Kindern aus Suchtfamilien helfen: Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe soll im Ostalbkreis weiter verbessert werden

Ostalb

Rems-Zeitung

Die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe soll weiter verbessert werden. Dies ist das Ergebnis einerzweitägigen Schulung, die der Suchtbeauftragte des Ostalbkreises, Berthold Weiß, für die Einrichtungen der Jugendhilfe und der Suchthilfe im Landkreis organisiert hatte.

Freitag, 29. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS (lra). Ausgangspunkt des Projektes war die Feststellung, dass nach Erhebungen der Landesstelle für Suchtfragen landesweit rund 150 000 Kinder in einer Suchtfamilie aufwachsen. Das Risiko, selbst ein Suchtverhalten oder eine psychische Erkrankung zu entwickeln, ist für diese Kinder bis zum sechsfachen erhöht. Aus diesem Anlass hatte sich der Ostalbkreis um Projektmittel des Sozialministeriums beworben, welche über die Landesstelle für Suchtfragen frei gegeben wurden.
Die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe ist im Ostalbkreis seit vielen Jahren ausgeprägt. So arbeiten beispielsweise das Jugendamt und die Suchtberatungsstellen eng zusammen, um gefährdete Jugendliche in der stationären Jugendhilfe besser auffangen zu können. Im Rahmen von Interventionskursen bieten die Beratungsstellen erstkonsumierenden Jugendlichen eine altersgerechte Möglichkeit, sich mit ihrem Konsumverhalten auseinanderzusetzen. Weiter wird sehr eng kooperiert, wenn drogenabhängige Frauen bereits in der Schwangerschaft Hilfen für die Zeit nach der Geburt suchen.
Wie sich aber verhalten, wenn das Jugendamt in einer Familie feststellt, dass das Kindeswohl aufgrund einer Suchterkrankung eines oder beider Elternteile gefährdet ist? Fragen wie diese sollten mit Hilfe externer Referentinnen und Referenten bei der Schulung beantwortet werden.
Teilgenommen haben deshalb Fachkräfte aus allen drei Suchtberatungsstellen, dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Landratsamtes, der Erziehungsberatung, von stationären Einrichtungen und der Familienhilfe.
Deutlich wurde, dass die Suchtproblematik in der Vergangenheit stark unterschätzt wurde: Nach bundesweiten Erhebungen kommt fast jedes sechste Kind aus einer Suchtfamilie. Nicht immer sind diese Kinder auffällig. Manche wecken jedoch gerade durch ihre Unauffälligkeit die Aufmerksamkeit der Fachkräfte. Immer wieder kann festgestellt werden, dass diese Kinder auf sich allein gestellt sind und z.B. für jüngere Geschwister als Ersatzeltern funktionieren.
Diese Kinder sind in hohem Maße verantwortungsbewusst und erledigen neben dem Schulalltag auch noch die Aufgaben eines Haushaltsvorstandes. Dies führt zu einer massiven Überforderung der Kinder und damit auch zu einer seelischen Belastung. Dabei sind gerade die Jüngsten besonders gefährdet, nachdem sich die Erfahrungen der ersten Lebensjahre am tiefsten einprägen — und deshalb später auch am wenigsten korrigierbar sind.
Die Beratungsstellen werden im Folgenden prüfen, inwieweit sie ihre Angebote auf die Bedürfnisse von Kindern aus Suchtfamilien zuschneiden können. Weiter wird geprüft, wie eine kontinuierliche Information der Fachkräfte aus der Jugendhilfe zu diesem Thema sichergestellt werden kann.
Für den Suchtbeauftragten hat sich der Organisationsaufwand auf alle Fälle gelohnt: „Wir hatten alle Träger, alle Einrichtungen aus Jugendhilfe und Suchthilfe für zwei Tage an einem Tisch. Und wir haben vereinbart, dass wir die Problemstellung in regelmäßigen Treffen weiter verfolgen und die Zusammenarbeit zum Wohl der Kinder strukturieren. Mehr kann man nicht erreichen.“
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es auf der Homepage des Landratsamtes unter www​.ostal​bkreis​.de bzw. bei der Landesstelle für Suchtfragen unter www​.sucht​fra​gen​.de.