Zusammenschluss Mengersgereuth-​Hämmern verliert Selbstständigkeit

Ostalb

Rems-Zeitung

Aufgrund eines neuen thüringischen Landesgesetzes verliert die Waldstetter Partnergemeinde Mengersgereuth-​Hämmern 78 Jahre nach ihrer Bildung die Selbstständigkeit.

Samstag, 02. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
113 Sekunden Lesedauer

Von Karl Schleicher

WALDSTETTEN. Wie Bürgermeister Jürgen Köpper dem Gemeinderat am Donnerstag berichtete, gelang es, die Eingemeindung nach Sonneberg abzuwenden und sich mit der Nachbargemeinde Effelder-​Rauenstein auf Augenhöhe zur neuen Gemeinde Frankenblick zusammenzuschließen. Man merkte Jürgen Köpper, der seinen Hauptamtsleiter Wolfgang Scheler mitgebracht hatte, die Verärgerung an. Ein neues Landesgesetz des Freistaates Thüringen besagt, dass Gemeinden mit weniger als 3000 Einwohnern sich mit anderen Gemeinden zusammenschließen müssen oder eingemeindet werden. Mengersgereuth-​Hämmern, so Bürgermeister Köpper, das 1923 entstand, sei mit etwas mehr als 2700 Einwohnern eine gesunde und vor allem schuldenfreie Gemeinde. Für seine Gemeinde nicht die Kreisstadt Sonneberg als Partnerin in Frage gekommen sei, denn man wolle nicht das fünfzehnte Rad am Wagen sein. So wurden schon im Oktober 2010 die Weichen für ein Zusammengehen mit der Nachbargemeinde Effelder-​Rauenstein (3750 Einwohner) gestellt. Ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung lehnte das Innenministerium im Februar dieses Jahres ab, die Behörde ließ der Kommune nur einen Monat Zeit, um Beschlüsse für ein Zusammengehen mit einer anderen Gemeinde abzugeben. Wie Jürgen Köpper weiter berichtete, sprachen sich die Gemeinderäte beider Gemeinden mit jeweiliger großer Mehrheit für einen Zusammenschluss als gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe aus. Auf Wunsch der Kreisstadt Sonneberg gab es ergebnislose Verhandlungen Ende März dieses Jahres, außerdem bildete sich eine Bürgerinitiative „Pro Sonneberg“. Zusammenschluss mit der Nachbargemeinde statt 15. Stadtteil von Sonneberg Eine vom Gemeinderat angesetzte Bürgerbefragung im April war eindeutig. Bei einer Beteiligung von fast 90 Prozent sprachen sich über 78 Prozent für ein Zusammengehen mit Effelder-​Rauenstein zum 1.12.2011 aus. Dafür gibt es vom Land eine Fusionsprämie von 100 Euro pro Einwohner. Bezüglich des Namens der neuen Kommune setzte sich Frankenblick gegenüber Mühlental und Waldkirchen mit 49 Prozent klar durch. Bürgermeister Köpper begründete die Entscheidung im Wesentlichen wie folgt: Bei einer Eingemeindung nach Sonneberg wäre man der 15. Stadtteil — also das 15. Rad am Wagen. Man befürchtete aufgrund der Schulden Sonnebergs – pro Kopf 1200 Euro – finanzielle Belastungen, außerdem den Verlust der Grundschule. Mengersgereuth-​Hämmern und Effelder-​Rauenstein dagegen seien Partner auf Augenhöhe, es gebe gesunde Infrastrukturen und ein intaktes Vereinsleben. Außerdem könnte der Schulstandort gehalten werden, was für jede Gemeinde wichtig sei. Die neue Gemeinde hat eine Fläche von rund 60 Quadratkilometern bei 6500 Einwohnern, es gibt ab Dezember einen vorläufigen amtierenden Gemeinderat und Bürgermeister. Innerhalb von drei Monaten werden Bürgermeister– und Gemeinderatswahlen erfolgen. Abschließend bat Jürgen Köpper die „Waldstetter Freunde“, die bestehende und gut funktionierende Partnerschaft auch mit der neuen Gemeinde Frankenblick fortzusetzen. Der Waldstetter Gemeinderat sagte dies ebenso zu wie Schultes Michael Rembold, der seinem Kollegen, der Verwaltung und dem Gemeinderat von Mengersgereuth-​Hämmern das Kompliment machte: „Ihr habt das Beste aus der Situation herausgeholt!“