Täferrot setzt auf Sonnenenergie /​Finanznot wird noch größer

Ostalb

Rems-Zeitung

Wo sie entstehen, steht noch nicht fest. Dass sie kommen, darin war sich der Täferroter Gemeinderat am Mittwoch Abend einig: In mühsamer Kleinarbeit wurden mögliche Standorte für Photovoltaikanlagen festgelegt. Dies verband sich mit einer Grundsatzdiskussion — auch über die Gemeindefinanzen.Tenor: Mehr sparen geht nicht.

Mittwoch, 21. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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TÄFERROT (bt). Die Gemeinde hat Probleme. Deshalb, so Bürgermeister Renner, setze er sich ja so vehement für die Windkraft ein: „Wir brauchen ganz dringend zusätzliche Einnahmen.“ Würden alle vier Windkraftanlagen genehmigt, könne man durch die Pachteinnahmen noch nicht einmal ausgleichen, dass die Gemeinde 2014 die Grundsteuer wieder zurückfahren wolle – dann fehlen 70 000 Euro zusätzlich; deren Verdoppelung war ja der Not geschuldet und nicht auf Dauer angelegt. Es müsse viel mehr getan werden.
So legte er ein Konzept zur Nutzung der Sonnenenergie vor: „Erneuerbare Energien sind eine Chance; wir könnten ganz vorne mit dabei sein.“ Hermann Lindauer wunderte sich, dass die zehn „Windkraft“-Hektar in Utzstetten in dieser Auflistung nicht nicht auftauchen“ – dass diese in jedem Fall mögliche Fläche sind, wenn die Anlagen nicht genehmigt werden, darin war sich das Gremium einig. Lindauer meinte mit Blick auf die stetig steigenden Stromkosten, die Zeit sei reif für die Solarenergie; diese sei ohnehin berechenbarer als das Windaufkommen. Wichtig sei, „Hand in Hand zu arbeiten, mit– nicht gegeneinander“. Ingrid Bareis und Karl-​Heinz Kuhnle nahmen sich die möglichen Standorte vor. Das Gremium diskutierte dann einvernehmlich über die von allen gewünschten Photovoltaikanlagen, über Bürgeranlagen, Investoren, Zuschüsse, darüber, dass die Gemeinde modellhaft auf die Entwicklungen auf dem Strommarkt reagieren will – und eben wo immer möglich auf Solarenergie setzen.
Möglicher Standort ist das Gewann Lettten in Täferrot, das als ehemaliger, nunmehr verfüllter Steinbruch belastet ist – das wird Konversionsfläche genannt und garantiert eine Einspeisevergütung. Vorteil ist auch, dass eine 20 kV-​Leitung unmittelbar daran vorbeiführt und somit eines sehr kostengünstige Einspeisung möglich ist.
Die Rehnenmühlenstraße in Tierhaupten ist die Entnahmestelle des Wasserverbandes; hier wurde Schlamm abgelegt, so dass ebenfalls von einer Konversionsfläche gesprochen werden kann. Bislang hat der Wasserverband den Steilhang gemäht; nach dem Verkauf droht Verbuschung – so würde sich eine Anlage hier in jedem Fall anbieten.
Ebenfalls in Tierhaupten wäre das Gewann Lauch möglich; es handelt sich um keine Konversionsfläche – der Strom müsste direkt vermarktet werden –, wird zudem bislang landwirtschaftlich bewirtschaftet, aber unmittelbar in der Nähe verläuft eine 20 kV-​Leitung. Im Hinblick auf eine mögliche Eigennutzung als Bürgeranlage in Verbindung mit Windstrom wäre dies, so Renner ein erheblicher Vorteil, mit dem man Bürgern sauberen Strom verkaufen könne, „der in der Region erzeugt wurde, zu Preisen unterhalb des konventionellen Stroms“.
Weitere Standorte in der Diskussion:
Andere Flächen wurden ebenfalls untersucht. Voraussetzung ist eine Ausrichtung nach Süden und keine Beschattung durch Wald, Hecken oder, womöglich – daran soll in Utzstetten gearbeitet werden – Windkraftanlagen. Beim Gewann Pfanderäcker (Höhe Wanderparkplatz Richtung Lindach) könnten Giftstoffe der dort einst gelagerten Industrieanlage eine Sanierung und damit den Anlagenabbau notwendig machen. Ebenfalls diskutiert wurden das Gewann Dürrn in Tierhaupten, wo es die Aufforstung zu bedenken gilt und der nördliche Bereich genutzt wird, sowie Koppenkreut in Tierhaupten und Buchhof in Utzstetten, die jeweils im Landschaftsschutzgebiet liegen.

Grundsätzlich waren am Montag auch die Finanzen Thema: Der Haushalt 2011 wurde deutlich besser abgeschlossen als geplant, wenn auch keine Verbesserung um 100 000 Euro, wie zunächst angenommen, sondern nur um 83 000 Euro erzielt wurde. Dennoch, begründet durch nicht erzielte Grundstückserlöse, gibt es eine negative Investitionsrate – ein Minus – in Höhe von 20 000 Euro. Ohne Reste auf der Ausgabenseite, insbesondere im Bereich Straßenbau und Kanalsanierung, wäre das Ergebnis noch um einige tausend Euro schlechter. Kämmerer Bernhard Deininger erklärte, die Situation werde sich „nicht dauerhaft ändern“: „Verbesserungen in Täferrot sind nicht dem eigenen Steueraufkommen, sondern erhöhten Zuweisungen zu verdanken.“ 2012 ist eine Verbesserung zu erwarten – „verbessert die Lage, aber dreht sie nicht um“ – 2013 sicher eine Nettoinvestition. Aber Deiniger machte auch deutlich, dass 2014 rund 90 000 Euro fehlen werden, in den Folgejahren ähnliche Beträge. Täferrot habe 2012 Einwohner verloren, was sich nicht nur auf die Zuweisungen auswirke, sondern auch auf die Pro-​Kopf-​Verschuldung, die Ende 2011, bei 1042 Einwohnern, 1003 Euro betragen hatte. Nachdem er sein Rechenwerk 2011 vorgestellt hatte, brachte Bürgermeister Renner auf den Punkt, wie es seiner Ansicht nach um die Gemeinde bestellt ist. Trotz guter Konjunktur und verdoppelter Grundsteuer sowie deutlich erhöhten Zuweisungen habe Täferrot den Rücklagen Geld entnehmen müssen – diese wurden auf rund 2000 Euro zurückgefahren; es bleibt also keinerlei Spielraum für Investitionen. Im laufenden Bereich, so Renner unwidersprochen, ließen sich keine Ausgaben mehr einsparen; im Gegenteil, im Bereich Kinderbetreuung oder Tarife seien zusätzliche Ausgaben zu erwarten.