Gemeinderat: Spraitbacher Ortsmitte auf Jahre hinaus entscheidend prägen

Ostalb

Rems-Zeitung

„Zuerst ist Qualität wichtig“ wurde dem Spraitbacher Gremium am Donnerstag ans Herz gelegt – es gehe um nichts weniger als um die Zukunft der Ortsmitte, wohl die wichtigste Entscheidung auf Jahre hinaus. Ein Entwurf, so zeigt sich, hat gute Ansätze, aber nun soll im Januar die gesamte Gemeinde entscheiden.

Donnerstag, 28. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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SPRAITBACH (bt). Generationen werden mit der neuen Ortsmitte leben. Keine Entscheidung also, die übers Knie gebrochen wird; entsprechend hat die Gemeinde ein „Beurteilungsgremium“ gebildet und sich dafür auch Hilfe von außengeholt: Architekturprofessor Hans-​Dieter Lutz und Wolfgang Mielitz von der Kommunalentwicklung. Berater und Architekt Manfred Hörz, ebenfalls im Gremium, erinnerte noch einmal an das vor Jahren begonnene Sanierungsverfahren und die „Vision von der Umgestaltung der Ortsmitte“. Dieses Ansinnen sei verloren gegangen – „bis nun das Regierungspräsidium bekannt gab, dass die Sanierungsmittel verfallen und das Verfahren dann als abgeschlossen gilt“. Darauf hin wurde eine Mehrfachbeauftragung beschlossen und ein Gremium gebildet, das sich nichtöffentlich die Planungen der vier ausgewählten Büros vornahm. Hölz nahm mit seiner Aussage den Tenor aller späteren Ausführungen vorweg: „Ortskern II“ mit der Ertüchtigung bestehender Gebäude und der Überplanung des gesamten Areals vor dem Rathaus werde Spraitbach auf Jahrzehnte hinaus prägen.
Nach einer Begutachtung der vier Planvarianten durch den Gemeinderat gestern Abend zeichnete sich in Grundzügen ab, was wohl verwirklicht wird. Zwei Planungen insbesondere wurden ernsthaft diskutiert: Eine Arbeit des Büros VTG Straub in Arbeitsgemeinschaft mit den Fachplanern und Architekten Autenrieth & Jargon in Eislingen sowie der favorisierte Entwurf des Büros Zoll.
„Das Rathaus ist gewachsener Bestandteil der Gemeinde und bleibt in jedem Fall bestehen“
Stadtplaner Prof. Hans-​Dieter Lutz
Zuerst nahm sich Hans-​Dieter Lutz die Arbeiten vor, die das Beurteilungsgremium nicht empfehlen konnte oder wollte. So gab es eine wohl kostspielige Version des „neuen“ Rathauses mit großen Frei– und Foyerflächen, die als nicht notwendig erachtet wurden. Außerdem: „Rathaus und Rathausplatz sind wichtig in diesem Entwurf, alles andere nicht – das ist sicher nicht das, was die Gemeinde will.“
In der Zoll-​Vision wird das alte Rathaus mit dem Neubau über ein Gelenkteil verbunden, der beide Gebäudeteile über Treppenhaus und Aufzug erschließt. Grundsätzlich überzeugte hier vieles, nicht zuletzt der ansprechend gestaltete Platz, die Sitzstufe, die Laube, allerhand wenig Aufwändiges aber Attraktives, das Lust machen soll, sich in der künftigen Dorfmitte aufzuhalten. Vor allem Einzelheiten müssten hier geändert werden. Lutz zufolge dürfe etwa die Kirchmauer nicht einfach aufhören, sondern solle in eine „Kanzel“ mit Baum münden.
Auch der VTG-​Plan sei umsetzbar, so Lutz, bemängelte hier aber, dass der Verkehr Rathaus und Platz voneinander trennt: „Dann müsste die Platzgestaltung komplett überarbeitet werden.“
Dass das Rathaus bestehen bleibt, und attraktive und repräsentative Anlaufstelle sein muss, war nie in Frage gestellt; auch sind dort Räume wie der Backraum geplant, um auch künftig Traditionsfeste feiern zu können. Gemeinderat Erich Pommerenke stellte sicher, dass der künftige Sitzungssaal mehrere Funktionen haben wird. Werner Bulling wandte sich entschieden gegen den geplanten Abriss des Polizeigebäudes und des alten Backhäuschens – die freilich wohl in der Substanz sehr schlecht erhalten sind.
Prof. Lutz betonte mit Blick auf die Friedhofshallendiskussion (siehe unten), die er offenbar missbilligte, er wünsche sich schon, dass mehr über Qualität und weniger übers Geld gesprochen werde. Die Kosten der Unterhaltung und der gesamten Erneuerung spielen natürlich eine große Rolle. Das aber ist es nicht allein. Lutz: „Sie gehen ja auch nicht in einen Laden und nehmen irgendetwas, ganz gleich, ob’s ihnen zusagt, so lange nur der Preis stimmt.“ Auf Generationen hinaus werde entschieden: „Wie stellt sich die Gemeinde in ihrer Mitte dar.“ Jetzt gehe es darum, herauszufinden, für welches Angebot der beste Gegenwert zu erhalten sei. Das Beurteilungsgremium sei zum Schluss gekommen, dass die „Zoll“-Planung gute Chancen biete, das zu erreichen. Der Gemeinderat war sich freilich der Tragweite dieser Entscheidung für die Gemeinde bewusst. Kurz vor Redaktionsschluss wurde beschlossen, die beiden Planungen Zoll und VTG Straub/​Autenrieth & Jargon Anfang nächsten Jahres im Rahmen einer Bürgerbeteiligung allen davon Betroffenen vorzulegen.