Zum Abschluss des Kreisjubiläums: Diskussion über Zukunftsperspektiven — Wertschätzung für alle, die in der Bildung tätig sind

Ostalb

Rems-Zeitung

Die schwäbischen Tugenden Fleiß, Bescheidenheit und Ausdauer zählen für den Rektor der Hochschule Aalen zu den Chancen, die die Ostalb nutzen muss. Wenn sie gepaart sind mit Wertschätzung für alle die, die in der Bildung tätig sind, von der Erzieherin im Kindergarten bis hin zum Lehrer an der Hochschule, dann kommt alles andere fast von alleine.Das sagte Professor Gerhard Schneider im Landratsamt in Aalen bei der Abschlussveranstaltung aus Anlass des 40-​jährigen Bestehens des Ostalbkreises, bei der es um dessen Zukunftschancen ging

Freitag, 29. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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OSTALBKREIS. In einer anschließenden Podiumsdiskussion beklagten die Rektorinnen der Pädagogischen Hochschule und der Hoschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd, Professorin Dr. Astrid Beckmann und Professorin Cristina Salerno, die differenzierte Hochschullandschaft auf der Ostalb sei mehr auf Männer ausgerichtet und daher für Frauen eher abschreckend.
Diese Feststellung resultierte aus der Frage von Landrat Klaus Pavel, was der Region fehle, um junge Menschen zum Bleiben zu veranlassen oder dazu, sich überhaupt auf der Ostalb niederzulassen. Studiengänge, die Frauen anziehen, war die Antwort Beckmanns, die ihre Hochschule dabei in einer besonderen Verantwortung sah. Dort seien jetzt schon 79 Prozent aller Studierenden Frauen. Durch die Einrichtung neuer Studiengänge wie etwa der Wirtschaftswissenschaften könnte man die Pädagogische Hochschule zu einer vollwertigen Universität machen. Inhaltlich müsste man sie auf die Bereiche Bildung, Gesundheit und Interkulturalität ausrichten.
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Aalen müsse mehr Angebote für Frauen machen, räumte Schneider ein. Zwar betrage ihr Anteil im Gesundheitsmanagement 93 Prozent, dagegen sei sie in anderen Studiengängen zu schwach vertreten. In der Elektrotechnik etwa seien nur fünf Prozent Frauen. Er verwies im Übrigen auf die rasante Entwicklung der Aalener Hochschule in den vergangenen vier Jahrzehnten, die die Zahl der Studenten (1973: 760) versiebenfacht hat. Eine Herausforderung der Zukunft sei, die Frauen ins Erwerbsleben zu integrieren, eine andere, Hochschulen möglichst attraktiv zu machen, und dazu gehörten auch ausreichend Parkplätze, denn der Wettbewerb um die Studierenden verschärfe sich.
Die Hochschulen selbst, sagte Schneider weiter, müssten die jungen Menschen mit der Perspektive von etwa vier Jahrzehnten ausbilden und dabei berücksichtigen, dass die Arbeitsplätze der Zukunft von der Wissensarbeit abhängen, nicht von der automatisierten. Konkret: Kassiererinnen, Zahntechniker oder Mitarbeiter in Vertrieb oder Service beispielsweise haben schlechte Zukunftsaussichten, weil sie automatisiert werden können, sehr wohl Zukunft haben aber Therapeuten, Psychologen, Mediziner, Lehrer oder Sozialarbeiter. Der Arbeitsmarkt wird sich nach Schneiders Überzeugung also deutlich ändern. Deshalb müsse Ausbildung eine gezielte und geplante Persönlichkeitsentwicklung sein.
Die Chancen der Ostalb liegen nach seiner Einschätzung nicht nur in den schwäbischen Tugenden, sondern beispielsweise auch darin, dass der Abstand zu den Metropolen dank immer besserer und schnellerer Verkehrsverbindungen kleiner wird. Außerdem seien Informationen überall verfügbar, die Innovationsnetzwerke seien stabiler. Entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer Region sei die Infrastruktur in Bildung und Erziehung, sagte Schneider. Da aber sei die Ostalb deutlich unterversorgt. Sie habe einen Nachholbedarf gegenüber dem Westen des Landes und brauche ein breiteres Rückgrat an Forschungseinrichtungen. Hochschulen seien überdies ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. In ihrem Umfeld sinke die Arbeitslosigkeit und stiegen Bruttoinlandsprodukt und Patentaufkommen.
Die zentrale Rolle der Hochschulen für die Entwicklung der Ostalb hatte auch Landrat Klaus Pavel in seiner Begrüßung unterstrichen. Der Kreis stehe im Schwabenalter zwar gut da, aber die Herausforderung der Zukunft sei, junge Menschen hier zu halten oder hierher zu holen. Dafür gelte es Strukturen zu schaffen. „Denn unser Rohstoff heißt Wissen!“