Ein Wasserkraftwerk an der Lein?

Ostalb

Rems-Zeitung

Ein Wasserkraftwerk an der Lein? Gar nicht so weit hergeholt: Zwischen 1913 und 1959 bestand eine Turbine an der Leinmühle. Sie wurde 1963 abgebrochen, der Wehrkanal verfüllt und die Wehrkrone von 2,7 Meter auf die heutige Höhe von 1,3 Meter herabgesetzt.

Freitag, 22. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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DURLANGEN (rw). Im Zuge der Energiewende werden selbst kleine Wasserkraftwerke interessant – zumindest im Schwarzwald. Ob es auch im Leintal der Fall ist, ließ der Durlanger Gemeinderat untersuchen. Das Ergebnis wurde am Freitag Abend im Gemeinderat von Ingenieur Strobel (Büro LK&P) vorgestellt.
Für die Untersuchung wurde die mittleren Abflussmengen der letzten vier Jahre zugrunde gelegt, die zugleich die niedrigsten waren. Im Durchschnitt handelt es sich um 1,6 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Das Büro rechnete zwei Arten von Wasserkraftanlagen durch: die Wasserkraftschnecke, im Prinzip eine archimedische Schraube, und das Wasserwirbelkraftwerk. Für die Wasserkraftschnecke wurden drei Wehrhöhen gewählt: der Bestand von 1,3 Meter sowie eine Erhöhung auf 2 bzw. 2,5 Meter. Robuste Technik bieten beide Anlagen, die Wasserkraftschnecke besitzt jedoch einen höheren Wirkungsgrad als die Wirbeltechnik – 75 Prozent gegenüber 55 Prozent.
Die Schnecke ist indes teurer. Ihre Kosten betragen, je nach Ausführung, zwischen 271 000 und 383 000 Euro. Bei Bestandshöhe bleibt das Werk im Minus, bei 2,5 Meter Wehrhöhe wäre man pro Jahr mit 1400 Euro im Plus und könnte 205 000 kWh Strom produzieren. Prinzipiell wäre die Wasserkraftnutzung an der Leinmühle wirtschaftlich möglich.
Aber: Eine Erhöhung der Wehrkrone auf 2,5 Meter betrachte der Naturschutz als sehr problematisch, die Wahrscheinlichkeit einer Genehmigung sei gering. „Hier ist noch nicht aller Tage Abend“, meinte Bürgermeister Dieter Gerstlauer. Man müsse warten, was und wie gefördert werde und wie sich Wirtschaftlichkeit und Artenschutz vereinen lassen.
Außerdem ließ sich das Gremium über die Stiftergemeinschaft der Kreissparkasse Ostalb informieren, unter deren Dach eine zu gründende Bürgerstiftung Durlangen zu bringen wäre. Dabei blieben noch einige Fragen offen, so dass der Gemeinderat keinen Beschluss fasste, sondern sich noch einmal informieren will, nicht zuletzt über die ethischen Grundsätze der KSK-​Anlagen. Auch die laufenden Kosten der Stiftung ließen manche Gemeinderäte erst einmal zurückhaltend reagieren.