Die Energiewende hat Folgen auf dem Albuch

Ostalb

Rems-Zeitung

Gleich nebenan drehen sich Windräder, allerdings auf Essinger Gemarkung bei Lauterburg. Windenergie ist ein Thema in Bartholomä, schon lange, aber jetzt ist eine neue Situation entstanden: die Energiewende.

Donnerstag, 14. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
110 Sekunden Lesedauer

BARTHOLOMÄ (rw). Bis zum Jahr 2020 sollen 20 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien kommen. Zu den vorhandenen 360 Windanlagen in Baden-​Württemberg dürfte dann weitere 150 hinzukommen. Die für die raumordnungsrechtlichen Festlegungen zuständigen Regionalverbände müssen ihre Planungen überarbeiten und neu entscheiden. Was das bedeutet und wie es zu bewerkstelligen ist, erläuterte Regionalverbandsdirektor Thomas Eble den Räten. In der Energiewende, die in den nächsten zehn Jahren zu meistern sei, kommen auch auf die Kommunen große Aufgaben zu, meinte Eble. Energieeinsparung und –effizienz dürften noch wichtiger werden. er erinnerte an die Diskussionen, die vor knapp einem Jahrzehnt in Bartholomä um die Windräder bei Lauterburg aufbrachen: „Es wäre gut, wenn die Kommune selbst davon profitieren könnte.“ 150 neue Windenergieanlagen im Land seien „eine starke Herausforderung, aber leistbar.“ Doch es sei auch das ganze Spektrum von Konflikten zu erwarten, schließlich würden die Eingriffe größer.
In der Region sieht es so aus, dass 28 Prozent des privaten Stromverbrauchs durch Wind erzeugt werden. Bislang bestehen sieben Vorrangflächen mit 45 Windrädern und einer Leistung von 83 Megawatt. Der neue Windatlas stelle neue Daten zur Verfügung, die 1998 noch nicht vorhanden waren: Die Windstärke bei 140 Meter über Grund und die nötige Höhe für Anlage über Wald. Der wirtschaftliche Bereich beginne jetzt bei einer Windgeschwindigkeit von 5,5 m/​s.
Die Topographie ist zu berücksichtigen: Der Albtrauf ist besonders windhöffig, generell nehmen die Windpotenziale im Osten der Region stark zu. Zu berücksichtigen in der Plan-​Fortschreibung seien Siedlungen, Grünzüge, Freiraumausweisungen für Biotope, Bannwälder, Naherholung, Natur– und Landschaftsschutz. Ein weiteres Kriterium sind die Abstandsvorschriften: von 750 Metern bei Wohngebieten bis zu 100 Metern beim Limes. Damit gebe es eine Menge Ausschlussgebiete — für neue Windenergieanlagen bleibt wenig Fläche in der Region übrig. Der Regionalverband habe die Aufgabe, eine „möglichst verträgliche Linie zu finden.“ Für Bartholomä bedeute dies, dass die Platzrunde des Flugplatzes am Amalienhof mit der Flugsicherung abgestimmt werden muss. Emil Schweizer vom Windenergie-​Verband, ebenfalls vom Bürgermeister eingeladen, warb für die Windräder: Sie stellten eine Chance für eine hohe Wertschöpfung im ländlichen Raum dar. Es könne damit weit mehr und günstiger Strom erzeugt werden als mit Biogas– oder Solaranlagen. Die Kosten von 9 Cent pro kWh lägen deutlich unter dem Endpreis von Strom. Bei Lauterburg, dies machte Eble deutlich, seien noch zwei weitere Windanlagen möglich. Das so genannte „Repowering“ — größere Nabenhöhen - sei noch kein Thema.
Weiter befasste sich der Gemeinderat mit dem Ausbau der Betreuung für die Unter Dreijährigen. Unter den Eltern soll eine Bedarfsbefragung stattfinden, deren Ergebnis im Herbst beraten wird.