In Heubach hat sich kein Absolvent der klassischen Bürgermeister-​Kaderschmiede um das Spitzenamt der Stadt beworben

Ostalb

Rems-Zeitung

Bürgermeister zu sein, ist die Königsdisziplin der Verwaltung. So sagt man – und in der Tat sind die Bürgermeister im Gmünder Raum allesamt Fachleute. In Heubach hat sich jedoch kein einziger Diplom-​Verwaltungswirt (FH) um die Nachfolge von Klaus Maier beworben.

Mittwoch, 21. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Gerold Bauer
HEUBACH. Es gab schon Bürgermeisterwahlen in eher kleinen Kommunen, wo sich gleich mehrere Absolventen der Fachhochschule für Verwaltung beworben haben. Diese Ausbildung gilt als die „Kaderschmiede“ schlechthin, wenn es um die Besetzung von Bürgermeisterposten geht. Jedenfalls spricht die Statistik da eine ziemlich eindeutige Sprache. Im Gmünder Raum entschieden sich die Wähler zumindest in den vergangenen 25 Jahren stets für den „Fachmann“, wenn sie die Wahl zwischen Bewerbern aus anderen Berufen und Kandidaten aus der klassischen Verwaltungslaufbahn hatten.
Diese Beobachtung der RZ bestätigte auch der noch amtierende Bürgermeister und Landtagsabgeordnete Klaus Maier. Auch er habe sich darüber schon seine Gedanken gemacht. Am Geld könne es sicher nicht liegen, dann finanziell sei das Bürgermeisteramt für einen normalen Laufbahnbeamten ohne Zweifel interessant. Allerdings haben die meisten Verwaltungsbeamten, die genug Erfahrung für die Führung einer Kommune mitbringen, laut Maier bereits Familie, oft ein eigenes Haus und sind in ihren Wohnorten gut integriert. „Da überlegt man es sich schon, ob man dies alles aufgibt, um in einen absolut familienfeindlichen Job zu wechseln und dafür noch den sicheren Status als Beamter auf Lebenszeit aufzugeben.“ Wer zum Beispiel als 30-​Jähriger nach acht Jahren als Bürgermeister nicht wiedergewählt werde, komme noch nicht in den Genuss einer sozialen Absicherung und stehe dann zunächst einmal arbeitslos da. „Man muss dann erst mal wieder eine passende freie Stelle als regulärer Beamter finden“, erläuterte Klaus Maier das Risiko für junge Wahlbeamte.
Hinzu komme, dass das Amt eines Bürgermeisters naturgemäß mit einer hohen zeitlichen Belastung einher gehe. Man müsse tagsüber die Verwaltung führen und habe in der Regel sowohl unter der Woche am Abend als auch an den Wochenenden noch terminliche Verpflichtungen. Darüber hinaus sei ein Bürgermeister heute nicht mehr die „Respektsperson“ wie früher, und viele Bürger haben keinerlei Hemmungen, ihrem Meister ordentlich die Meinung zu sagen. „Da braucht man schon gute Nerven“, sagte Maier aus seiner Erfahrung nach rund einem Vierteljahrhundert als Schultes. Zumal sich der Chef einer Kommunalverwaltung ja auch für alle möglichen Ereignisse — zum Beispiel Unfälle in öffentlichen Gebäuden — rechtfertigen müsse und sogar juristisch zur Verantwortung gezogen werden könnte.
Außerdem sei der Gestaltungsspielraum aufgrund unzureichender finanzieller Ausstattung in den meisten Kommunen heute viel geringer als früher. „Und eine Stadt ist ja nie fertig — kein neuer Bürgermeister kann sich irgendwo in ein gemachtes Nest setzen und sich zurück lehnen“, betonte Klaus Maier. Wenn dann noch das Geld in der Stadtkasse ziemlich knapp ist, tue sich ein junger Schultes natürlich schwer, alle Wünsche seiner Bürger sofort zu erfüllen. Gleichzeitig wird aber seine Leistung immer an der Bilanz des Vorgängers gemessen — ungeachtet dessen, dass sich die Rahmenbedingungen zwischenzeitlich vielleicht grundlegend geändert haben.