Große Solaranlage in der Spraitbacher Kläranlage installiert

Ostalb

Rems-Zeitung

„Die meisten Bürger denken, dass unsere Straßenbeleuchtung am meisten Strom verbraucht. Doch unsere Kläranlage benötigt doppelt so viel!“, sagt Bürgermeister Ulrich Baum. Grund genug, den Betrieb durch Solarstrom wirtschaftlicher zu machen.

Dienstag, 26. März 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
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Von Gerold Bauer
SPRAITBACH. „Eigentlich hatten wir ja damit gerechnet, dass diese Präsentation an einem sonnigen Frühlingstag stattfinden wird“, kommentierte der Spraitbacher Schultes gestern den gar nicht zu einer Solaranlage passenden Wintertag. Dann erläuterte er die Beweggründe, warum der Gemeinderat sich zur Installation einer Solaranlage in der Kläranlage entschlossen habe und den dort erzeugten Strom auch vor Ort verbrauchen werde. Durch die Modernisierung und Erweiterung der Spraitbacher Kläranlage seien die jährlichen Stromkosten zum Betrieb der Aggregate um rund 9000 Euro gestiegen. Darüber hinaus verbrauche die regelmäßig dort stationierte und besonders leistungsfähige Zentrifugen-​Presse zur Klärschlammtrocknung so viel Strom, dass immer wieder die Kapazität der Leitung nicht ausreichend war und die Sicherung ausgelöst wurde.
„Nun hätten wir für rund 66 000 Euro die Stromleitung zur Kläranlage aufrüsten können“, so Baum. Der Gemeinderat habe sich aber stattdessen für eine innovative Alternative entschieden — und zwar in Kooperation mit der Alfdorfer Firma Elektro-​Abele. Mit diesem Unternehmen habe man auf sechs öffentlichen Gebäuden in Spraitbach gute Erfahrungen gemacht. „Auf diese Weise schlagen wir die berühmten zwei Fliegen mit einer Klappe — wir sparen hinsichtlich der laufenden Stromkosten und wir haben Reserven, um die mobile Presse zu betreiben.“
Das größte Problem bestand laut Baum allerdings darin, dass nicht immer dann die Sonne scheint, wenn in der rund um die Uhr laufenden Kläranlage elektrische Energie benötigt wird. Deshalb habe man eine sehr innovative Batterietechnik mit entsprechendem Lademanagement installiert. „Damit haben wir auch ein wichtiges Signal gesetzt und gezeigt, dass man mit der richtigen Technologie den Ökostrom zeitlich flexibel nutzbar machen kann“, so der Bürgermeister.
Kurt Abele erinnerte daran, dass zur Zeit in der Öffentlichkeit sehr viel von „flexiblen Netzen“ und „Energiespeichern“ zu hören sei. „Jeder spricht davon, aber die Gemeinde Spraitbach packte es an“, sagte der Alfdorfer Unternehmer. Seit etwa einem Jahr habe ein Umdenken eingesetzt, weil man sich langfristig nicht mehr auf die Einspeisevergütung verlassen könne. Deshalb denken sowohl öffentliche Gebäudeeigentümer als auch Privathaushalte darüber nach, wie sie selbsterzeugtem Strom verbrauchen und so die Energiekosten senken können. Ein wesentlicher Teil des Konzepts sei die lokale Speicherung der Energie vom Dach in Batteriebänken. In der Kläranlage in Spraitbach haben die 48 auslaufsicheren Blei-​Säure-​Akkus (AGM-​Technik) eine Gesamtkapazität von 110 Kilowatt.