Tarifrunde in der Branche Holz/​Kunststoff: Warnstreik bei LEICHT in Waldstetten

Ostalb

Rems-Zeitung

Rund eine Stunde lang gab es gestern vor der LEICHT-​Produktionshalle einen Warnstreik. Die IG Metallhatte diesen Waldstetter Protestorganisiert, um in der aktuellenTarifrunde mehr Druck aufzubauen.

Mittwoch, 13. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Gerold Bauer
WALDSTETTEN. Das Angebot der Arbeitgeberseite sei in keinster Weise akzeptabel, betonten gestern alle Redner im Hinblick auf die Tarifrunde für die Branche Holz/​Kunststoff. Thomas Martin, IG Metall Esslingen, erinnerte an die gute wirtschaftliche Situation der Unternehmen. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Deshalb wolle man sich bei den Tarifverhandlungen auch nicht von der Arbeitgeberseite an der Nase herum führen lassen. Im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel müsse man finanzielle Anreize bieten, um junge Leute für eine Ausbildung in der Holz/​Kunststoff-​Industrie zu gewinnen beziehungsweise Beschäftigte in den Betrieben zu halten.
„Bei LEICHT stehen heute die Bänder still — und das ist gut so!“, eröffnete der LEICHT-​Betriebsratsvorsitzende Torben Wengert und schilderte dann ausführlich seine persönlichen Erlebnisse während der Tarifgespräche. „Wir hatten das Gefühl, dass uns da Laien gegenüber sitzen, die sich untereinander nicht einig waren. Es entstand immer wieder der Eindruck, dass die Arbeitgeberseite überhaupt nicht an einem Ergebnis interessiert ist!“
Tobias Bucher, Betriebsratsvorsitzender von Steelcase in Durlangen, war mit einer Delegation nach Waldstetten gekommen, um Solidarität zu demonstrieren. Er sprach davon, dass in den Betrieben durch immer komplexere Tätigkeiten die Anforderungen an die Beschäftigten stetig steigen und deshalb eine deutlich bessere Bezahlung gerecht wäre. Schließlich seien die Mitarbeiter auch am unternehmerischen Erfolg beteiligt.
Gewerkschaftssekretärin Felicitas Nick freute sich über die zahlreiche Unterstützung und die gezeigte Solidarität. „Wir haben für die Verhandlungen in Böbingen gute Argumente — aber wir wissen aus Erfahrung, dass gute Argumente nicht reichen, um Verbesserungen für die Beschäftigten zu erzielen“. Sie forderte die Belegschaften auf, selbst aktiv zu werden. „Denn ohne Bewegung und Druck aus den Betrieben wird sich nichts ändern.“
Ein ganz wichtiges Thema sei die „Zeitlohnzulage“. Diese Honorierung der Leistung (vergleichbar mit Akkordlohn) dürfe in den Tarifverhandlungen nicht angetastet werden. Sie sei sehr enttäuscht, dass der LEICHT-​Vorstand zu diesem Thema nur gleichgültig mit den Schultern gezuckt und erklärt habe, sich da raus zu halten. „Ich hätte mir von LEICHT ein deutliches Signal gewünscht, dass das Unternehmen ihren fleißigen Leuten diese Zulage nicht nehmen möchte!“