Frischzellenkur fürs Mutlantis

Ostalb

Rems-Zeitung

Zwischen den Handwerkern tauchen immer mal wieder Familien auf, die gerne im Mutlantis untertauchen möchten. Sie merken dann aber schnell, dass die Becken leer sind. Dieses Jahr wird neben der üblichen Wartung und Reinigung im Freizeitbad auch wieder einiges umgebaut. Badegäste müssen sich noch ein paar Wochen gedulden.

Freitag, 16. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
190 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
MUTLANGEN. Am Montag hat im beliebten Hallenbad auf der Mutlanger Heide die „Reinigungspause“ begonnen. Dies bedeutet freilich nicht, dass sich Bademeister Wolfgang Müller und sein Team nun gemütlich zurücklehnen und Urlaub machen können. Nach 290 Öffnungstagen gibt es nämlich viel zu tun. Mithin ist der Begriff „Betriebsruhe“ irreführend. Wie lange die Herbstpause dauert, steht aufgrund außerplanmäßiger Arbeiten in diesem Jahr noch nicht ganz genau fest. Der Termin für die Wiedereröffnung wird deshalb von Wolfgang Siedle (Ordnungsamt und Bauverwaltung) kurzfristig – unter anderem in der Rems-​Zeitung – bekannt gegeben.
„Warum brauchen die denn jedes Jahr für die Reinigung von Hallenbad und Sauna gleich ein paar Wochen? Da könnte man doch etwas flotter mit dem Schrubber durch die Räume gehen und in ein paar Tagen alles wieder in Ordnung bringen!“ So denkt sicher mancher Badegast und ärgert sich vielleicht über die alljährliche Betriebsruhe im Mutlantis zu Beginn des neuen Schuljahrs.
Mit dem gründlichen Putzen ist es freilich nicht getan. Denn ein Hallenbad kommt nicht ohne aufwendige Technik aus, so dass der Keller regelrecht „vollgestopft“ mit Kesseln und Rohrleitungen ist. Aufgrund der teilweise aggressiven Chemikalien (ohne die aus hygienischen Gründen kein öffentliches Bad betrieben werden kann) leiden im Lauf der Zeit die Dichtungen und alle aus Metall hergestellten Bauteile. Daher gibt es jedes Jahr im Herbst immer Teile, die ausgetauscht oder repariert werden müssen.
Ein „Dauerbrenner“ sind jedes Jahr die Fliesenarbeiten. Platten, die seinerzeit noch in einem herkömmlichem Mörtelbett verlegt wurden, lockern sich im Laufe der Zeit – zum Beispiel durch jene Vibrationen, die durch die ganz normale Bewegung vieler Menschen entstehen. Auch wenn Kinder im Spiel durchs Bad rennen und sich aus vollem Lauf dann an den Wänden abstützen, bleibt dies langfristig nicht ohne Wirkung auf die Bausubstanz. Hinzu kommt, dass die chlorhaltige und in einem Bad naturgemäß auch feuchte Luft beharrlich am Mörtel nagt. Auf einigen Quadratmetern hat sich längs des Schwimmbeckens der gesamte Fliesenbelag von der Betonwand gelöst. „Das hätte sehr gefährlich werden können, wenn Platten während des laufenden Betriebs heruntergefallen und Badegäste getroffen hätten“, erläuterte Betriebsleiter Wolfgang Luckfiel, warum das intensive und zeitaufwendige „Durchchecken“ aller Bauteile so wichtig ist. Die neuen Fliesen werden nach den Worten des Betriebsleiters nicht mehr mit Zement verlegt, sondern im sogenannten „Mittelbettverfahren“ mit einem elastischen Kleber an der Wand befestigt. Auf diese Weise können Erschütterungen dem Wandbelag nicht mehr so viel ausmachen; auch gegen Luftfeuchtigkeit sind moderne Kleber deutlich resistenter.
Neue Materialien stehen inzwischen auch für die Befestigung der Hallendecke zur Verfügung. Seit dem schweren Unglück vor einigen Jahren in Bad Reichenhall legt man größten Wert auf die Statik öffentlicher Schwimmhallen. Die beim Bau des Bades in den 70er-​Jahren verwendeten Befestigungselemente für die abgehängte Decke aus Aluminium-​Paneelen können dem Feuchtraumklima eines Hallenbads über die Jahrzehnte nicht unbeschädigt standhalten. So wird dieses Jahr während der Betriebsruhe die komplette Decke erneuert – unter Verwendung von Befestigungselementen aus neuen, korrosionsbeständigen Materialien. „Wenn wir mit unserer Hallendecke fertig sind, kann der Lieferant vermutlich seine Firma wegen Reichtums schließen“, kommentiert der Technische Leiter der Mutlanger Ortsbauverwaltung, Volker Grahn, die Preise für diese hochwertigen Bauelemente. Die Decke selbst wird wieder in Aluminium ausgeführt, so dass sich am gewohnten Erscheinungsbild der Schwimmhalle auf den ersten Blick nicht viel verändert.
Mehr als 50 000 Euro kostet die routinemäßige Generalüberholung im „Mutlantis“ ohnehin jedes Jahr, räumt der Mutlanger Bürgermeister Peter Seyfried beim Rundgang durch die Hallenbad-​Baustelle ein – eine satte Investition, damit die Badegäste ihren Aufenthalt im Mutlantis genießen können. Heuer kommen noch 55 000 Euro für die neue Decke hinzu; und außerdem schlagen die Kosten für die Fernwärmeleitung zur neuen Heizzentrale inklusive entsprechende Anschlüsse zu Buche.
Die Checkliste der Wartungsarbeiten im Mutlantis ist so lang, dass man sich sogar wundern muss, wie das Team dieses umfangreiche Pensum überhaupt in so wenigen Wochen bewältigen kann. Unter anderem ist während der Betriebspause folgendes im Hallenbad zu tun: Umbau und Erneuerung der Hallendecke inklusive neuer Isolierung; Wartung von Wasseraufbereitungs– und Filteranlagen sowie der Lüftungs– und Heizungstechnik, Überholung der Umwälzpumpen; Reparaturarbeiten an den Armaturen im Duschbereich sowie in den Toiletten; umfangreiche Elektroarbeiten (unter anderem Austausch defekter Geräte und Leitungen); Kanalarbeiten, „Aufmöbeln“ der Saunabänke und Austausch einer Holzverkleidung; Fliesen-​Reparaturen in allen Bereichen; Schweißen und Polieren von Edelstahlteilen (unter anderem an der großen Rutsche im Kinderbereich); Malerarbeiten; Betonbohrarbeiten und Abdichtung von Anschlüssen (Silikonfugen etc.); Glaserarbeiten.