Handwerker oder Künstler?

Ostalb

Rems-Zeitung

Erich Hasenfuß (63) ist Rentner und hat vor etwa einem Jahr mit einem neuen Hobby begonnen: Drechseln. Aus Holz stellt er verschiedene Schmuck– oder auch Gebrauchsgegenstände her, die er aber nicht verkauft, sondern entweder selber nutzt oder einfach verschenkt.

Freitag, 24. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
113 Sekunden Lesedauer

Von Heinz Strohmaier
ALFDORF. Ist Erich Hasenfuß nun ein Künstler? „Mit Sicherheit nicht“, sagt der Jungrentner, „eher ein Handwerker“. Und weil er weder als Schreiner noch als Mechaniker eine Lehre gemacht hat, musste er sich das Wissen für sein neues Hobby selbst aneignen. „Da bezahlt man auch Lehrgeld“, sagt er und meint damit nicht die Kosten für seine Grundausstattung, die bei rund 7000 Euro liegen. So hat es ihm einmal beim Bearbeiten von Lerchenholz (Hasenfuß: „A liadrigs Holz“) seinen Drechselstab aus den Händen geschlagen und er blieb nur deshalb unverletzt, weil er beim Bearbeiten immer eine Schutzbrille und einen Schutzhelm trägt.
Derzeit hat er an seinem Hobby mehr Freude als sonst. Warum? Durch Zufall ist er an „gestocktes Buchenholz“ gekommen, oder wie der Schwabe sagt „verbombtes Holz“. Buchenholz kann aufgrund seiner homogenen Struktur gut bearbeitet werden, es lässt sich mühelos schneiden, fräsen, hobeln, bohren und schleifen, auch zum Schnitzen und Drechseln ist es geeignet.
Wenn Holz zu feucht ist und/​oder falsch gelagert wurde, kann es zum Schimmelpilzwachstum kommen. Die sich dabei bildenden Verfärbungen nennt man auch Stockflecken. Eine Verstockung ist eine Verfärbung des Holzes durch Pilzbefall, die insbesondere bei der Rotbuche zu beobachten ist. Die Pilzinfektion tritt bei frisch geschlagenem Stammholz über die Schnittflächen ein. Die „Verstockung“ zeigt sich an einer Marmorierung des Holzes. Es gibt Drechsler, die lassen mit Absicht das Holz verstocken, um optisch schöne Schüsseln usw. herzustellen.
Bei Erich Hasenfuß war es rein zufällig, dass er an dieses Holz gekommen ist. Eigentlich war es als Brennholz gedacht, doch als er es angeschnitten hatte, stieß er auf diese wunderbare Marmorierung, die er sich nun zunutze macht, und Teller, Schüsseln oder Vasen herstellt.
Wie ist der 63-​Jährige überhaupt zu diesem Hobby gekommen? Durch Zufall hat er ein Buch über Holzbearbeitung in die Hände bekommen, hatte sich danach bei Freunden erkundigt und dann einmal probeweise mit dem Drechseln begonnen. Wiederum „Zufall“ war, dass er eine Anzeige über den Lagerverkauf von Maschinen gelesen hat, so dass er sich eine Hobelmaschine, Bandsäge und eine Drechselmaschine anschaffte. Aber auch das war nur möglich, weil er im Keller in seinem Haus im Alfdorfer Teilort Pfahlbronn-​Brech genügend Platz hatte, die Maschinen aufzustellen.
Ein paar Dutzend Unikate hat er jetzt schon hergestellt. Das fertige Stück wird entweder gewachst oder mit Paraffinöl bearbeitet, damit kommt die Struktur des Holzes noch besser zur Geltung. Einige seiner Werke hat er bereits verschenkt, den anderen Teil will er selber nutzen. Zum Beispiel eine schöne Holzvase, die einen Glaseinsatz bekommt, oder ein Kerzenbrett.