern von Prof. Dr. Rodi, Schwäbisch Gmünd und dem Ehepaar Weiß aus Kirchheim/​Ries vorgestellt. Der Leiter des Projektes „100 Äcker für die Vielfalt“, Dr. van Elsen (Universität Kassel) hielt jeweils eine kurze Einführung. Der Regionalkoordinator, Prof. Dr. Dieterich (Universität Hohenheim/​ILN Singen) überreichte den bewirtschaftenden Landwirten zum Dank und als Anerkennung für ihre Leistungen zum Erhalt der Artenvielfalt eine Urkunde.
Der erste besuchte Acker liegt auf der Flur „Milbe“ nördlich von Mögglingen auf kalkhaltigen Mergeln des oberen Schwarzjura. Besonders auffallende Ackerwildkräuter sind das Sommer-​Adonisröschen und der Feld-​Rittersporn. Die Übergabe der Urkunde an Johannes Hudelmaier fand in Anwesenheit von Herrn Bürgermeister Schweizer statt. Der zweite Acker liegt auf Leinhöhensanden im Gewann Birkichäcker bei Brainkofen/​Iggingen und wird von Karl Seitzer bearbeitet. Für Sandäcker besonders bemerkenswerte Arten sind der Dreiblättrige Ehrenpreis und der Sandmohn.
In Anwesenheit des stellvertretenden Bürgermeisters, Karl Gressler, wurde dort nicht nur eine Urkunde übergeben, sondern auch eine Tafel enthüllt auf der Besuchern die überregionale Bedeutung dieses Schutzackers nahegebracht wird.
Der dritte Schutzacker liegt am Fuße des Naturschutzgebietes Fliegenberg-​Kahlhof bei Dischingen auf oberen Weißjuraschichten. Als Besonderheiten der Kalkscherbenäcker wurden der Blaue Gauchheil und die Spatzenzunge wiederentdeckt. Bei der Überreichung der Urkunde an Landwirt Faußner waren Kreisökologe Roller als Vertreter des Landratsamtes Heidenheim und Bürgermeister Jakl als Vertreter der Gemeinde Dischingen anwesend.
Ein besonderes Ereignis war der Besuch des Schutzackers im Naturschutzgebiet Riegelberg am Rande des Rieskraters. Auf einem Kalkscherbenacker konnten ein ganze Reihe von sehr seltenen Ackerwildkräutern wie das Rundblättrige Hasenohr, der Venuskamm, das Braune Mönchskraut und die Möhren-​Haftdolde beobachtet werden. Da dieser Acker ein Teil des Riesrandprojektes des Regierungspräsidiums Stuttgart ist, ließen es sich der stellvertretende Regierungspräsident, Schneider, und der stellvertretende Leiter des Referates Naturschutz und Landschaftspflege am Regierungspräsidium Stuttgart, Dr. Schedler und H. Neumeister als Bürgermeister von Utzmemmingen, nicht nehmen, an der Enthüllung der Schutzacker-​Tafel und an der Überreichung der Urkunde an den betreuenden Landwirt Leutner teilzunehmen.
Am Freitag führten Martin und Karin Weiß durch die interessante Landschaft rund um den Ipf und westlich von Kirchheim und zeigten weitere bemerkenswerte Äcker des Riesrandprojektes. Den Abschluss der Exkursionstagung bildete der Besuch der „Rankenäcker“ bei Marktoffingen (Bayern).
Der Vorsitzende des Rieser Naturschutzvereins, Ruf, und der Betreuer, Sittner, erläuterten die Bewirtschaftungsmaßnahmen des auf Vorschlag von Herrn Höhenberger zu Naturschutzzwecken in den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts erworbenen Grundstücks. Als Besonderheiten fielen der Ackerwachtelweizen, die Färber-​Hundskamille und der Runde Lauch auf. Ruf erhielt von Frau Krettinger (Deutscher Verband für Landschaftspflege) als Vertreterin der Gruppe Südost (Bayern) im Projekt „100 Acker für die Vielfalt“ die Ernennungsurkunde. Dr. van Elsen bedankte sich bei den Organisatoren der Tagung sowie bei den Teilnehmern für ihr Interesse und bezeichnete die Tagung als überaus gelungene Werbeveranstaltung für das Riesrandgebiet.