Eschacher Wehr kauft sich selbst ein Löschfahrzeug

Ostalb

Rems-Zeitung

Die Gemeinde Eschach ist stolz auf ihre Wehr: Ganz überraschend gibt es dort ein zweite Löschfahrzeug. Außerdem haben die Kameraden dort mit einiger Sicherheit eine Riesen-​Diskussion angestoßen. Des weiteren werden zugunsten des Baugebiets „Hinter den Gärten“ andere Flächen preisgegeben.

Montag, 19. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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ESCHACH (bt). „Eine große Überraschung“ hatte Bürgermeister Jochen König am Montag in der Gemeinderatssitzung für den letzten Tagesordnungspunkt Bekanntgaben angekündigt, und so kam es denn auch. Die Feuerwehr sei auf ihn zugekommen mit der seit Jahren immer wieder geäußerten dringenden Bitte, ein zweites Löschfahrzeug anzuschaffen – das es bis 2001 ja auch gab. Aber das sei utopisch gewesen, so König: „Wir bauen für 1,1 Millionen Euro ein neues Feuerwehrhaus; wir können kein neues Auto kaufen, nicht in den nächsten fünf Jahren.“ Wenige Tage später sei dann Kommandant Klaus Peter Wahl wieder zu ihm gekommen und habe ihm mitgeteilt, dass die Kameraden ihr Fahrzeug selbst bezahlten; für 9000 Euro sei dann das ausrangierte Heubacher Fahrzeug gekauft worden. Eschach koste das Ganze 179 Euro Versicherung im Jahr; Steuern würden ohnehin nicht bezahlt. König versichert, das habe es im Ostalbkreis noch nie gegeben: „Ich bin so stolz auf die Wehr. Andere nehmen die Kameradschaftskasse und fahren mit ihren Aktiven nach Mallorca.“
Wahl erklärte, es handle sich um ein altes Fahrzeug, das gleichwohl nur 21 000 Kilometer gefahren wurde. Sicher gebe es Gebrauchsspuren, aber grundsätzlich sei das Fahrzeug tadellos in Schuss, habe zudem neue Reifen, „die acht Jahre halten“. Wie es zu diesem so ungewöhnlichen Schritt kam, erklärte der Kommandant ebenfalls. Eschach habe eine Fläche von 20 Quadratkilometern – „Leinzell im Vergleich gerade mal zwei“. Die Wehr müsse immer befürchten, sich in einer feuchten Wiese festzufahren; das neue Fahrzeug habe Allradantrieb, zudem endlich ein Notstromaggregat und die Möglichkeit, 1,8 Kilometer Leitungen zu verlegen; das reiche etwa von Kemnaten zum Batschenhof – der dortige Großbrand 2010 macht der Wehr wohl immer noch zu schaffen. Zudem sei es bis jetzt so, dass viele Kameraden mit dem Privat-​Pkw zum Einsatzort fahren, was rechtlich gar nicht zulässig ist. Auch das ist jetzt vorbei. Das zweite Fahrzeug ist bereits geputzt und mit Aufklebern versehen.
Auch sonst gab es einige interessante Tagesordnungspunkte. Erich Bareiter, Geschäftsführer der Rombachgruppe, erklärte, warum die Kosten fürs Fremdwasser in Eschach so exorbitant gestiegen sind. Die öffentliche Viehwaage in Holzhausen wird zum Jahresende stillgelegt; der Raum soll genutzt werden, um endlich die gesetzlich geforderten weiteren Toiletten im „Gfrierehäusle“ der Dorfgemeinschaft bauen zu können; ein Nutzungsvertrag wird abgeschlossen. Die Familie Ehrmann hat die Möglichkeit, die Waage, die sonst wohl niemand nutzt, in eigenen Räumen unterzubringen. Auch die Ergebnisse der Verkehrsschau standen an: Der Gemeinderat stimmte der Ausweisung eines verkehrsberuhigten Bereichs im Ziegelhüttenweg nicht zu, wohl aber der Ausweisung von Tempo 30-​Zonen für den Waldmannshoferweg und die Hirtengasse in Seifertshofen.
Von großer Bedeutung ist das Bebauungsplan „Hintere Gärten“. Dieser wurde von RP, Regionalverband und Ostalbkreis nicht genehmigt: Eschach brauche kein so großes Baugebiet; die Zustimmung werde nur erteilt, wenn die Gemeinde eine bereits im Flächennutzungsplan 2025 ausgewiesene Wohnbaufläche für „Hinter den Gärten“ eintauscht. Nach langer Diskussion und Kampfabstimmung will die Gemeinde nun ein Teilstück rechts des Kirchbergwegs – altes Feuerwehrhaus und Bauhof – sowie eine Mischgebietsfläche anbieten. Volker Gehlhaar und zwei weitere Gemeinderäte wollten diesen Schritt besser erarbeitet sehen, zudem ging und geht es um die alte Diskussion, ob der Bauhof verlegt werden soll.