Die Geschichte vom „Leinzeller Steinkind“ wird als historisches Theaterstück inszeniert

Ostalb

Rems-Zeitung

Es wird gesägt, genäht, gemalt und geprobt: In wenigen Wochen, vom 23. Oktober bis zum 3. November, wird ein Stück „Das Leinzeller Steinkind“aufgeführt, das Lisa Elser auf der Basis einer wahren Begebenheit verfasste.

Dienstag, 01. Oktober 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
159 Sekunden Lesedauer


Von Dorothee Wörner
LEINZELL. Umso mehr dürfen sich die Leinzeller über das Theaterstück freuen, zu dem Pfarrer Uwe Bauer den Anstoß gab. Seine Verbindungen zur Autorin rühren aus einer früheren Zusammenarbeit beim Eschacher Theater her und so schlug dieser anlässlich der 750-​Jahrfeier der Gemeinde vor „Das wäre doch etwas für Leinzell“.
Offensichtlich rannte Pfarrer Bauer bei Bürgermeister Ralph Leischner mit seinem Vorschlag offene Türen ein, denn dem Leinzeller Bürgermeister gelang es eine Welle der Begeisterung für das Stück auszulösen. Über fünfzig aktive Mitspieler — Männer, Frauen und Kinder, die überwiegend in Leinzell wohnen, konnten als Darsteller gewonnen werden. Für sie und verschiedene Gruppen, die sich mit dem Schneidern der Kostüme, mit der Gestaltung der Kulissen, mit Vorbereitungen wie Licht, Ton, Maske und Öffentlichkeitsarbeit einbringen, dreht sich nun schon seit Wochen alles um das „Steinkind von Leinzell“.
Doch noch mehr als jeder andere hat sich Regisseur Hannes Dunkl mit dem Stück befasst. Während er als Erster die Dialoge mit Leben füllt ist es mucksmäuschenstill bei den Proben. Hannes Dunkl lebt Eifersucht, Missgunst, Enttäuschung und Wut vor und somit auch die Personen, welche die Darsteller spielen werden. Dabei ist er ganz bei den Rollen, er zischt und fährt auf, er knickt ein und trauert, er stuft seine Bewegungen in Nuancen ab, er befindet sich im 18. Jahrhundert und er lebt in Leinzell. Nur so kann er die Geschichte erklärbar machen, nur so kann er Verständnis wecken für eine Frau, die selbst nicht so genau weiß wie ihr geschieht. Von der Dorfbevölkerung mit Misstrauen verfolgt, findet sie Unterstützung beim Dorfoberhaupt Baron Valentin von Lang, gespielt von Achim Apel. Er ist es auch, der den Heimatlosen in Leinzell eine Heimat gewährt, denn viele Häuser stehen in Folge des Dreißigjährigen Krieges leer, das Dorf war damals beinahe ausgestorben. Die angestammte Dorfbevölkerung sieht in den Fremden ein Zigeunerpack und in Anna Müllerin eine Hexe. Fremdenfeindlichkeit, Misstrauen gegenüber Andersartigem, aufgearbeitet wird in Lisa Elsers Stück nicht nur ein historisches Thema.
Grandios ist die Gestaltung der Kulissen, auf vier verschiedenen Ebenen wird gespielt, auf diese Weise wird das Publikum mit hinein genommen in die Geschichte. Das Leinzeller Schloss ist ebenso Blickpunkt wie ein Bildstöckle, das an der Straße nach Mulfingen steht. Originalgetreu wurde es von Markus Henninger nachgebaut, er beteiligt sich als Kulissenbauer wie auch Chefplaner Bruno Fuchs, Ralf Pander, Hans Tietze, Markus Weiland, Renè Seel, Roland Draheim, Gunter Hagenmaier, Hermann Bockmeyer, Willy Schneele, Johannes Binder und Bernd Feil, das Bühnenbild wird von Martin Raab künstlerisch gestaltet.
Bürgermeister Ralph Leischner ist sowohl beim Kulissenbau als auch als Darsteller beteiligt und auch Pfarrer Uwe Bauer ist dabei. Der evangelische Geistliche spielt sehr überzeugend den katholischen Pfarrer. Peter Penzias spielt Filos, den „Freund der Weisheit“, welcher der Anna Müllerin immer dann begegnet, wenn es ihr an Kraft und Stärke fehlt. Filos äußert den Schlüsselsatz des Stückes „Jeder muss das ertragen, was für ihn bestimmt ist.“
Das Publikum aber wird mitleiden mit der Anna Müllerin, die von Jessica Klaus innig verkörpert wird. Das Stück endet mit Fakten — noch vor ihrem Tod vertraut sich Anna Müller dem Pfarrer an und verlangt, dass ihr Bauch nach ihrem Ableben geöffnet wird. Diese Sektion wird vom Chirurgen Knaus aus Heubach durchgeführt, ausgelöst wird ein Kalksteinbatzen mit einem Gewicht von acht Pfund, der einen Knaben umschließt.
Mit Spannung sieht nun die gesamte Gemeinde den Aufführungen entgegen, zur Premiere am 23. Oktober erwarten die Laienschauspieler und Bürgermeister Leischner die Autorin, Lisa Elser. Kommen werden auch Bürgermeisterkollegen und Oberbürgermeister Richard Arnold aus Gmünd, ebenso viele ehrenamtliche Helfer und Sponsoren. Die Gemeinde freut sich auch auf auswärtige Gäste, die zur Premiere und zu allen Aufführungen herzlich willkommen geheißen werden.