30. Lanz-​Bulldog– und Dampffestival in Seifertshofen

Ostalb

Rems-Zeitung

Tausende Menschen bevölkerten am vergangenen Wochenendedas Gelände des Bauern– und Technikmuseums in Seifertshofen bei der30. Auflage des mittlerweile landesweit bekannten Lanz-​Bulldog– undDampffestivals.

Montag, 05. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
134 Sekunden Lesedauer

Von Alfred Pradel
ESCHACH-​SEIFERTSHOFEN. „Wat is´n Dampfmaschin?“ — diese rhetorische Frage des Gymnasiallehrers Bömmel im berühmten Rühmann-​Film „Die Feuerzangen-​Bowle“ ist schnell beantwortet, wenn man beim Museum Kiemele in Seifertshofen auf das riesige Festivalgelände einbiegt. Dampfmaschinen aller Art, ob in Baggern, in riesigen Traktoren, zum Antrieb von Transmissionen stehen verteilt auf dem Gelände.
Und hunderte begeisterter Fans alter Fahrzeuge, Traktoren, Bulldogs, Motorräder sowie alter technischer Gerätschaften waren dem Ruf und der Einladung der Familie Kiemele wieder gefolgt und hatten lange Wegstrecken und Mühen nicht gescheut, um in Seifertshofen dabei zu sein und ihre Schätze zu präsentieren. Viele hatten gleich ihr gesamtes Campingequipment auf dem Fahrzeug dabei oder einfach ein Zelt aufgebaut, schon war das Wochenende in Seifertshofen organisiert.
Phänomenal die Tatsache, dass Nostalgie und stampfende und dampfende Gerätschaften junge und alte Menschen gleichermaßen berühren und begeistern. Lang waren die Schlangen an Fahrzeugen sowie an einer alten MIG und einer Antonow-​Transportmaschine aus längst vergangenen Sowjetzeiten, nur um einmal Platz nehmen zu können.
Alte Panzer erregten ebenso große Aufmerksamkeit wie Unimogs und insbesondere die dem Festival ihren Namen gebenden Lanz Fahrzeuge, ob Bulldog oder Eilbulldog als Cabrio oder Festverdeckfahrzeug. Wer wollte, konnte das riesige Museumsgelände aus der Luft betrachten, ein Hubschrauberrundflug machte dies möglich.
Auch das leibliche Wohl kommt bei Kiemele nie zu kurz, die Salzfladen aus dem Holzbackofen waren wieder der Renner bei den Festgästen und die fleißigen Frauen an den Vorbereitungstischen und dem Backofen kamen mit der Arbeit gar nicht nach. Ein weiteres Schmankerl, einfache Kost aus der guten alten Zeit, Pellkartoffeln aus der Riesenkartoffeldämpfe mit frischer Fassbutter fanden reißenden Absatz. Und auch die Waffeln, im gusseisernen Waffeleisen über dem offenen Feuer einer alten Herstelle gebacken, schmeckten Jung und Alt.
Panzer verarbeiteten Auto
kurzerhand zu Schrott
Mit Spannung verfolgt wurden die Vorführungen von Panzern, die kurzerhand ein Auto zu handlichem Schrott verarbeiten können; den Schrecken des Kalten Krieges haben diese Gerätschaften schon längst abgelegt. Auch das Pflügen mit zwei riesigen Dampftraktoren, die den Lenkpflug über zwei Seilwinden über den Acker zogen, war imposant anzuschauen. Dennoch waren sich manche Besucher klar darüber, dass die sogenannte gute alte Zeit in der damaligen Gegenwart sehr hart und entbehrungsreich war und die vorgestellten Maschinen eigentlich nur wohlhabenden Landwirten zur Verfügung standen.
Ein Glanzlicht, auch für Eugen Kiemele war am Sonntagnachmittag die Vorstellung des gelben Renn– und Rallye-​Porsche, den auch schon Walter Röhrl gefahren hat. Als Beifahrer genoss Eugen Kiemele die rasante Fahrt auf dem Traktor-​Pulling-​Platz und in einem kurzen Grußwort gab sich der Senior-​Chef in seiner ihm knitzen Art überzeugt, dass ihm diese Fahrt noch ein paar Jahre Leben dazu geschenkt habe.
Für viele Besucher begeisternd, weil es diese Handwerkskünste nicht mehr oft und überall zu sehen gibt, waren auch die Vorführungen auf dem Museumsgelände. Ob Schmiedekunst in der alten Seifertshofer Schmiede, die im Museum ihre Heimat gefunden hat, ob Korbflechten, Bretter und Balken sägen mit einem alten mobilen Sägewerk, all dies konnten die Zuschauer hautnah erleben.
Auch für die jüngsten Festivalbesucher war gesorgt, auffallend viele Mädels versuchten sich auf der Rundstrecke mit dem Mini-​Quad; die Hüpfburg, das Ponyreiten sowie der Streichelzoo waren durchgehend frequentiert.